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Studie zeigt

Warum Väter bei der Geburt dabei sein sollten

Vater hält sein Neugeborenes
Ingesamt wurden 298 Vätern vor und nach der Geburt Speichelproben entnommen, um ihre Cortisol- und Testosteronwerte miteinander zu vergleichen. Foto: Getty Images
Markus Hofmann

17.10.2018, 09:22 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Eine US-Studie legt nahe, dass es der Bindung von Vater und Kind guttut, wenn auch ER bei der Geburt dabei ist. Der Grund dafür soll ein Stresshormon sein.

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Die Geburt eines Kindes ist ein Ehrfurcht gebietendes Erlebnis. Natürlich in erster Linie für die Frau, die den Nachwuchs unter Schmerzen auf die Welt bringen muss. Aber auch den Herren der Schöpfung geht die Pumpe, wenn der Geburtstermin näher rückt. Neben die Vorfreude aufs Vatersein gesellt sich für manch einen dann noch die Gretchenfrage: Tue ich mir die Geburt an und stelle mich dem Gefühl von absoluter Ohnmacht? Eine aktuelle Studie aus den USA legt nahe, dass es sich für Vater und Kind lohnt, wenn Mann sich nicht vor dem Entbindungssaal drückt.

Was haben die Forscher untersucht?

Professor Dr. Lee Gettler ist Anthropologe an der University of Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana. Zusammen mit Kollegen hat er sich Folgendes angeschaut:

  1. Wie sich die Hormone von Männern rund um den Geburtstermin ihres Kindes verändern
  2. Was die Ergebnisse für die zukünftige Vater-Kind-Bindung vorhersagen.

Ihre Ergebnisse erschienen in der Fachpublikation „Hormones and Behavior“. Untersucht wurden zwei Hormone, Cortisol und Testosteron, weil die Forscher davon ausgingen, dass sie einen Einfluss auf die väterliche Fürsorge ausüben würden.

Insgesamt wurden 298 Vätern vor und nach der Geburt Speichelproben entnommen, um ihre Cortisol- und Testosteronwerte miteinander zu vergleichen. Außerdem hielten die Väter (spätestens) eine Stunde nach der Geburt ihr Kind im Arm.

Einerseits zeigte sich: Wer sein Kind kurz nach der Geburt im Arm hielt, hatte höhere Cortisol-Werte. Andererseits stellten die Wissenschaftler fest: Wer sowohl vor der Geburt als auch danach erhöhte Cortisol-Werte aufwies, gab bei einer Folgeuntersuchung in Fragebögen häufiger an, sich intensiv mit seinem Nachwuchs zu beschäftigen, z. B. mit ihm zu spielen. Daraus leitete das Forscherteam ab, dass es folglich gut sei, wenn Väter direkt nach der Geburt körperlichen Kontakt zu ihrem Kind aufbauen.1

Gleichzeitig stellte das Team um Prof. Gettler fest, dass ein verringerter Testosteronspiegel rund um die Geburt ein guter Indikator für eine engere Vater-Kind-Bindung samt mehr Interaktion war.

In einer Mitteilung der University of Notre Dame resümierte Studienleiter Prof. Gettler die Ergebnisse wie folgt: „Studien dieser Art zeigen uns die Bedeutung dessen, wenn Väter bei der Geburt dabei sind und sich mit ihrem Kind beschäftigen. Wir sehen in diesen speziellen Tagen rund um die Geburt, dass die Hormone (…) verknüpft sind mit dem, wie sich die Väter noch Monate später verhalten werden.“

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Ist Cortisol nicht ein „schlechtes“ Hormon?

In der Regel wird Cortisol auch als Stresshormon bezeichnet, was ihm einen nicht ganz so schmeichelhaften Ruf eingebracht hat. In einer Mitteilung der University of Notre Dame stellt Studienleiter Prof. Gettler aber klar, dass ein erhöhter Cortisol-Spiegel nicht immer etwas Schlechtes zu sein habe: „Wir neigen dazu, bei Cortisol von einem schlechten Hormon zu sprechen. Aber Babys brauchen eben besonders viel Fürsorge, außerdem muss man hellwach sein. Wir glauben, dass ein erhöhter Cortisol-Spiegel eine Orientierung schaffende Reaktion des Körpers darstellt, die ihn auch darauf vorbereitet, sich um ein Kind zu kümmern.“

Waren die Väter auch im Kreißsaal dabei?

In der Studie stolpert man über eine Zeitangabe: dass die Väter (und Probanden) eine Stunde nach der Geburt ihr Kind im Arm hielten. Heißt das jetzt, dass die Väter auch bei der Geburt dabei waren? Oder reichte es aus, eine Stunde nach der Geburt eine Speichelprobe abzugeben – auch wenn man vielleicht nicht mal im Klinikum war, als das Kind gerade auf die Welt kam?

Um das herauszufinden, hat FITBOOK Kontakt mit Studienleiter Prof. Gettler aufgenommen, der uns via Mail versichert, dass die allermeisten Probanden auch bei der Geburt dabei gewesen sein werden.

„Auch wenn ich bezüglich Ihrer Frage keine konkreten Daten habe, kann ich Ihnen sagen: Wenn die Väter zur Geburtszeit im Krankenhaus waren und eine Stunde danach im Kreißsaal (die Bedingung dafür, an der Studie teilzunehmen), dann wird die überwältigende Mehrheit der Väter auch bei der Geburt dabei gewesen sein.“ Das Klinikum, in dem die Untersuchungen stattgefunden haben, sei von der UNICEF als „baby-friendly“ ausgezeichnet worden. Dort werde man als Vater regelrecht ermuntert, bei der Geburt dabei zu sein. Und Prof. Gettler sollte wissen, wovon er spricht, schließlich habe er im selben Klinikum die Geburt seiner beiden Kinder live miterlebt.

Fazit

Zusammengespitzt kann man sagen: Weniger Testosteron und vor allem mehr Cortisol bei frisch gebackenen Papas soll die Vater-Kind-Beziehung stärken. Dafür scheint es aber nötig zu sein, dass die Väter ihre Cortisol-Ausschüttung erst einmal ankurbeln. Ein möglicher Weg: wenn Männer bei der Geburt ihrer Frau buchstäblich zur Seite stehen.

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Quellen

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