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Ohne Supermärkte und Welthandel

Menschen ernährten sich laut Studie vor 100 Jahren vielfältiger als heute

Gemüsefarm in Thailand
Die moderne Landwirtschaft (hier: Arbeiter bei der Kohlernte in Thailand) trägt dazu bei, dass die Menschen sich einseitiger ernähren als vor 100 Jahren Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

05.05.2021, 16:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Trotz exotischer Früchte und teuer importierten Superfoods – der Mensch von heute hat eine einseitigere Ernährung als noch vor 100 Jahren. Zu dieser Erkenntnis kamen jetzt australische Forschende nach einer umfassenden Gewebeprobenanalyse.

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Hätten Sie gedacht, dass trotz Mega-Angebot in den Supermärkten es vergleichsweise einseitig auf unseren Tellern aussieht? Tatsächlich scheint es um die Ernährung vor 100 Jahren und davor wesentlich abwechslungsreicher bestellt gewesen zu sein. Diese überraschende Erkenntnis brachte jetzt eine Analyse von 13.666 Gewebeproben aus aller Welt hervor. Die Proben stammen von Menschen, die vor und nach 1910 lebten. 1910 markiert übrigens den Zeitpunkt, ab welchem sich nach und nach der Kunstdünger in der Landwirtschaft durchsetzte.

Untersuchung von Gewebeproben dreier Gruppen

Um den Unterschieden in der Ernährung auf die Spur zu kommen, verglichen Forscher*innen der James Cook University in Queensland die Gewebeproben (aus Haaren, Kollagen und Nägeln) von drei Gruppen. Die einen stammen von dem heutigen modernen Stadtmenschen, die anderen von Selbstversorgergemeinschaften (z.B indigene Völker) und die dritte von Personen, die vor 1910 lebten. Einige Proben waren sogar über 1000 Jahre alt. Sie alle wurden einer sogenannten Isotopenanalyse unterzogen.

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Isotope lassen Rückschlüsse auf Herkunft der Nahrung zu

Gemessen wurden Kohlenstoff-Isotope als Delta-C-13 und Stickstoff-Isotope als Delta-N-15. Beide stehen untereinander im Verhältnis, sodass der Wert sich ändert, je nachdem, ob die Nahrung aus dem Wasser oder von Land stammt. Ebenso lässt sich aus dem Delta-N-15-Wert ermitteln, aus welcher Ebene der Nahrungskette die Speisen stammen. Also Raubtier, Fleisch von Pflanzenfressern, andere tierische Produkte oder pflanzliche Nahrung. Alle Werte zusammen geben einen recht guten Eindruck davon, wie vielfältig der Speiseplan der jeweiligen Menschen war bzw. ist. Denn je unterschiedlicher diese ausfallen, desto abwechslungsreicher ging bzw. geht es in Sachen Ernährung zu.

Vielfalt der Ernährung nahm in den vergangenen 100 Jahren ab

Menschen vor 1910 zeigten teilweise sehr unterschiedliche Delta-C-13- und Delta-N-15-Werte, heißt es im Studienbericht. Selbst wenn sie in derselben Region lebten. Nur wenn sie sich streng pflanzlich oder extrem fleischlastig ernährten, zeigte sich das Spektrum eher eingeschränkt. Nach Ermittlung aller Werte kommen die Forschenden zu dem Schluss: Global betrachtet war die Ernährung bei den Menschen vor 100 Jahren und ist diese bei den heute noch naturnah lebenden Menschen dreimal so vielfältig.

Ein Zahlenbeispiel: Der Delta-C-Wert liegt bei modernen vegan lebenden Menschen bei -24,2 Promille. Bei ihren Vorfahren ohne Supermarkt liegt er teilweise bei -31,4. Ähnlich verhält es sich mit dem Delta-N-15-Wert. Hier kommen vegane Städter auf +0,45 Promille, während Naturvölker in Papua-Neuguinea auf +5,57 Promille kommen. Vor der Erfindung des Kunstdüngers lag die Bandbreite weltweit bei -2,3 bis +22,3 Promille.

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Trotz Nahrungsüberangebot – warum ernähren wir uns heute einseitiger?

Die Forschenden haben dafür eine recht einfache Erklärung: Die moderne Landwirtschaft hat sich auf einige wenige Nutzpflanzen spezialisiert, die mehr oder weniger den globalen Weltmarkt beherrschen. So schaffen es von den insgesamt 30.000 Apfelsorten nur eine Handvoll in die Supermarktregale. Das Gleiche gilt für Kartoffeln, die mit über 2000 Sorten daherkommen, von denen nur ein Teil für den Handel zugelassen sind. Gleichzeitig wissen über die unzähligen heimischen Kräuter und essbaren Wildpflanzen nur noch Expert*innen Bescheid. Dünger, das immer gleiche Futter für Schlachttiere und Optimierung durch Züchtungen haben im Laufe der letzten Jahrzehnte zu einer Art „weltweiter Gleichschaltung“ der Lebensmittel geführt. Zu Lasten der Vielfalt, der Nährstoffe und oft auch des Geschmacks. Auf den Punkt gebracht: Auch wenn wir vor vollen Regalen stehen, mit immer mehr scheinbar „neuen“ (meist stark verarbeiteten) Lebensmitteln, essen wir genau genommen immer das Gleiche.

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