20. August 2024, 16:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wer keinen regelmäßigen Stuhlgang hat, bringt das erst einmal mit Verdauungsproblemen und Darmgesundheit in Verbindung. Doch die Auswirkungen können noch viel weiter reichen und sogar ernste Folgen annehmen. Das zeigt eine neue Studie – FITBOOK-Redakteurin Janine Riedle fasst die Ergebnisse zusammen.
Von einer Verstopfung ist die Rede, wenn man den Stuhlgang weniger als gewohnt entleeren kann. Häufig geht diese mit Beschwerden wie Bauchschmerzen und Blähbauch bzw. Blähungen einher, weshalb viele den ausbleibenden Stuhlgang als besonders unangenehm empfinden. Meist klingen die Symptome nach kurzer Zeit von selbst ab, weshalb man selbst bei häufigem Auftreten der Beschwerden oft nicht den Arzt aufsucht. Doch Verstopfungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, besonders wenn diese lange anhalten und/oder zur Regelmäßigkeit werden. Eine Studie zeigt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Folge sein können.
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Übersicht
Zusammenhang zwischen Verstopfungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Das Forschungsteam der Monash University in Australien ging der Frage auf den Grund, welche Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen neben den allseits bekannten wie z. B. Rauchen und Fettleibigkeit existieren.1 „Diese Studie untersuchte die mögliche Rolle von Verstopfung als zusätzlichen Risikofaktor und brachte besorgniserregende Ergebnisse zutage“, fasst Studienleiterin und Professorin Francine Marques den Hintergrund für die Untersuchungen in einer Pressemitteilung zusammen.2
Die Wissenschaftler analysierten dafür Daten von 408.354 Personen, die aus der UK Biobank stammen. Allerdings eigneten sich nach einer ersten Sichtung der Daten nur 23.814 Fälle von Verstopfungen für die Studie. Unter der Berücksichtigung bekannter kardiovaskulärer Risikofaktoren untersuchten sie den Zusammenhang zwischen Verstopfungen und folgenden unerwünschten kardialen Ereignissen (MACE):
- Akutes Koronarsyndrom
- ischämischer Schlaganfall
- Herzinsuffizienz
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Verstopfungen erhöhen das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse
Die Auswertung der Daten lieferte den Forschern ein erschreckendes Ergebnis: Personen mit häufiger Verstopfung erlitten mehr als doppelt so häufig eine schwere Herzerkrankung wie Personen ohne Verstopfung. Eine Verstopfung in Kombination mit Bluthochdruck ergab sogar ein um 34 Prozent erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. „Unsere Forschung legt nahe, dass Verstopfung die mit Bluthochdruck verbundenen kardiovaskulären Risiken verschlimmern und so die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen weiter erhöhen kann“, teilt Marques mit.
Des Weiteren entdeckten die Wissenschaftler positive genetische Zusammenhänge zwischen Verstopfungen und verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Diese Entdeckung eröffnet neue Wege für die Erforschung der zugrunde liegenden Mechanismen, die die Darmgesundheit und die Herzgesundheit verbinden“, weist Co-Autorin Dr. Leticia Camargo Tavares auf die Bedeutung der Ergebnisse hin.
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Einordnung der Studie
Die Studie macht mehr als deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen Verstopfungen – und indirekt der Darmgesundheit – sowie kardiovaskulären Erkrankungen besteht. Dennoch bergen die Untersuchungen einige Einschränkungen: Da die Daten auf den Informationen der UK-Biobank und damit auf Befragungen beruhen, ist klar, dass viele Angaben der Personen aus ihrer subjektiven Wahrnehmung heraus erfolgten. Demnach kann die Korrektheit der Daten nicht sichergestellt werden – es bedarf weiterer Studien, idealerweise klinischen Ursprungs, um die These weiter zu stützen.
„Da schätzungsweise 14 Prozent der Weltbevölkerung unter Verstopfung leidet, insbesondere ältere Erwachsene und Frauen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung aufgrund seiner Darmgesundheit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt sein könnte“, so Marques. Sie betont daher, dass weitere Studien die Kausalitäten klären sollen.