1. Oktober 2024, 3:51 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Malaria gehört zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten weltweit und wird durch bestimmte Parasiten verursacht. Die Übertragung erfolgt durch dämmerungs- und nachtaktive Mücken. Die Symptome reichen von Fieber und Schüttelfrost bis hin zum Koma und Tod. FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt die Ursachen, Symptome und den Verlauf von Malaria.
Fast mehr als 100 Länder weltweit sind auf allen Kontinenten (mit Ausnahme von Australien) von der Erkrankung betroffen. Im Jahr 2022 wurden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ungefähr 249 Millionen Malariafälle registriert, von denen der Großteil in Afrika auftrat. Die Krankheit forderte 608.000 Opfer – wobei 80 Prozent dieser Opfer Kinder unter fünf Jahren ausmachten.1
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Übersicht
Was ist Malaria?
Unter Malaria kann man sich eine Infektionskrankheit vorstellen, die primär in tropischen und subtropischen Regionen vorkommt. Ausgelöst wird sie durch einzellige Parasiten, sogenannte „Plasmodien“. Zunächst vermehren sie sich in der Leber, ehe sie dann die roten Blutkörperchen des Menschen befallen und dazu führen, dass diese aufplatzen. Somit gelangen weitere Parasiten in den Blutkreislauf, woraufhin der Körper mit Fieber reagiert, um die Infektion zu bekämpfen.
Es gibt verschiedene Arten von Plasmodien, die Malaria beim Menschen verursachen können. Zu den typischen Symptomen gehören Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Erbrechen und Durchfall. Dabei kann der Verlauf der Erkrankung je nachdem, welchen Erreger man hat, variieren.
Wie wird Malaria übertragen?
Bereits ein Stich der Anopheles-Mücke reicht aus, um sich mit Malaria zu infizieren. Sie dient als Wirt für einzellige Parasiten, die die Krankheit auslösen. Dabei beginnt der Lebenszyklus der Malaria-Erreger, sobald eine infizierte Person von einer weiblichen Mücke gestochen wird. Die Mücke nimmt das Blut auf, welches reproduktive Zellen des Parasiten (Plasmodien) beinhaltet. Diese können sich dann im Körper der Mücke vermehren, weiterentwickeln und gelangen in ihre Speicheldrüse. Wird nun eine andere Person von der infizierten Mücke gestochen, kann der Erreger in die Blutbahn des Menschen injiziert werden. Nach Abschluss der Inkubationszeit, die je nach Art des Erregers zwischen sieben und vierzig Tagen dauern kann – gelangen die Plasmodien in die Leber, in der sie sich vermehren und entwickeln. Von dort aus befallen die Erreger die roten Blutkörperchen.
Innerhalb der Blutkörperchen kommt es zu einer erneuten Vermehrung, bis die Zellen platzen und mehr Parasiten freigesetzt werden. Diese befallen weitere rote Blutkörperchen, wodurch sich die typischen Malaria-Symptome wie Schüttelfrost und Fieber entwickeln.2
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Ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich?
Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. In der Regel stellen also Infizierte keine Gefahr für andere dar. Jedoch kann eine Übertragung durch infizierte Nadeln, Bluttransfusionen mit kontaminiertem Material oder von einer infizierten Mutter auf ihr ungeborenes Kind erfolgen.
Inkubationszeit hängt von der Art des Erregers ab
Nachdem man sich mit Malaria infiziert hat, bricht die Erkrankung nicht sofort aus, da die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome von der Art des Erregers abhängig ist.
Es gibt fünf Plasmodienarten, die beim Menschen Malaria auslösen können:
- Plasmodium falciparum (löst „Malaria tropica“ aus): Ist der tödlichste Parasit und am weitesten in Afrika verbreitet. Er hat eine Inkubationszeit von sieben bis 15 Tagen.
- Plasmodium vivax (löst „Malaria tertiana“ aus): Tritt häufiger außerhalb Afrikas auf, mit einer Inkubationszeit von zwölf bis 18 Tagen.
- Plasmodium ovale (löst „Malaria tertiana“ aus): Besitzt ebenfalls eine Inkubationszeit von zwölf bis 18 Tagen.
- Plasmodium knowlesi (löst „Knowlesi-Malaria“ aus): Eine seltenere Art, die in Südostasien vorkommt, vor allem in Waldgebieten, mit einer Inkubationszeit von zehn bis zwölf Tagen.
- Plasmodium malariae (löst „Malaria quartana“ aus): Die Inkubationszeit beträgt 18 bis 40 Tage und der Parasit kann monatelang oder jahrelang im Blut verbleiben, ehe Symptome auftreten.
Das Tückische an einigen Plasmodienarten (wie P. vivax und P. ovale) ist, dass sie jahrelang in der Leber ruhen und wiederkehrende Malaria-Anfälle auslösen können.3
Diese Symptome hat die Erkrankung
Für gewöhnlich beginnt Malaria mit eher unspezifischen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Diese Anzeichen werden fälschlicherweise von den Betroffenen häufig mit einem grippalen Infekt oder einer Magen-Darm-Infektion gleichgesetzt. Betroffene können auch an Erbrechen, Abgeschlagenheit und trockenem Husten leiden. Zusätzlich kann der vermehrte Zerfall roter Blutkörperchen eine Blutarmut (Anämie) auslösen. Die genauen Symptome sind je nach vorliegender Malaria-Form unterschiedlich:
Malaria tertiana
Typisch für diese Form ist, dass sie mit plötzlichem Fieber und unspezifischen Beschwerden beginnt. Dabei können diese Fieberanfälle alle 48 Stunden auftreten. In diesem Zusammenhang kommt es gerade in Nachmittagsstunden zum Eintreten von Schüttelfrost sowie hohem Fieber. Die hohe Temperatur, die meistens drei bis vier Stunden anhält, fällt abrupt auf die Normwerte ab. Diese Form von Malaria weist selten einen tödlichen Verlauf auf.
Malaria tropica
Bei der „Malaria tropica“ handelt es sich um die gefährlichste Art, da die Symptome sehr vielfältig sein können und ein typischer Fieberverlauf nicht vorhanden ist. Am Anfang kann es zu unspezifischen Beschwerden kommen, die jedoch schnell von schweren Komplikationen abgelöst werden können. So können Krampfanfälle, Störungen des Bewusstseins und Koma auftreten. Zusätzlich kann es bei den Betroffenen zu einem Kreislaufkollaps, Nierenversagen, Blutarmut und Schock kommen.
Malaria quartana
Diese Art ist selten und zeichnet sich primär durch Fieber aus, welches alle drei Tage, also im 72-Stunden-Rhythmus auftritt. Es ist sogar möglich, dass es noch Jahre nach der Erstinfektion zu Rückfällen kommen kann.
Plasmodium knowlesi
Diese Malaria-Form kommt ausschließlich in Südostasien vor, wobei der Erreger hauptsächlich von Affen stammt. Werden die Erreger jedoch durch die Anopheles-Mücken übertragen, ist es in seltenen Fällen möglich, dass die Krankheit bei Menschen auftreten kann. Das Krankheitsbild selbst ist durch tägliche Fieberschübe geprägt.4
Wie verläuft Malaria?
Ist man mit „Malaria tropica“ infiziert, kann es zu einer Vergrößerung mehrerer Organe kommen, die schwer beeinträchtigt werden. Unter anderem kann eine Splenomegalie (Vergrößerung der Milz) entstehen, weil es durch den Abbau der vielen zerstörten roten Blutkörperchen zu einer Überlastung der Milz kommt. Nimmt sie weiterhin an Größe zu, kann es zu einem Milzriss kommen, was zu starken inneren Blutungen führt. Dieser Zustand wird auch als „Tropisches-Splenomegalie-Syndrom“ bezeichnet. Zudem ist es möglich, dass sich die Leber vergrößert (Hepatomegalie). Besonders gefährlich ist die sogenannte „zerebrale Malaria“ – in diesem Fall befallen die Erreger nämlich das zentrale Nervensystem. Als Folge können Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle bis hin zum Koma auftreten.
Herzmuskelentzündungen und Lungenversagen
Ein weiteres Problem stellen die Malaria-Erreger dar, wenn sie die Lunge des Menschen angreifen. Man spricht dann von einer „pulmonalen Malaria“, bei der häufig Lungenödeme auftreten. Das Herz kann ebenfalls betroffen sein (kardiale Malaria), was zu Herzmuskelentzündungen führen kann.
Weitere Komplikationen
Der verstärkte Zerfall roter Blutkörperchen führt neben einem akuten Nierenversagen zu Blutarmut und einem Kreislaufkollaps. Hingegen besteht bei Schwangeren und Kindern ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung (Hypoglykämie), welches sich durch Symptome wie Schwäche, Schwindel, Heißhunger und Krampfanfälle bemerkbar machen kann.
Gibt es Risikogruppen?
Gerade für Kinder, die in Malaria-Gebieten leben, stellt die Erkrankung eine große Gefahr dar. Es reichen bereits wenige Tage, bis der Erreger schwere Komplikationen auslösen kann. Besonders Säuglinge und Kinder unter fünf Jahren sind stark gefährdet, sich zu infizieren und schwer zu erkranken. Auch wenn Kinder Malaria überleben, kann es dazu kommen, dass sie lebenslange geistige oder körperliche Schäden davontragen, die ihre weitere Entwicklung beeinträchtigen können.
Aber auch Schwangere, HIV/AIDS-Patienten und Menschen mit einer Immunschwäche gehören zu den Bevölkerungsgruppen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwere Krankheitsverläufe und ein hohes Sterberisiko zu haben. Kommt es zu einer Malaria-Infektion innerhalb der Schwangerschaft, kann es für das ungeborene Kind gefährlich werden. Es kommt häufig zu Frühgeburten, wobei die Kinder mit einem niedrigeren Geburtsgewicht zur Welt kommen – was ihre Überlebenschancen und Wahrscheinlichkeit einer gesunden Entwicklung in der Kindheit verringert.5
Wie behandelt man die Erkrankung?
Die Behandlung der Erkrankung richtet sich nach der Art und den Begleiterkrankungen, die der Betroffene hat. Aber auch eine mögliche Schwangerschaft, Unverträglichkeiten oder Allergien gegenüber bestimmten Malaria-Medikamenten spielen bei der Therapie eine große Rolle. In der Regel verläuft die Behandlung medikamentös, wobei je nach Erreger unterschiedliche Wirkstoffe gegen die Parasiten eingesetzt werden. Manchmal kann auch eine Kombination aus zwei Wirkstoffen notwendig sein, um die Erkrankung effektiv zu behandeln –wenn zum Beispiel eine Resistenz gegen das Medikament besteht.6
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Gibt es Präventionsmaßnahmen?
Der wohl wirksamste Schutz vor der Erkrankung ist die Vermeidung von Mückenstichen – gerade in Risikogebieten, während der Abend- und Morgendämmerung. Befindet man sich in Hochrisikogebieten, bekommt man zudem die Einnahme vorbeugender Medikamente empfohlen. Mithilfe der medikamentösen Prophylaxe kann man eine Infektion nicht unbedingt verhindern, allerdings tötet man die Erreger im Blut ab – solange diese keine Resistenz gegenüber dem eingesetzten Medikament haben.
Weitere effektive Maßnahmen umfassen:
- Imprägnierte Moskitonetze mit insektenabtötenden Substanzen (unter denen man schlafen kann)
- Das Tragen langer Kleidung (die imprägniert ist)
- Das Aufhalten in mückensicheren Räumen (z. B. ausgestattet mit Fliegengitter oder Klimaanlage)
- Die Verwendung von Insektenschutzmittel
Malaria-Impfstoff
Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Oktober 2021 weltweit den ersten Malaria-Impfstoff zuließ, gibt es bisher keine wirksame Impfung gegen Malaria. Hierzu sind noch weitere Forschungen notwendig.7