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Internist ordnet Körpertemperaturen ein

Ab wann hat man Fieber – und wie misst man es am besten?

Wann ist es erhöhte Temperatur, wann Fieber – und wie ermittelt man es am besten? FITBOOK erklärt’s.
Wann ist es erhöhte Temperatur, wann Fieber – und wie ermittelt man es am besten? FITBOOK erklärt’s. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

08.06.2022, 17:12 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Fieber zählt neben Husten zu den häufigeren Anzeichen auf eine Corona-Infektion. Aber ab welcher Körpertemperatur hat man es überhaupt? Und mit welchem Gerät und an welcher Körperstelle liefert die Messung das zuverlässigste Ergebnis? FITBOOK hat mit dem Internisten Dr. Matthias Riedl gesprochen.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Möchte man sein Fieber messen, sollte man wissen, dass die Temperatur nicht überall am Körper gleich ist. Im Normalfall beträgt die Körperkerntemperatur um die 37 Grad Celsius. Je weiter vom Körperkern entfernt, desto kühler wird es. So können die Hände und Füße bei gerade einmal 28 Grad liegen, und fühlen sich bei manchen „Frostbeulen“ bekanntlich noch kälter an. Daher ist es natürlich wichtig, an welcher Stelle man die Körpertemperatur misst, wann dies geschieht und mit welche Art von Thermometer eingesetzt wird. Und FITBOOK beantwortet auch die Frage, ab welcher Temperatur man von Fieber sprechen kann.

Was ist Normaltemperatur und ab wann hat man Fieber?

Zeigt das Thermometer eine Temperatur zwischen 36,5 und 37,4 Grad Celsius an, bedeutet das Normaltemperatur. Darüber beginnt erhöhte Temperatur. Ab ungefähr 38,1 Grad hat man es mit leichtem Fieber zu tun. Mittleres Fieber bezeichnet die kleine Spanne zwischen ungefähr 38,6 und 39 Grad, alles danach ist hohes Fieber – und kann ab spätestens 42 Grad lebensbedrohlich werden. Hier nochmals im Überblick:

KörpertemperaturEinordnung
36,5 bis 37,4 Normaltemperatur
37,5 bis 38erhöhte Temperatur
38,1 bis 38,5leichtes Fieber
38,6 bis 39mittleres Fieber
39,1 bis 39,9hohes Fieber
40 bis 42sehr hohes Fieber

„Typische Fiebersymptome kann man aber schon weitaus eher bekommen. Viele Menschen merken schon eine leichte Temperaturerhöhung bei 37,5 Grad Körpertemperatur körperlich“, erklärt Internist Dr. med. Matthias Riedl im Gespräch mit FITBOOK. Die Körpertemperatur steige übrigens über den Tag verteilt um bis zu ein Grad an. Das heißt: Morgens ist die Temperatur niedriger als am Abend. Und sei man körperlich aktiv, könne sich der Körper um bis zu zwei Grad erwärmen.

All das sollte man beachten, wenn man die eigene Körpertemperatur misst. Und umso wichtiger sind genaue Messwerte.

Die genaueste Methode zur Fiebermessung

Wer wirklich einen genauen Wert haben möchte, sollte seine Körpertemperatur rektal messen, d. h.: im Po. Diese Methode liefert „aussagekräftige Ergebnisse“ schreibt der Springer Medizin Verlag und beruft sich dabei auf einen Messmethodenvergleich von Intensivmedizinern des Lougheed Center im kanadischen Calgary.

Die zweitbeste Methode zum Fiebermessen

Die üblichste Methode zum Messen von Fieber gilt Experten zufolge als die zweitzuverlässigste. Im Mund, also unter der Zunge, weiche die Messgenauigkeit für gewöhnlich um kaum 0,5 Grad ab. Beachten Sie aber, zehn Minuten vorher nichts mehr zu essen und zu trinken, denn heißes oder kaltes Essen bzw. Trinken kann das Ergebnis verfälschen.

Welche Methoden ungenau sind

Die Messwerte aus den Achseln seien oft ungenau – mit bis zu zwei Grad Abweichung – und somit fast nicht für eine medizinische Einordnung verwendbar. Das Gleiche gilt für Stirn- und Ohrthermometer.

Welche Arten von Thermometern gibt es?

Glasthermometer

Gibt es noch, werden aber nur noch selten gekauft. Glasthermometer sind empfindlich und haben relativ lange Messzeiten. Während Alternativen binnen weniger Sekunden ablesbar sind, dauert es bei Glasthermometern mehrere Minuten.

Digitale Thermometer

Ein solches haben vermutlich mittlerweile die meisten zu Hause – und es wird auch von Dr. Riedl empfohlen. Es eignet sich für Messungen unter der Zunge, in den Achseln und im Anus.

Infrarotthermometer

Gerade in Corona-Zeiten wurden sie in Shops und Arztpraxen oft eingesetzt: Ohr- und Stirnthermometer. Sie messen die Temperatur per Infrarotstrahlen. Das geht schnell und kann praktisch sein, wenn z. B. das Kind herumzappelt und kein Thermometer im Mund, geschweige denn Po haben will. Die Methode ist in der Regel aber nicht sehr genau, Experten raten davon eher ab.

Wozu hat man überhaupt Fieber?

„Fieber dient der Infektabwehr beziehungsweise dazu, die Lebensbedingungen von Erregern zu verschlechtern“, erklärt Dr. Riedl. Ob und wann die Temperatur hochgeht, wird vom Hypothalamus gesteuert, einem Abschnitt des Zwischenhirns, der als „Kommandozentrale“ des Nervensystems fungiert.

Der genaue Hergang: Wenn Abwehrzellen im Körper Bakterien oder Viren feststellen, senden sie Botenstoffe aus. Diese agieren mit anderen Botenstoffen, bis einige dieser sogenannten Transmitter die Barriere zwischen Blutkreislauf und Gehirn überwinden und im Hypothalamus Alarm schlagen.

Was dann passiert? Die Heizung wird ordentlich aufgedreht, erklärt Prof. Hanns-Christian Gunga vom Institut für Physiologie an der Berliner Charité. Das soll den Zweck erfüllen, die Erreger quasi abzukochen.

Auch interessant: Warum bekommen manche Menschen nie Fieber?

Ärzte raten Fieber spätestens ab 42 Grad zu senken

Fieber ist also wichtig. Deshalb muss auch von Fall zu Fall entschieden werden, ob man in diese natürliche Abwehrreaktion des Körpers eingreift, als das Fieber zu senken versucht, oder nicht.

Wie Dr. Riedl weiß, können Jüngere auch hohe Temperaturen in der Regel relativ gut wegstecken. Aber: „Wenn die Beeinträchtigung zu stark wird oder es zu einer Kreislaufbelastung kommt, sollte man Maßnahmen ergreifen.“ Der Facharzt weist darauf hin, dass der Puls deutlich ansteigen kann, „das kann für ältere Menschen unter Umständen kritisch werden“.

Prof. Gunga sieht es auch so. Er würde eine unverbindliche Obergrenze bei 42 definieren. Ab etwa 42 Grad Körpertemperatur sterben nicht nur Bakterien, sondern auch Eiweiße – also lebenswichtige Bausteine der Zellen. Ebenso sei es problematisch, wenn das Fieber über mehrere Tage anhält. „Um den Körper so aufzuheizen, wird irrsinnig viel Energie aufgewendet“, sagt er. Irgendwann sind die Reserven aufgebraucht.

Medikamentös oder besser mit Hausmitteln?

Damit das Fieber sinkt, kann man es erstmal mit Wadenwickeln versuchen. „Die Extremitäten sind am unempfindlichsten gegenüber Kälte“, erklärt Prof. Gunga, deswegen seien kühle Wickel dort nicht unangenehm. Hilft das nicht, unterbrechen Substanzen wie ASS effektiv die Botenkette. Sie hemmen die Prostaglandine, die letzten in der Reihe der Transmitter. So bekommt der Hypothalamus kein Signal mehr zum Aufheizen.

Auch interessant: Wann Sie fiebersenkende Medikamente wirklich nehmen sollten

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Wegen Corona: Sind prophylaktische Fiebermessungen sinnvoll?

Es gibt viele Menschen, die aktuell täglich Temperatur messen, um sich so scheinbar auf eine mögliche Coronainfektion zu untersuchen. „Das ergibt aber keinen Sinn“, so Dr. Riedl zu FITBOOK. Verlässlichere Symptome seien ein Kratzen im Hals und starker Husten, und auch diese könnten genauso auf andere Erkrankungen hindeuten.

Die Anschaffung eines Fieberthermometers hält er hingegen für vernünftig. „Viele haben nicht mal eins zu Hause“, weiß er aus seiner Praxis. Das sollte man für den Bedarfsfall ändern – auch unabhängig vom Coronavirus.

Themen: Coronavirus
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