Manche Menschen haben das Gefühl, nachts nicht gut sehen zu können. Einfach hinnehmen müssen Sie das nicht. Und sollten Sie auch nicht: Denn eine Nachtblindheit lässt sich zwar nicht behandeln, in den meisten Fällen steckt aber etwas ganz anderes dahinter. Darum ab zum Arzt.
Wer nachts nicht so gern Auto fährt, sagt manchmal, er sei wohl ein bisschen „nachtblind“. Gemeint ist in der Regel, dass man im Dunkeln nicht so gut sieht.
Hinter „Nachtblindheit“ steckt meist eine andere Augenerkrankung
Doch mit Nachblindheit aus medizinischer Sicht hat das in den meisten Fällen nichts zu tun. Dahinter steckt häufig ein anderes optisches Problem: ein gestörter Tränenfilm, eine Kurz- oder Weitsichtigkeit oder eine Linsentrübung. Als Nachtblindheit bezeichnen Augenärzte eine sehr seltene Netzhauterkrankung, erklärt Clemens Lange, Augenarzt in der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Sie kann entweder erblich bedingt sein oder durch einen Mangel an Vitamin A entstehen.
Die Netzhaut besteht aus Fotorezeptoren. Sie wandeln vereinfacht gesagt Licht in einen elektrischen Impuls um, der über den Sehnerv an das Gehirn weitergegeben wird. Unter diesen Rezeptoren sind die sogenannten Zapfen für das Farbsehen am Tag zuständig, die Stäbchen für das Sehen in der Dämmerung. Arbeiten die Stäbchen nicht richtig, kann sich das Auge nicht an die Dunkelheit anpassen: Der Mensch sieht schlecht.
„Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an die Dunkelheit anzupassen, laufen manchmal nachts gegen Gegenstände oder haben Schwierigkeiten, die Sterne zu erkennen“, erläutert Facharzt Lange.
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Nur etwa einer von 22.000 Menschen ist schätzungsweise von der erblich bedingten Nachtblindheit betroffen, erklärt er. In der Regel bemerken diese Menschen schon in jungen Jahren, dass sie nachts schlecht sehen. Bei manchen Patienten kommen ein unwillkürliches Augenzittern, Blendeempfindlichkeit und eine Minderung der Sehschärfe hinzu.
Viel tun kann der Arzt nicht, wenn er eine erbliche Nachtblindheit diagnostiziert. Die Funktion der Stäbchen lässt sich nicht wieder herstellen.
Gehen Sie in jedem Fall zum Augenarzt
Trotzdem sollten Patienten schlechtes Sehvermögen bei Nacht immer mit einem Augenarzt besprechen. Denn ist der Grund für die selbst „diagnostizierte“ Nachtblindheit in Wirklichkeit eine Linsentrübung oder ein gestörter Tränenfilm, ist eine frühe Behandlung entscheidend. Und ist, auch wenn das selten vorkommt, der Vitamin-A-Mangel Schuld, kann man eventuell auch noch rechtzeitig entgegenwirken.