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Britische Studie

Kann Rauchen Schizophrenie und Depressionen auslösen?

Eine Frau raucht eine Zigarette
Raucht man eher, weil man psychisch krank ist, oder wird man durch Rauchen eher psychisch krank? Diese Frage war Gegenstand einer aktuellen Studie. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

16.11.2021, 11:35 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Dass Rauchen der körperlichen Gesundheit extremen Schaden zufügen kann, ist nichts Neues. Ebenso weiß man, dass psychisch labile Menschen eher zu dem Laster neigen. Vielleicht, weil Raucher sich mit einer Zigarette entspannen wollen. Umso interessanter, was britische Forscher herausgefunden haben: dass der kausale Zusammenhang zwischen Rauchen, Depressionen und Schizophrenie auch andersherum ausfallen könnte.

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„Die Prävalenz zu rauchen ist unter Personen mit Schizophrenie und Depression höher als in der Allgemeinbevölkerung.“ So wird die Studie der Universität Bristol im Fachblatt „Psychological Medicine“ eingeleitet.1 Prävalenz bezeichnet die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms bei Gruppierungen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ob diese sich mit der Veranlagung erklären lässt, psychisch krank zu sein/werden, oder ob – umgekehrt – das Rauchen die Entwicklung mentaler Leiden fördert? Dieses Henne-Ei-Problems haben sich die britischen Forscher angenommen.

Neigung zu Schizophrenie und Depression aufgrund von Genen oder Laster wie Rauchen?

Das Team um Dr. Robyn Wootton ging bei der Untersuchung davon aus, dass Gen-Varianten, die einen Ausbruch von Schizophrenie und Depressionen fördern können, innerhalb der Bevölkerung zufällig auftreten. Um auszuschließen, dass Lebensstilfaktoren wie Einkommen, allgemeine Fitness, Alkoholkonsum und generelle gesundheitliche Probleme das Ergebnis beeinflussen, haben die Forscher die Messwerte aus zwei Datenbanken (eine davon mit Schizophrenie-, die andere mit Depressionspatienten) stichprobenartig gewählt.

Im Fokus der Untersuchung hatten rund 378 Gen-Varianten gestanden, die bis dahin mit der Bereitschaft in Verbindung gebracht wurden, das Rauchen anzufangen; ebenso 126, die dafür standen, das Laster ein Leben lang nicht aufgeben zu können.

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Es zeigte sich: Sowohl bei Menschen, die überhaupt einmal angefangen hatten (unabhängig von Dauer und Intensität), als auch bei solchen, die man als sehr starke Langzeitraucher klassifizieren konnte, bestand ein erhöhtes Risiko auf die psychischen Krankheiten. Dieses Ergebnis stützen Wootton und ihre Kollegen etwa darauf, dass auch Personen, die mit dem Rauchen ganz – oder zumindest für einen langen Zeitpunkt, beispielsweise 20 Jahre – aufgehört hatten, immer noch fast doppelt so häufig schizophren oder depressiv wurden wie Personen, die niemals geraucht hatten.

Kritik an der Studie

Auch wenn es sich um randomisierte Daten handelte, stammten sie jedoch alle aus Europa. Die Untersuchungsergebnisse sind entsprechend nicht global aussagekräftig. Zudem geben die Forscher zu bedenken, dass für sie (noch) nicht ersichtlich ist, was genau die Prävalenz gefördert haben kann. Das heißt, ob der Tabak oder das Nikotin verantwortlich für die erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit ist.

Dies wäre wichtig, herauszufinden. Im März 2019 waren im Fachmagazin „The Lancet“ die Erkenntnisse einer Studie des Londoner King’s College erschienen, denen zufolge die Zahl der psychisch Kranken unter Cannabis-Konsumenten besonders hoch sein soll.2 Die Wissenschaftler warnten in dem Zusammenhang insbesondere vor dem Cannabis-Wirkstoff THC.

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Das Rauchen aufzugeben, lohnt sich in mehrfacher Hinsicht

Aber auch wenn hinsichtlich der aktuellen Studie weiterführende Tests nötig sind – dafür, nicht zu rauchen, spricht sehr viel. Immerhin soll bereits eine Zigarette am Tag dem Körper schaden und die Lebenserwartung entsprechend verringern können. Natürlich ist es nicht einfach, da Zigaretten (Nikotin) sehr abhängig machen. Wir haben hier für Sie Tipps, wie Sie es aber endlich schaffen können, das Rauchen aufzugeben.

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Quellen

  1. Wootton, R., Richmond, R., Stuijfzand, B. et al. (2020). Evidence for causal effects of lifetime smoking on risk for depression and schizophrenia: A Mendelian randomisation study. Psychological Medicine.
  2. Di Forti, M., Quattrone, D., Freeman, T. P. et al. (2019). The contribution of cannabis use to variation in the incidence of psychotic disorder across Europe (EU-GEI): a multicentre case-control study. The Lancet.
Themen: Depression Schizophrenie
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