
30. Juni 2025, 11:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei 30 Grad Außentemperatur möchte man sich am liebsten mehrmals täglich unter die Dusche stellen. Aber was verträgt die Haut? Zwei Dermatologen verraten, wie viel Duschen der Haut wirklich guttut und warum Wasser allein schon reicht. Ab wie vielen Duschen täglich trocknet die Haut aus? Und was ist die ideale Duschtemperatur? Zwei Dermatologen antworten.
An heißen Tagen duschen viele gleich mehrmals täglich – aus einem Bedürfnis nach mehr Frische heraus, für die Hygiene oder einfach aus Gewohnheit. Doch was für unser Körpergefühl angenehm ist, kann für die Haut schnell zur Belastung werden. Denn häufiges Duschen, falsche Reinigungsprodukte oder zu hohe Wassertemperaturen greifen den natürlichen Schutzfilm der Haut an – selbst bei Menschen mit normaler Haut. Worauf man bei Duschfrequenz, -temperatur, -gel und der Pflege danach achten sollte, hat FITBOOK von den Dermatologen Prof. Bernadette Eberlein und Dr. Timm Golüke erfahren.
Übersicht
Wie oft duschen im Sommer? Was die Haut wirklich verträgt
Die tägliche Dusche gehört für die meisten zur Routine – im Sommer können daraus auch mal eben zwei oder drei Duschen pro Tag werden. Darauf zu verzichten, ist nicht nur ungewohnt, manch einer fühlt sich ohne in seiner Haut einfach nicht wohl.
Hat man eine normale Haut, haben die befragten Dermatologen nichts gegen eine tägliche Dusche einzuwenden. Von mehr raten beide Mediziner aber ab. „Mehrmals täglich Duschen trocknet die Haut aus“, warnt Prof. Dr. med. Bernadette Eberlein, Dermatologin am Klinikum rechts der Isar im Gespräch mit FITBOOK. So sieht es auch Dermatologe Dr. Timm Golüke: „Man sollte nicht zu oft duschen. Auch nicht bei normaler Haut, denn bei jeder Dusche spülen wir viele der körpereigenen Fette und nützliche Bakterien ab, die uns vor äußeren Einflüssen schützen sollen.“
Durch das Schwitzen im Sommer wird die Haut bei hohen Temperaturen gut durchfeuchtet und zudem ihr pH-Wert stabilisiert. Die Feuchtigkeit bleibt allerdings nur in der Haut, wenn genug Fett vorhanden ist. Wenn das Fett also ständig wieder herunter gewaschen wird, kann die Feuchtigkeit nicht gespeichert werden: ein Teufelskreis.
Vor allem bei gestörter Hautfunktion empfiehlt Golüke, das Duschen – und insbesondere das Baden – einzuschränken. Also z. B. wenn die Haut spannt, trocken oder schnell gerötet ist. Auch Menschen mit Neurodermitis erlebten oft, dass eine tägliche Dusche ihnen nicht guttue. Ignoriere man diesen Rat und dusche immer wieder, entstünden im schlimmsten Fall sogar Ekzeme, warnt Prof. Eberlein.
Das heißt: Einmal täglich duschen ist in Ordnung. Wer das Bedürfnis hat, sich mehrmals am Tag zu waschen, sollte dies nur punktuell an den besonders verschwitzten oder verschmutzten Stellen tun.
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Duschgel oder nur Wasser? Was die bessere Wahl ist
Hauptwirkstoffe in Waschgels, Shampoo, Seife und Co. sind Tenside – also waschaktive Substanzen. Tenside lösen nicht nur Schmutz, den man mit Wasser abspülen kann, sondern auch natürliche Fette aus der Haut, die wiederum Teil unserer Hautbarriere sind.
Kurzer Exkurs: Eine beschädigte Hautbarriere ist durchlässiger für Krankheitserreger sowie Allergieauslöser und damit extrem anfällig für Hautkrankheiten. Genau das ist übrigens der Grund, warum Dermatologen sich nur die Hände waschen, wenn es wirklich notwendig ist, und Spülmaschinen als besten Freund gepflegter Hände bezeichnen.
Wie ist es nun beim Duschen? Auch hier können enthaltene waschaktive Substanzen die natürliche Schutzschicht der Haut angreifen. „Nicht alle Waschgele sind schädlich für die Haut“, erklärt Golüke. Aber: Man sollte schon mal einen kritischen Blick auf die Inhaltsstoffe des eigenen Duschgels werfen. Wichtig sei, „dass diese den natürlichen pH-Wert der Haut berücksichtigen und nicht austrocknend wirken“. PH-hautneutral heißt: Das Duschgel sollte einen pH-Wert von etwa 5,5 haben, um den natürlichen Säureschutzmantel nicht zu zerstören. Zudem sollten die Waschgels bestenfalls ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe auskommen und eher Kokos-Tenside oder Zucker-Tenside enthalten.
Wessen Haut empfindlich ist oder allergisch auf Duft- oder Konservierungsstoffe reagiert, ist für das Thema vielleicht schon sensibilisiert. Aber: Der bewusste Umgang mit Duschgelen gilt laut Golüke auch explizit für Personen mit normaler Haut.
Generell sollte sich jeder überlegen: Brauche ich wirklich ein Duschgel? Schließlich sind wir ja meistens nicht wirklich schmutzig. Schweiß, Hautschuppen oder Staub werden schon mit Wasser entfernt. Den ganzen Körper einzuseifen – unnötig. Und für Achseln, Pofalte, Leiste, Füße und bei Frauen manchmal unter den Brüsten greift man dann, wie erwähnt, zu einer milden Waschsubstanz.
So bleibt die Haut nach dem täglichen Duschen gesund
Wer aufs tägliche Duschen nicht verzichten möchte, kann danach für einen Ausgleich sorgen: „Rückfettende Maßnahmen nach dem Duschen mildern den austrocknenden Effekt wieder ab“, erklärt Eberlein. Trockene Hautpartien kann man etwa mit leichten Lipolotionen pflegen. Diese haben einen hohen Lipidanteil, der die Hautbarriere stärkt und die Haut mit Feuchtigkeit versorgt. Hier gilt jedoch: Weniger ist mehr. Also nicht den ganzen Körper einschmieren – sondern nur die trockenen Stellen.
Die richtige Duschtemperatur bei Hitze
Eine eiskalte Dusche im Sommer ist – wenn auch verlockend – laut den Experten tatsächlich keine gute Idee. „Kaltes Duschen ist eher kontraproduktiv. Durch das kalte Wasser geht die Körpertemperatur zwar erst einmal runter, danach schwitzt man aber durchaus mehr“, sagt Dermatologe Golüke.
Eine heiße Dusche ist aufgrund der entfettenden Wirkung aber genauso wenig eine gute Maßnahme. Außerdem sind die Hautgefäße durch die Hitze schon erweitert, sodass der Körper durch heißes Duschen diesen Effekt noch verstärkt. In der Folge gibt der Körper sehr viel Wärme ab, was zu Kreislaufproblemen führen kann.
Was ist nun die richtige Duschtemperatur? Eberlein und Golüke raten zu „lauwarm und kurz“. Das ist der Temperaturbereich zwischen 34 und 38 Grad Celsius, der sich auf der Haut angenehm anfühlt und etwa der Körpertemperatur entspricht oder leicht darunter liegt. Mit dieser Anpassung beeinträchtigt man die Feuchtigkeitsbarriere der Haut nicht und verhindert Austrocknung.
Übrigens: Etwas anderes gilt hinsichtlich richtiger Duschtemperatur nach der Sauna, wo man das Zusammenziehen der Gefäße erreichen will. Nach der Sauna sollte man daher unbedingt kalt duschen – und zwar bei zehn bis zwölf Grad Celsius, also mit der Temperatur, mit der das Wasser in der Regel aus der Leitung kommt.

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Fazit: Weniger ist mehr – auch unter der Dusche
So sehr wir uns im Sommer nach Frische sehnen, so wenig tut zu häufiges Duschen unserer Haut gut. Einmal täglich duschen im Sommer ist in Ordnung – häufiger nur gezielt und mit Wasser oder hautfreundlichen, pH-neutralen Produkten. Auch die Temperatur spielt eine Rolle: lauwarm statt heiß oder eiskalt, um die Hautbarriere zu schonen und Kreislaufproblemen vorzubeugen. Ein bewusster, reduzierter Umgang mit Wasser, Seife und Pflege schützt nicht nur unsere Haut, sondern auch Ressourcen.