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Omikron, Delta und Co.

Wie gefährlich ist es, wenn man sich mit mehreren Corona-Varianten gleichzeitig ansteckt?

Post-its mit den Namen unterschiedlicher Corona-Varianten
Bei einer Doppelinfektion kann man sich entweder gleichzeitig mit zwei verschiedenen Corona-Varianten anstecken oder aber zum Beispiel mit dem Corona- und dem Grippevirus Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

07.01.2022, 04:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Je öfter und je länger das Coronavirus Menschen und Tiere infiziert, umso mehr Mutationen können sich bilden. Omikron ist das beste Beispiel dafür. Somit steigt auch die Gefahr, dass man sich gleichzeitig mit zwei verschiedenen Corona-Varianten infiziert, denn das ist durchaus möglich. Aber wie gefährlich ist eine Doppelinfektion mit Corona? FITBOOK hat die Fakten dazu versammelt.

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Leider bringt die Corona-Pandemie immer neue Herausforderungen mit sich. Und viele Fragen können noch nicht abschließend geklärt werden. Zum Beispiel die Frage, ob eine Doppelinfektion (auch Ko-Infektion genannt) mit zwei Corona-Varianten gleichzeitig gefährlicher ist als eine Einfachinfektion? Oder führt die Infektion mit Grippe und Corona gleichzeitig zu einer besonders schweren Erkrankung? FITBOOK versucht, die Fragen anhand des aktuellen Wissensstandes zu beantworten.

Doppelinfektion mit zwei verschiedenen Corona-Varianten

Über die ersten Fälle einer sogenannten Ko-Infektion mit zwei verschiedenen Corona-Varianten wurde bereits Anfang 2021 in einer brasilianischen Studie berichtet.1 Die Studie zeigte nicht nur das Vorhandensein verschiedener Virusstämme, sondern auch die Möglichkeit sich mit mehreren Stämmen gleichzeitig zu infizieren. So wurden zwei Patienten dokumentiert, die zum damaligen Zeitpunkt mit der in Brasilien vorherrschenden Gamma-Variante infiziert waren und zusätzlich eine weitere Virusvariante aufwiesen. Die Betroffenen sollen zwischen 30 und 40 Jahren alt gewesen sein und zeigten trotz der Ko-Infektion nur milde Symptome.

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Ganz anders dagegen der Fall einer 90-jährigen Belgierin, über die im letzten Sommer berichtet wurde.2 Nachdem die Frau in eine Klinik eingeliefert wurde, hat man bei ihr sowohl die Alpha- als auch die Beta-Variante des Coronavirus nachgewiesen. Die Patientin soll unter Atembeschwerden gelitten haben und verstarb innerhalb von fünf Tagen. Da die ungeimpfte Frau alleine zu Hause lebte, wo sie von einem Pflegedienst betreut wurde, ging man davon aus, dass sie womöglich von zwei Pflegekräften mit zwei verschiedenen Virus-Varianten angesteckt wurde.

Bislang blieb es aber bei sehr wenigen nachgewiesenen Doppelinfektionen. Das erschwert eine Aussage darüber, ob der Krankheitsverlauf bei einer Doppelinfektion schwerer ist als bei einer Einzelinfektion. Die belgische Molekularbiologin Anne Vankeerberghen vom OLV-Krankenhaus in Aalst geht davon aus, dass es sich bei den Ko-Infektionen wahrscheinlich um ein unterschätztes Phänomen handelt. Denn man testet einfach zu selten auf die verschiedenen Varianten hin. Wer beispielsweise durch einen Schnelltest einen positiven Corona-Nachweis erhält, weiß eben nicht, ob es sich um eine oder mehrere Varianten handelt. Somit dürfte die Dunkelziffer der Doppelinfektionen wesentlich höher sein.

„Flurona“ – Doppelinfektion mit Grippe- und Coronavirus

Momentan diskutiert man aber eine andere Art der Doppelinfektion noch stärker: jene mit einem Grippe- und einem Coronavirus. Es wurde bereits über Fälle aus Spanien, den USA und neuerdings Israel berichtet. Schnell verbreitete sich die neue Wortschöpfung „Flurona“, eine Kombination aus „Flu“, das englische Wort für Grippe, und Corona.

Der Fall in Israel wurde erst vor wenigen Tagen bekannt. Dabei wurden sowohl das Grippevirus als auch das Coronavirus bei einer ungeimpften Schwangeren nachgewiesen.3 Allerdings hatte die 30-Jährige nur milde Symptome und wurde mittlerweile zusammen mit ihrem Neugeborenen aus dem Krankenhaus entlassen.

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Der Fall zeigt, dass eine Doppelinfektion nicht unbedingt mit einem schweren Krankheitsverlauf verbunden ist. Das bestätigt auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, der Deutschen Presse Agentur (DPA). Er halte das Auftreten solcher Doppelinfektionen für „nichts Besonderes“. Laut ihm müssen solche Fälle irgendwann mal auftreten, sie seien aber selten. Doch auch er kann nur mutmaßen, dass eine Doppelinfektion vermutlich etwas schlimmer als eine Einzelinfektion sei.

Masketragen schützt auch vor Grippeviren

Posititv ist die Tatsache, dass „durch das Maskentragen zwei Winter fast ohne Influenza abgelaufen sind“, sagt Salzberger. Somit gibt es zumindest in Deutschland keinen Grund für ein neues Horror-Szenario.

Auch Professor Sven Hammerschmidt von der Universität Greifswald äußerte sich zum Thema Doppelinfektion zwischen dem Grippe- und Coronavirus auf der Seite der Bundesregierung.4 Laut ihm gebe er zur Interaktion beider Viren noch viele Fragezeichen, denn es fehlten dazu wissenschaftliche Studien. „Es hat sich allerdings gezeigt, dass die Hygienemaßnahmen zu einer deutlichen Eindämmung der Grippewelle und zu einer schwächeren Verbreitung von Pneumokokken geführt haben“, sagt Prof. Hammerschmidt. Es könne zwar zu einer Infektion mit beiden Erregern kommen, was aber bislang kein häufiges Phänomen sei.

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Fazit

Sowohl bei der Doppleinfektion mit zwei verschiedenen Corona-Varianten als auch bei einer Ko-Infektion mit dem Grippe- und Coronavirus gleichzeitig handelt es sich um sehr seltene Fälle. Man muss dabei bedenken, dass es vermutlich eine große Dunkelziffer an unentdeckten Fällen gibt. Experten gehen zwar davon aus, dass bei beiden Arten der Doppelinfektion es zu stärkeren Krankheitssymptomen kommen kann. Doch es gibt auch Einzelfälle von Menschen, insbesondere im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, die trotz der Doppelinfektion nur milde Symptome entwickelten. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt sich zusätzlich zur Corona-Impfung auch eine Grippe-Impfung. Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) kann man sogar beide Impfungen gleichzeitig erhalten, sofern es sich bei dem Influenza-Impfstoff um einen Totimpfstoff handelt.5

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Quellen

Themen: Coronavirus
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