29.02.2024, 11:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wir werden jedes Jahr um ein Jahr älter – soweit ist das richtig. Der körperliche Alterungsprozess schreitet jedoch offenbar nicht genauso kontinuierlich voran. Wie US-Forscher herausfanden, ereignen sich in drei Lebensjahren besonders merkliche Veränderungen im Blutplasma.
Forscher der Stanford University in Kalifornien haben Blutproben von rund 4200 Menschen zwischen 18 und 95 Jahren analysiert. Dabei lag ihr Fokus auf mehr als 3000 im Plasma vorhandenen Eiweißstoffen. Der Anteil der Eiweißstoffe blieb bei einigen davon über Jahrzehnte weitestgehend konstant. Aber: Bei drei Lebensjahren wurden große Schwankungen festgestellt – mit etwa 24, 60 und 78 Jahren. In diesen drei Jahren macht unser biologisches Alter laut der Studie regelrechte Sprünge.1
Übersicht
Biologisches Alter durch Blutplasma ermitteln
Die Forscher haben aus ihrer Erkenntnis einen neuen, „disziplinübergreifenden Ansatz“ entwickelt. In der Untersuchung hatte dieser den Test bereits bestanden. Sie können nun anhand der auffälligen Veränderungen im Blut Rückschlüsse auf das biologische Alter der Probanden ziehen. Das Team um Studienleiter Benoit Lehallier hatte das Lebensalter der Probanden nur anhand derer Blutproben zuverlässig erkannt, mit einer Abweichung um jeweils höchstens drei Jahre.
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Ergebnisse decken sich mit diversen Mäuse-Studien
So konnten die Forscher der Universität Berkeley bei einer Mäuse-Studie aus dem Jahr 2005 herausfinden, dass die Erzeugung von siamesischen Zwillingen aus einer jungen und einer alten Maus – sodass sich die Mäuse Blut und Organe teilten – zu der Verjüngung des Gewebes und Umkehrung des Alterungsprozesses bei den alten Mäusen geführt hat.2
Das gleiche Team hat 2020 daran anschließend untersucht, wie das Verdünnen von Blutplasma auf den Alterungsprozess alter Mäusen wirkt. Die Ergebnisse zeigen: Allein durch die Verdünnung des Blutplasmas konnte bei den Mäusen ein altersumkehrender Effekt festgestellt werden. Dabei wurde die Hälfte des Blutplasmas der alten Mäuse durch eine Mischung aus Kochsalzlösung und Albumin – ein Bluteiweiß, das bei der Untersuchung das Protein ersetzt hat, welches bei der Verdünnung verloren ging – ersetzt. Die alten Mäuse erfuhren einen gleichen oder stärkeren Verjüngungseffekt als bei der Paarung mit jüngeren Mäusen in vorherigen Untersuchungen.3
Ergebnisse deuten auf schädliche Faktoren im Blut hin
Die Ergebnisse der neuesten Mäuse-Studie deuten darauf hin, dass neben der Verwendung von jungem Blut auch die Beseitigung von potenziell schädlichen Faktoren, wie bestimmte Proteine, in altem Blut zu einer Umkehrung des Alterungsprozesses führen kann. Leitende Studienautorin der Mäuse-Studie aus dem Jahr 2020, Professorin für Bioengineering an der UC Berkley Irina Conboy, sagt: „Junges Blut oder Faktoren sind für den Verjüngungseffekt nicht erforderlich; die Verdünnung von altem Blut ist ausreichend.“4
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Bluttests können damit frühzeitig auf Erkrankungen hinweisen
Der Wissenschaft könnten die Erkenntnisse dabei helfen, anhand des biologischen Alters von Patienten beispielsweise altersbedingte Erkrankungen besser vorherzusehen und mit einer entsprechenden Behandlung zu beginnen. Bei Alzheimer etwa verhält es sich so, dass sich die negative Entwicklung der Symptome (u.a. Gedächtnisstörungen, körperliche Fehlfunktionen, Demenz) besser im Zaum halten lassen, je früher die Diagnose gestellt und die Therapie begonnen wurde. Da die Studien rund um die Umkehrung des Alterungsprozesses bis dato nur an Mäusen vorgenommen wurden, bedarf es, was das mögliche Potenzial des Blutplasmas in Hinblick auf einen Verjüngungseffekt angeht, weitere Forschung.