Der Fastenmonat Ramadan hat begonnen und läuft noch bis zum 14. Juni. Bis dahin verzichten gläubige Muslime tagsüber auf Essen und Trinken, das ist erst wieder am Abend erlaubt. Ob sie damit ihrer Gesundheit schaden? FITBOOK fragte einen Ernährungsexperten und einen Mediziner.
Während des Ramadan dürfen gläubige Muslime zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang nichts essen oder trinken. Erst am Abend brechen sie also das Fasten – beim Iftār, dem gemeinsamen Abendessen. Von dem Gebot, das nach einer ziemlichen Belastung für den Körper klingt, sind Schwangere, Kinder und Kranke ausgenommen. Ansonsten gilt es für alle Muslime ab dem Erreichen des religionsmündigen Alters von etwa 14 Jahren. Schaden sie damit ihrer Gesundheit?
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Das sagen die Experten
FITBOOK wandte sich an den Diplom-Ökotrophologen Uwe Knop. Er glaubt: Wie gut ein Erwachsener das Nicht-Essen und -Trinken wegsteckt, hängt vom individuellen Lebensstil und der körperlichen Verfassung ab. „Der stundenlange Nahrungsverzicht macht manchen Menschen gar nichts aus“, weiß er, „bei anderen kann er zu Gereiztheit und Müdigkeit führen.“ Auch Unterzuckerung und daraus resultierende Heißhungerattacken seien denkbar, wie der Experte auf FITBOOK-Nachfrage erklärt.
Dem Durst nicht nachgehen zu dürfen, sei in aller Regel am kritischsten zu betrachten. Insbesondere an warmen und sonnigen Tagen. „Wenn man zudem durch körperliche Arbeit ins Schwitzen kommt, ist ein Flüssigkeitsmangel möglich“, warnt der Ernährungswissenschaftler. Diese Dehydration könne schlimmstenfalls in einen Kreislaufzusammenbruch münden. In jedem Fall müsse man auf seinen Körper hören. Führe das Tagesfasten zu Unwohlsein, sei es für den individuellen Organismus einfach nicht das Richtige.
„Die zentrale Frage ist: Ist man gesund genug, um das Fasten durchzustehen?“ Wer das Gefühl hat, dass es das körperliche Befinden stark beeinträchtigt, sollte das Vorhaben besser überdenken.
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Bei Jugendlichen gilt aber Vorsicht
„Da sich Jugendliche in der Wachstumsphase befinden und der Nährstoffbedarf akut höher ist, können bei ihnen mögliche negative Auswirkungen noch stärker ausfallen“, erklärt Ernährungswissenschaftler Knop. Daher sollten Eltern für Symptome wie Unkonzentriertheit, Schwindel, Kopfschmerzen und Müdigkeit besonders sensibel sein und bereits im Vorfeld evaluieren, wie reif und belastbar ihr Nachwuchs ist. Vor allem der Flüssigkeitsmangel könne bei Jugendlichen zu einem größeren Problem werden, da bei ihnen der Bewegungsdrang und somit auch der Wasserbedarf größer sei als bei Erwachsenen.
Der Ramadan fällt 2018 in eine wichtige Prüfungsphase vor den Schulferien im Sommer. Davor warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) in der „Ärztezeitung“ und appelliert daher aktuell an muslimische Eltern, dass für Schüler das Fasten und insbesondere der Flüssigkeitsentzug aus medizinischer Sicht schädlich sei. „Manche kommen gleich aus der Schule zu uns, weil sie zusammengeklappt sind oder starke Kopfschmerzen und Bauchschmerzen haben“, erklärt Verbandspräsident Thomas Fischbach.

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Fasten-Empfehlungen für Berliner Schüler
Nicht erst seit diesem Jahr sorgt der muslimische Fastenmonat an deutschen Schulen für Spannungen. Um ihnen beizukommen, haben sich das Bezirksamt Neukölln und die dortige Schulaufsicht mit Vertretern von Moscheen und Vereinen getroffen. Zusammen entwickeln sie die offizielle Neuköllner Empfehlung mit ihren zwölf Hinweisen. Darin steht unter anderem: „Fasten ist kein Freischein, um schulische Pflichten zu umgehen. Fasten heißt also auch nicht, die Teilnahme am Sportunterricht zu verweigern.“ Ebenso kann man dort lesen: „Wenn Eltern ihre Kinder für das Fasten loben, sollte das Lob immer verknüpft werden mit dem Hinweis, dass es bei Gott noch höher angesehen ist, wenn Kinder und Jugendliche zugleich in der Schule erfolgreich sind.“