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Infektionen mit Coronavirus

Covid-19-Todesfälle bei Kindern sind selten

Bei einem Kind wird ein Rachenabstrich zum Test auf Corona gemacht
Nur ganz selten verläuft die Corona-Erkrankung bei Kindern so schwer, dass sie daran sterben Foto: Getty Images
Christian Glass

29.06.2020, 15:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In einer europaweiten Studie haben Forscher untersucht, wie schwer Kinder am Coronavirus erkranken. Demnach gibt es nur ganz selten Covid-19-Todesfälle unter den jungen Patienten. Den Medizinern ist jedoch aufgefallen, worin sich die Erkrankung im Vergleich zu Erwachsenen unterscheidet. FITBOOK fasst den Inhalt der Studie zusammen.

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Kinder erkranken eher selten nach einer Infektion durch das Coronavirus Sars-CoV-2. Und nur in ganz wenigen Fällen verläuft die Erkrankung so schwer, dass Lebensgefahr droht. Covid-19-Todesfälle sind bei Kindern die Ausnahme. Zu dem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam um Marc Tebruegge. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre europaweite Studie zum Thema Coronavirus bei Kindern im renommierten Fachmagazin „The Lancet Child & Adolescent Health“.

Überall in Europa sind auch Kinder an Corona erkrankt

Ein Netzwerk an Medizinern, das eigentlich über Tuberkulose bei Kindern forscht, hat im April 2020 bei 128 Kinderkliniken in 31 europäischen Ländern nachgefragt, wie viele Kinder wegen Corona behandelt werden mussten. 77 Kliniken haben insgesamt 582 Fälle gemeldet. Bedeutet: Die Corona-Pandemie ist auch bei den Jüngsten in ganz Europa angekommen.

Da die Zahlen meist von Schwerpunktkliniken stammten, gingen die Forscher eigentlich davon aus, dass vor allem schwere Erkrankungsfälle gemeldet würden. Zu ihrer Erleichterung waren jedoch nur wenige Fälle mit schwerem Infektionsverlauf darunter.

Ein Viertel der Kinder litt an Atemwegsinfektionen

An Infektionen der unteren Atemwege, zu denen Luftröhre und Bronchien zählen, litten 143 Kinder, das sind 25 Prozent. Bei 93 von ihnen wurde eine Lungenentzündung radiologisch festgestellt. 25 Kinder (4 Prozent) mussten an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Wurde eine Beatmung durchgeführt, dauerte sie meist länger, maximal 34 Tage.

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Covid-19-Todesfälle bei vier Kindern

Alle vier waren älter als zehn Jahre. Zwei der Kinder hatten Vorerkrankungen. Bei dem einen Kind waren dies die Folgen einer Monate zuvor erfolgten Stammzellen-Transplantation, bei dem anderen wurde wegen der Schwere der Vorerkrankungen auf eine mechanische Beatmung verzichtet.

Bei den beiden verstorbenen Kindern ohne Vorerkrankungen war das eine zuvor auf einer Intensivstation an ein Beatmungsgerät angeschlossen gewesen. Das andere Kind erlag auf dem Weg ins Krankenhaus einem Herz- und Atemstillstand.

Auffällig: Viele Kinder erkrankten ganz plötzlich

Eine beunruhigende Erkenntnis der Studie ist, dass die meisten überlebenden Kinder ganz plötzlich erkrankten. Nur 25 Prozent waren durch Vorerkrankungen geschwächt. Das ist anders bei erwachsenen Patienten. In dieser Gruppe erkranken in der Regel eher ältere Menschen und Menschen mit langjährigen Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Herzschwäche, schwer an Covid-19. Stichwort: Risikopatienten. FITBOOK berichtete, dass bei 20 Prozent der Vorerkrankten mit einem schweren Krankheitsverlauf zu rechnen sei.

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Symptome: Fieber, Husten, Durchfall – aber kein Kawasaki-Syndrom

379 Kinder (65 Prozent) litten unter Fieber. 313 Kinder (54 Prozent) erkrankten an den oberen Atemwegen (zum Beispiel Halsschmerzen und Husten). 128 Kinder (22 Prozent) hatten Durchfall. Immerhin 92 Kinder (16 Prozent) waren frei von Beschwerden – die Infektion wurde zufällig diagnostiziert, woraufhin sie zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht wurden.

Im Frühjahr häuften sich Meldungen weltweit über eine schwere entzündliche Verlaufsform der Covid-19-Erkrankung bei Kindern. Auch FITBOOK berichtete über das sogenannte Kawasaki-Syndrom. Die gute Nachricht: Das Syndrom, dass mittlerweile den sperrigen Namen „PIMS-TS“ besitzt, wurde bei keinem Kind innerhalb dieser europäischen Studie nachgewiesen. Die Forscher vermuten daher, dass das Entzündungs-Syndrom eher eine sehr seltene Verlaufsform bleibt.

Welche Medikamente wurden den Kindern gegen Corona verabreicht?

An Medikamenten mit möglicher intraviraler Wirkung wurden 40 Kinder mit Hydroxychloroquin behandelt. Remdesivir wurde 17 Patienten verabreicht. 6 Kinder bekamen Lopinavir-Ritonavir. Drei Kinder erhielten Oseltamivir. An weiteren Medikamenten wurden verabreicht: Kortikosteroide (22 Kinder), Immunglobulin (7), Tocilizumab (4), Anakinra (3) und Siltuximab (1).

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Forscher insgesamt beruhigt über das Ergebnis der Studie

Marc Tebruegge ist Hauptautor der Studie und Leiter des Instituts für Kindergesundheit in London. In einer Pressemitteilung zeigt sich der Mediziner beruhigt über das Ergebnis der europaweiten Untersuchung. „Unsere Studie bietet den bislang umfassendsten Überblick über Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen. Wir waren beruhigt zu sehen, dass die Sterblichkeitsrate in unserer Kohorte sehr niedrig war. Sie dürfte wohl noch wesentlich niedriger sein, da viele Kinder mit leichten Erkrankungen nicht medizinisch behandelt und daher nicht in diese Studie aufgenommen worden wären.“

Auch wenn die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen nur leicht erkranken, mahnt Tebruegge nicht die schweren Verläufe zu vergessen. „Eine bemerkenswerte Anzahl von Kindern entwickelt schwere Krankheitsverläufe und benötigt Unterstützung auf der Intensivstation. Dies sollte bei der Planung der Gesundheitsressourcen im Verlauf der Pandemie berücksichtigt werden“, sagt Tebruegge.

Themen Coronavirus Kindergesundheit
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