Sie schlafen ausreichend, fühlen sich im Prinzip gesund, sind aber trotzdem ständig müde? Wir haben mit einem Experten darüber gesprochen, woran das liegen könnte, was Sie dagegen tun können und wann Sie besser zum Arzt gehen sollten.
Wer sich tagsüber müde und schlapp fühlt, ahnt meist, dass er in letzter Zeit nicht genügend Schlaf abbekommen hat. Auch eine falsche Ernährung – wie fettiges, nährstoffarmes Essen oder zu wenig Eisen und B-Vitamine – können einen auf Dauer leistungsunfähig und schließlich krank werden lassen.
Doch was ist, wenn ich die empfohlenen sieben bis acht Stunden Schlaf täglich einhalte und selbst der ärztliche Check (samt Blutbild) darauf hindeutet, dass körperlich alles in Ordnung ist? Dann bleibt natürlich die Frage: Warum bin ich immer so müde?
Es liegt an der Schlafqualität, nicht an der Dauer
„Tatsächlich ist die häufigste Ursache für eine bleierne Müdigkeit tagsüber, dass der Schlaf an sich überhaupt nicht für die nötige Regeneration gesorgt hat, selbst wenn es lange genug war“, erklärt der Kölner Schlafmediziner Dr. Michael Feld. „Schnarchen und eine zu flache Atmung beeinträchtigen die Qualität des Schlafes maßgeblich. Das liegt unter anderem auch an den Muskeln im Rachenraum, die mit zunehmendem Alter immer mehr erschlaffen.“
Dass wir also alles andere als gut geschlafen haben, bekommen wir so direkt gar nicht mit – nur eben die Rechnung am nächsten Tag in Form einer rätselhaften Müdigkeit. Doch wie kommt es dazu, dass der Schlaf, den wir abbekommen, uns nicht ausreichend regeneriert?
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Auf die richtige „Schlafhygiene“ achten
Die Antworten liegen eigentlich auf der Hand und sind mannigfaltig: zu viel Koffein im Laufe des Tages und/oder Alkohol am Abend; aufwühlende Filme direkt vor dem Schlafengehen; lähmende Gedankenkarusselle; Streit mit dem Partner; der (berufliche) Druck, am nächsten Morgen unbedingt funktionieren zu müssen und vieles mehr.
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„Es ist ebenso wichtig, auf die eigene Schlafhygiene zu achten, als nur rechtzeitig ins Bett zu gehen“, erklärt der Experte weiter. Was genau das bedeutet, erläutert er wie folgt: „Ein dunkles, kühles und ruhiges Zimmer, pflanzliche Präparate aus Passionsblume und Baldrian sowie die Angewohnheit, kurz vor dem Schlafengehen alle vom Tag übrig gebliebenen Gedanken aufzuschreiben, können schon einen großen Unterschied machen.“
Doch sollte nicht nur der Kopf „ausgemistet“ werden, sondern hin und wieder auch das eigene Bett, sprich: Raus mit dem Liebsten! Warum? „Wir schlafen einfach besser und ruhiger, wenn wir alleine sind“, so Michael Feld.
Wir sind keine Maschinen – hin und wieder müde sein ist völlig normal
Wir alle haben eine innere Uhr, die sich nach den Jahreszeiten richtet, wobei dem Lichteinfluss auf den menschlichen Organismus dabei eine besonders wichtige Rolle zukommt.
Michael Feld meint dazu: „In unseren Breitengraden ist der Mensch naturgemäß im Winter nicht genauso leistungsfähig wie im Sommer. Diese Tatsache sollten wir uns viel mehr bewusst machen.“ Wird das übergangen, geraten wir schnell in einen tückischen Kreislauf aus schlechtem Schlaf, Bewegungsmangel, Frust und Dauermüdigkeit, der – je länger er anhält – immer schwerer zu durchbrechen ist.
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Seelische Ursachen erkennen mit der 3-3-3-Regel
Doch hinter einer Dauermüdigkeit könnte noch eine weitere Ursache stecken. Denn gerade seelische Leiden wie z.B. Depressionen oder ein Burnout kündigen sich ebenfalls oft mit einem Zustand der Erschöpfung an. „Das ist ein wichtiges Warnsignal“, bestätigt auch Michael Feld. „Wenn es möglich ist, tagsüber jederzeit einzuschlafen, dann ist der Körper meist einfach nur ruhebedürftig. Bleibt man dagegen trotz Müdigkeit wach und innerlich rastlos, dann könnte das ein Hinweis dafür sein, dass das Problem tiefer sitzt.“
Generell gilt die 3-3-3-Regel: Halten die Erschöpfungssymptome länger an als drei Monate, über drei Tage die Woche und dabei jeweils länger als drei Stunden, sollte man unbedingt zum Arzt.