Heiß baden statt joggen? Klingt erst einmal nicht nach einem angemessenen Ersatz. Mehrere Studien deuten jedoch darauf hin, dass es das hinsichtlich bestimmter Effekte ist. Denn heißes Baden ist nicht nur gesund, sondern verbrennt auch noch Kalorien.
Jeder kennt die Tage, an denen die Aussicht auf ein heißes Bad um Längen attraktiver ist, als Sport zu treiben. Und offenbar muss man gar kein so schlechtes Gewissen haben, wenn man sich für den Badespaß entscheidet. Denn mehrere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Heiß baden hat einen ähnlich gesunden Effekt auf den Körper wie eine leichte Trainingseinheit!
Übersicht
Heißes Bad erzielt ähnlichen Effekt wie leichtes Ausdauertraining
Den Effekt eines heißen Bades auf den Körper haben u. a. Forschende der Conventry University einer Studie vom Dezember 2020 untersucht. Um die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den physiologischen Reaktionen von Bewegung und Erwärmung zu vergleichen, durften die Proband*innen sich für die gleiche Dauer in einen heißen Whirlpool setzen bzw. ein leichtes Ausdauertraining auf dem Fahrrad absolvieren. Die Ergebnisse: Während Bewegung den Energieverbrauch besser erhöhte, ähnelten sich Körperreaktionen wie Temperatur und Herzschlag bei den beiden Aktivitäten sehr.
Durch den verbesserten Blutfluss kann „passive Hitze“ (heißes Bad, Sauna) also im Hinblick auf die Körperreaktion mit leichtem bis moderatem Ausdauertraining – z. B. Walken, Joggen oder Fahrradfahren – gleichgesetzt werden. So sollen laut den Forschenden die kardiovaskuläre Gesundheit verbessert, die Zellreparatur stimuliert und sogar depressive Gefühle reduziert werden können.
Allerdings kann ein heißes Bad den Sport nicht komplett ersetzen, denn die physischen Reaktionen werden lediglich „simuliert“. Muskelaufbau und Fettverbrennung erfolgen zum Beispiel nur über körperliches Training.
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Heißes Bad kann Herzgesundheit fördern
Die Wirkung von heißem Baden oder Saunagängen auf die Gesundheit wurden in den letzten Jahren vermehrt erforscht. So konnte in Studien beispielsweise festgestellt werden, dass regelmäßige Saunagänge einen positiven Effekt auf das Demenz- und Alzheimer-Risiko haben und zudem einem Rückgang von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen
Durch die passive Hitze werden Blutgefäße und Arterien vergrößert und es kommt zu einem gesteigerten Blutfluss. In der vollen Badewanne wirkt außerdem der Gravitationsdruck des Wassers auf den Körper ein, der dabei hilft das Blut wieder ins Herz zu pumpen. Das kann laut Forschung zusätzlich fördernd für die Herzgesundheit und Blutgefäße sein.
Baden verbrennt so viele Kalorien wie 30 Minuten spazieren
Wissenschaftler der Loughborough University haben bereits 2017 untersucht, ob ein heißes Bad mit Sport vergleichbar ist. Für die Untersuchung ließen die Forscher 14 männliche Teilnehmer zwei unterschiedliche Tests absolvieren. Sie mussten sowohl eine Stunde Rad fahren als auch ein einstündiges Bad bei 40 Grad Wassertemperatur nehmen. Dabei sollte die Körpertemperatur steigen und die Kandidaten in Schwitzen bringen. Die schlechte Nachricht: Eine Stunde Planschen ersetzt keine ausgiebige Radtour.
Doch selbst wenn beim Radeln mehr Kalorien verbrannt werden – auch ein heißes Bad regt den Stoffwechsel an und steigert so den Energieverbrauch um ganze 80 Prozent. Das heißt in konkreten Zahlen: Während wir entspannt in der Wanne liegen, setzt der Körper rund 140 Kalorien um.
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Positive Wirkung auf den Blutzucker
Auch Diabetiker profitieren von einem heißen Bad: Der Körper reagiert auf Erwärmung mit der Ausschüttung spezieller Proteine, die Zuckermoleküle binden und so den Blutzuckerspiegel senken.
Die Wissenschaftler der Loughborough University zeigen sich selbst von ihren Ergebnissen überrascht: „Wir entdeckten, dass Probanden, die ein Bad genommen hatten, durchschnittlich zehn Prozent niedrigeren Blutzucker hatten, als Probanden, die in dieser Zeit Sport gemacht hatten. Dieses Ergebnis hätten wir nicht erwartet.“
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Fazit: Ein heißes Bad ist gesund, aber kein kompletter Ersatz für Sport
Trotz der vielversprechenden Studienlage hält einen ein heißes Bad alleine nicht nachhaltig gesund. Passive Hitze reicht nicht aus, um das Herz-Kreislauf-System und die Blutgefäße in Schuss und den Blutzucker niedrig zu halten.
Wissenschaftler empfehlen weiterhin Bewegung und Sport als bestes Mittel für die Gesundheit. Ein heißes Bad nach dem Training kann eine geeignete Ergänzung sein, wobei zur Regeneration auch Eisbäder hoch im Kurs stehen. Mit dieser Reihenfolge holt man das Meiste aus dem gesundheitsfördernden Effekt der heißen Wanne raus.