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Gesundheit

Diese 2 Lebensmittel können laut Studien gegen Darmkrebs helfen

Lebensmittel gegen Darmkrebs bzw. deren pflanzliche Verbindungen werden erforscht
Knapp 60.000 Menschen in Deutschland erhalten pro Jahr die Diagnose Darmkrebs Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

06.03.2024, 16:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Früh diagnostiziert, haben Patienten mit Darmkrebs heute sehr gute Heilungschancen. Forscher suchen nach Antitumor-Waffen, die die Funktion von Immunzellen in ihrem Kampf gegen Darmkrebs stärken können – oder Darmkrebszellen gar zerstören können. In den Fokus sind mit Schisandrin B und Urolothin A zwei natürliche, chemische Verbindungen gerückt, die in der Magnolienfrucht (auch Schisandrabeere) bzw. dem Granatapfel enthalten sind.

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Immuntherapien sind ein Megatrend in der Onkologie: Sie regen das körpereigene Immunsystem so an, dass es den Tumor aus eigener Kraft besiegt. Teilweise gelingt es, Darmkrebspatienten alleine mit einer Infusion, die das Immunsystem gezielt stimuliert, zu behandeln. Deutschen Forschern gelang es, einen Stoff im Granatapfel zu identifizieren, der tumorbekämpfende Immunzellen stärkt. Ein weitere, natürliche pflanzliche Verbindung, die in Schisandrabeeren bzw. Magnolienfrucht enthalten ist, soll sogar Darmkrebszellen zerstören. Können diese beiden Lebensmittel gegen Darmkrebs helfen?

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Stoff in Magnolienfrucht tötet Darmkrebszellen im Spätstadium ab

Eine zentrale Eigenschaft von Tumorerkrankungen besteht darin, dass Immunzellen, die eigentlich den Tumor bekämpfen sollen, durch das umliegende Gewebe unterdrückt werden (Immundysfunktion genannt). In der Folge kann sich der Tumor unkontrolliert im Körper vermehren und wachsen.

Sehr wirksam gegen Darmkrebs ist einer neuen Studie zufolge Schisandrin B – eine chemische Verbindung, die in einer Pflanze vorkommt, die als Schisandrabeere oder Magnolienfrucht bekannt ist. Der Antitumor-Wirkstoff, bei dem es sich um ein Polyphenol handelt, zeigte offenbar besonders gute Ergebnisse, wenn er in Darmkrebszellen im Spätstadium eingeführt wurde.

Die Forscher testeten Schisandrin B an menschlichen Darmkrebs-Tumorzellen in verschiedenen Stadien sowohl in vitro als auch in Tiermodellen. Bei der molekularen und zellulären Analyse stellten sie fest, dass das Polyphenol in den Krebszellen eine Stressreaktion aktivierte, die zu deren Tod führte. Und zwar besonders dann, wenn sich die Darmkrebszellen im Spätstadium befanden.

Die Stressreaktion steht in Zusammenhang mit sogenannten „fehlgefalteten“ Proteinen. Falsch gefaltete Proteine können sich zu Klumpen zusammenlagern, die für die Zelle gefährlich werden und u. a. Krebs verursachen können. Auch die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer stehen mit falsch gefalteten Proteinen im Zusammenhang.

So sei festgestellt worden, dass Schisandrin B den Zelltod durch Apoptose verursacht habe, sagte Studienautor Dr. Hani El-Nezami von der Universität Hongkong zu „Medical News Today“. Apoptose meint den programmierten Zelltodprozess – es handelt sich also um keinen zufälligen Prozess. Der Stoff zeige überdies eine geringe Toxizität gegenüber gesunden Zellen, heißt es. Offenbar ein weiterer Vorteil gegenüber Stoffen in derzeit verfügbaren Krebsmedikamenten.

Schisandrabeeren werden seit Jahrhunderten in der TCM eingesetzt

Der sekundäre Pflanzenstoff der Magnolienfrucht wird seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen und japanischen Medizin zur Behandlung von Leber- und Magenproblemen sowie als Stärkungsmittel zur Steigerung der Vitalität und gegen Angstzustände eingesetzt. 2016 zeigte eine Studie der University of Alabama, die sich auf Kopf- und Halskrebs konzentrierte, dass ein weiterer Wirkstoff der Magnolie abnormalen Zellen töten kann. Es handelte sich hierbei um Honokiol, das aus Rinde, Samenzapfen und Blättern von Bäumen der Gattung Magnolia isoliert wird. 

Die neusten Erkenntnisse, die in der Fachzeitschrift Pharmacology & Translational Science veröffentlicht wurden, könnten helfen, den Mechanismus hinter den krebsbekämpfenden Eigenschaften von Schisandrin B zu erklären.1

Wirkstoff, der bei der Verstoffwechslung von Granatäpfeln entsteht, stärkt tumorbekämpfende Immunzellen

Auch Forschende aus Deutschland sind solchen natürlichen Verbindungen auf der Spur im Kampf gegen Krebs. So gelang es 2022 einem Team um Prof. Florian Greten vom Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie an der Goethe-Universität Frankfurt, einen Stoff zu identifizieren, der tumorbekämpfende Immunzellen stärkt: Urolith A – ein Wirkstoff, der bei der Verstoffwechslung von Granatäpfeln durch Darmbakterien entsteht. Die Ergebnisse der entsprechenden Studie wurden damals in der Fachzeitschrift „Immunity“ publiziert.2

Darmkrebs ist eine Krebserkrankung mit hoher Sterblichkeit in fortgeschrittenen Stadien – und eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die Erkrankung tritt vor allem bei Menschen ab 50 Jahren auf. Sie betrifft in den meisten Fällen Dickdarm (Kolonkarzinom) oder Mastdarm (Rektumkarzinom), kann aber in sehr seltenen Fällen auch den Dünndarm oder den After betreffen. Einen ausführlichen Überblick über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs finden Sie hier.

In Untersuchungen an menschlichen Immunzellen konnten die Frankfurter Wissenschaftler zeigen, dass der Wirkstoff die Funktion von T-Zellen in ihrem Kampf gegen Darmkrebs nachhaltig verbessert. Diese würden nach einer Behandlung mit Urolithin A zu T-Gedächtnisstammzellen, welche das Immunsystem mit verjüngten T-Zellen versorgen.

Gealterte und geschädigte Mitochondrien würden durch den Wirkstoff entfernt und durch neue ersetzt. Mitochondrien sind winzige Gebilde innerhalb einer Zelle. Deren Aufgabe ist die Produktion eines Moleküls, welches sämtlichen Organe und alle Muskeln als Energiequelle benötigen.

Warum Schisandrin B und Urolithin A Darmkrebszellen bekämpfen, ist noch unklar

Warum die beiden natürlichen Verbindungen letztendlich wirksam sind gegen Darmkrebszellen – bei Schisandrin B soll das insbesondere gegen Darmkrebszellen in einem späten Stadium der Fall sein – wissen die Forscher noch nicht. Beide Ergebnisse beziehen sich auf Laborstudien mit menschlichen Immunzellen, klinische Untersuchung steht noch aus.

Dementsprechend ist es auch zu früh, die beiden Früchte bzw. Auszüge daraus, etwa in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, zur Behandlung von Darmkrebs oder der unterstützenden Wirkung von Medikamenten zu empfehlen.

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Schisandrabeere und Granatapfel: Helfen die Lebensmittel gegen Darmkrebs? Finger weg von Nahrungsergänzungsmitteln

Schisandrabeeren kann man im Ganzen getrocknet oder pulverisiert und in Kapseln abgefüllt als Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Von einer Einnahme ohne ärztliche Aufsicht raten die Forschenden ausdrücklich ab, da unerwünschte Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten zu befürchten sind. Auch Granatapfel-Extrakte sind zahlreich vertreten auf dem irrsinnig großen Markt der Supplemente. Gesundheitsfördernde Wirkung: unklar. Wechselwirkung mit Medikamenten: ebenfalls möglich.3 Dass die beiden Lebensmittel effektiv gegen Darmkrebs helfen, leitet sich auch nicht aus den Studien ab. Wer etwas für seine Gesundheit tun möchte, isst die Kerne des Granatapfels frisch (wie man ihn richtig schält, erfahren Sie hier) oder trinkt sie in gepresster Form als Saft. Je frischer, desto mehr Vitamine sind enthalten.

Quellen

Themen Darmkrebs Krebs

Quellen

  1. Co V. A., El-Nezami H., Liu Y. et al. (2024): Schisandrin B Suppresses Colon Cancer Growth by Inducing Cell Cycle Arrest and Apoptosis: Molecular Mechanism and Therapeutic Potential. Pharmacology & Translational Science ↩︎
  2. Denk, D., Petrocelli, V., Conche, C. et al. (2022). Expansion of T memory stem cells with superior anti-tumor immunity by Urolithin A-induced mitophagy. Immunity. ↩︎
  3. Deutsches Krebsforschungszentrum: Granatapfel gegen Krebs – was ist dran? (aufgerufen am 06.03.2024) ↩︎
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