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Kein gesundheitlicher Nutzen!

Wissenschaftlerin kritisiert Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian

Kourtney Kardashian
Kourtney Kardashian ist geschäftstüchtig – keine Frage. Sinnvoll sind die von ihr vermarkteten Produkte leider nicht zwingend, wie eine Wissenschaftlerin erklärt Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

17.02.2023, 19:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Kourtney Kardashian hat teure Vagina-Fruchtgummis auf den Markt gebracht, welche die weibliche Gesundheit fördern sollen. Laut einer Expertin profitiert davon vor allem eins: das ohnehin schon dicke Konto des Reality-Stars.

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Vaginalgesundheit ist ein wichtiges Thema und es ist bedeutend, Frauen weltweit darüber aufzuklären. Kourtney Kardashian möchte angeblich ihren Beitrag dazu leisten. Zusammen mit einer Firma für Nahrungsergänzungs-Süßigkeiten hat sie ein Produkt namens „Lemme Purr“ auf den Markt gebracht, für das sie jetzt auf Instagram fleißig die Werbetrommel rührt. Ihr Versprechen: Die leckeren Vagina-Fruchtgummis sorgen für einen gesunden pH-Wert, ein intaktes Mikrobiom und damit für ein frisches, „köstliches“ Gefühl, frei von Gerüchen. Das alles sei zudem durch Studien bewiesen. Die schwedische Mikrobiologin Prof. Ina Schuppe Koistinen, die sich auf die Rolle der vaginalen Mikroflora für die Gesundheit von Frauen spezialisiert hat, hat sich einmal genauer angeschaut, auf welchen Wirkstoffen diese Behauptung beruht. Ihr Fazit: rausgeschmissenes Geld.

Was es mit den Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian auf sich hat

„Geben Sie Ihrer Vagina den süßen Leckerbissen, den sie verdient (und verwandeln Sie sie in einen süßen Leckerbissen)“, schreibt Kourtney Kardashian unter ein Video, auf dem niedliche Katzen über sie laufen, während sie in ein Fruchtgummi beißt. Die Andeutungen sind mehr als deutlich. Und was steckt in dem Produkt, für das man für 30 Fruchtgummis etwa 30 Dollar zahlt? Laut Herstellern Ananasextrakt, Vitamin C und ein klinisch getestetes Probiotikum mit dem Namen Bacillus coagulans. Laut Produktbeschreibung hätten Studien gezeigt, dass besagtes Probiotikum die vaginale Gesundheit sowie ihren Geschmack und Geruch positiv beeinflusse. „Das hat mich überrascht“, schreibt die Forscherin in ihrem Artikel, der im britischen Wissenschaftsmagazin „The Conversation“ erschienenen ist. „Sollte ich über diese Studien und Wirkungen eigentlich Bescheid wissen, da dies mein primäres Forschungsgebiet ist.“

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Verwendetes Probiotika für die Forschung eher uninteressant

Vorweg: Die Inhaltsstoffe Vitamin C (bei einer ausgewogenen Ernährung gibt es keinen extra Bedarf) und Ananasextrakt (soll wohl für den versprochenen Geschmack sorgen) hält die Forscherin für Spielerei. Was Bacillus coagulans betrifft: „Meine Kollegen und ich haben es nie als wichtig für die Gesundheit der Vagina identifiziert, obwohl wir in den letzten Jahren Tausende von Proben analysiert haben.“ Um nicht möglicherweise den neusten Forschungsstand verpasst zu haben, hat die Expertin aktuelle Studien durchforstet und kommt zu dem Schluss: „Anscheinend kann es die Stuhlhäufigkeit und die Symptome der Verstopfung verbessern.“ Das trifft das Thema Vaginalgesundheit nicht ganz. Allerdings berichtetet eine einzige Studie mit 70 Frauen, die vaginale Beschwerden hatten, von einer Linderung der Symptome nach direkter vaginaler Verabreichung des Probiotikums.1„Es gibt keine Veröffentlichungen zur oralen Verabreichung des Probiotikums, die die Behauptungen von Kourtney stützen“, so die schwedische Wissenschaftlerin.

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Kourtney setze ein falsches Signal

Für die Mikrobiologin leisten die Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian genau gar nichts für die Vaginalgesundheit. Im Gegenteil: „Die Aussage, dass unsere Vagina nicht gut ist, wie sie ist und daher verbessert werden muss, um anderen zu gefallen, ist zutiefst besorgniserregend.“ Eine gesunde vaginale Mikroflora besteht aus Laktobazillen, die den pH-Wert niedrig halten und uns vor Infektionen schützen. Sie hat ihren ganz individuellen Geruch, der sich je nach Zyklus ein wenig verändert. „Er ist unsere persönliche Handschrift, die wir nicht verstecken müssen.“ Und sie räumt mit einem weiteren, sich hartnäckig haltenden Mythos auf: Ananas beeinflusst den Geschmack der Vagina nicht. Sie wird bei Genuss schlicht und einfach verdaut.

Eine gesunde Vagina überlässt man sich selbst

Eine Vagina bedarf keiner besonderen Pflege; sie ist dank ihres Ausflusses selbstreinigend. „Erst, wenn dieser Ausfluss einen starken und unangenehmen Geruch hat, kann dies ein Zeichen für eine Infektion sein, die schwerwiegende Folgen für Ihre Gesundheit und Fruchtbarkeit haben kann. Und in diesem Fall sollte man sich von deiner Gynäkologin beraten lassen und nicht von einem Reality-Star.“ Prof. Ina Schuppe Koistinen fasst abschließend zusammen: „Die Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian haben keinen gesundheitlichen Nutzen. Sie sind ein weiteres Beispiel dafür, wie andere mit der Unsicherheit von Frauen in Bezug auf ihren Körper Geld verdienen.“

Übrigens: Selbst Kourtneys Followerschaft hat diesen billigen Trick durchschaut. „Das ist lächerlich, wer glaubt den solchen Unsinn?“ oder: „Hört auf, euer Geld zu verschenken!“, sind nur zwei von unzählig kritischen Kommentaren bei Instagram.

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Quellen

Themen #noom Frauengesundheit Sexuelle Gesundheit Stars
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