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Studie

Diabetes-Medikament Metformin könnte Übergewichtige vor Long Covid schützen 

Metformin gegen Long Covid
Das Diabetes-Mittel Metformin könnte das Risiko für Long Covid reduzieren – zumindest bei Übergewichtigen Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

17.03.2023, 15:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Übergewichtige haben im Fall einer Infektion mit dem Coronavirus ein tendenziell erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe sowie die Entwicklung von Long Covid. Doch dieses könnte die Einnahme des Diabetes-Medikaments Metformin womöglich reduzieren. Das legt zumindest eine aktuelle Untersuchung nahe. Bei der Interpretation der Ergebnisse gibt es jedoch einiges zu beachten. Lesen Sie bei FITBOOK mehr dazu.

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Metformin ist ein nach seinem Wirkstoff benanntes Medikament, das in erster Linie zur Behandlung von Typ-2-Diabetes verabreicht wird.1 Daneben verschreiben es einige Ärzte auch bei bestimmten gynäkologischen Erkrankungen, die mit starkem Übergewicht einhergehen können. Ein weiterer Behandlungseffekt wird diskutiert: Metformin könnte demnach das Long-Covid-Risiko senken. Dennoch ist es als Covid-19-Medikament noch nicht relevant, und das hat gute Gründe.

Metformin könnte laut Studie vor Long Covid schützen

Frühere Studien hatten bereits nahegelegt, dass Metformin, zügig nach einer Infektion mit dem Coronavirus eingenommen, die Viruslast im Blut Betroffener verringern und den Erkrankungsverlauf somit günstig beeinflussen kann.2 Forscher der University of Minnesota haben diesen möglichen Effekt nun eingehender untersucht, das Preprint dazu erschien beim Fachmagazin „The Lancet“.3 Dabei haben sie auch weitere Medikamente beleuchtet, die in der Covid-19-Forschung bereits eine Rolle gespielt haben. Neben dem Diabetes-Mittel Metformin waren dies Ivermektin – eigentlich ein Entwurmungsmittel – und das Antidepressivum Fluvoxamin.

Ablauf

1323 weibliche und männliche Covid-19-Patienten zwischen 30 und 85 nahmen an der Untersuchung teil. Sie alle waren übergewichtig bis adipös und deshalb besonders gefährdet für einen schweren Krankheitsverlauf sowie die Entwicklung von Long Covid. Die Studie wurde dezentral, also an verschiedenen medizinischen Einrichtungen, und verblindet durchgeführt. Dies bedeutet, dass die Probanden selbst nicht wussten, zu welchem Behandlungsarm sie gehörten, sprich, welches Medikament an ihnen getestet wurde bzw. ob sie der Placebo-Gruppe zugeteilt waren. Mehr als 95 Prozent der Probanden standen insgesamt neun Monate lang für regelmäßige Follow-ups zur Verfügung. Auf die über sie gewonnenen Daten stützt das Team um Studienleiterin Carolyn Bramante seine Rückschlüsse.

Erkenntnisse

Die Daten zeigten, dass die Einnahme von Metformin das Long-Covid-Risiko um rund 40 Prozent senken konnte. Für den Effekt seien das Alter der Probanden sowie auch die Virusvariante, an der sie erkrankt waren, relativ unerheblich. Dagegen sei laut der Forscher ein bestimmter Einnahmeturnus entscheidend. Demnach ist es wichtig, möglichst zeitnah nach der Coronainfektion mit der Einnahme von Metformin zu beginnen. In den ersten vier Tagen sollte es jeweils eine ganze Tablette à 500 Milligramm Metformin sein, danach drei Tage lang eine halbe Tablette täglich.

Die anderen getesteten Medikamente zeigten eine entsprechende Wirkung nicht. So seien sowohl bei der Fluvoxamin- als auch bei der Ivermektin-Gruppe vermehrt Long-Covid-Symptome festgestellt worden. Den höchsten Anteil an Long-Covid-Patienten habe es in der Placebo-Gruppe gegeben.

Keine Hinweise auf Wirkung bei Normalgewichtigen

Definitiv sollte man Metformin nicht verallgemeinernd als Mittel zur Vorbeugung von Long Covid betrachten. Denn zum einen betonen die Forscher, dass eine Wirkweise auf Normalgewichtige nicht Gegenstand der Untersuchung war. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass Metformin bei Menschen ohne (starkes) Übergewicht irgendeinen Effekt auf das Long-Covid-Risiko zeigt. Und zum anderen habe sich im Verlauf der Untersuchung bzw. anhand der beobachteten Symptome die Definition von „Long Covid“ immer wieder verändert. Heißt: Selbst wenn Betroffene nach eigenem Empfinden an Long-Covid-Symptomen litten, sind diese in der Dokumentation womöglich nicht berücksichtigt. Die Zahlen seien daher nicht überzubewerten.

Bis auf Weiteres ist Metformin als das zu betrachten, was es ist: ein Medikament zur Behandlung von Diabetes Typ 2. Es wird eingesetzt, um in der Leber die Neubildung von Glucose zu hemmen und auch insgesamt zu einer verbesserten Glucoseverwertung bei den Betroffenen beizutragen. Durch die erprobte Wirkweise des Mittels kann es bei Diabetikern einen Anstieg des Blutzuckerspiegels nach der Nahrungsaufnahme im Zaum halten und dadurch zu einem gewissen Grad einen Gewichtsverlust unterstützen. Dies ist wichtig für eine erfolgreiche Behandlung von Diabetes Typ 2.

Daneben legen Untersuchungen nahe, dass Metformin Entzündungsprozesse im Fettgewebe von an Diabetes Erkrankten lindern kann. Hier könnte der Zusammenhang mit der beobachteten günstigen Effekten durch Metformin auf das Long-Covid-Risiko liegen, doch bislang handelt es sich nur um Arbeitsthesen. Die Forscher erklären, dass die Zwischenergebnisse zwar optimistisch stimmen, jedoch weiterführende Untersuchungen nötig sind, bevor man Metformin fundiert als Covid-Medikament diskutieren kann.

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Quellen

Themen Coronavirus
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