
5. Juni 2025, 8:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Frauen nehmen täglich die Pille – doch ist sie wirklich so harmlos, wie viele denken? Eine neue internationale Studie hat untersucht, ob hormonelle Verhütungsmittel das Risiko für eine bestimmte Art von Schlaganfall erhöhen. Das Ergebnis ist überraschend und besorgniserregend.
Die Antibabypille ist nach wie vor eine beliebte Form Schwangerschaftsverhütung. Doch ist auch bekannt, dass sie gewisse Gesundheitsrisiken birgt. So haben sicher die meisten Frauen schon einmal von einem Zusammenhang zwischen der Pille und einem erhöhten Risiko für Thrombosen gehört.1 Eine neue internationale Studie wollte jetzt herausfinden, ob bestimmte hormonelle Verhütungsmittel das Risiko für Schlaganfälle erhöhen können. Die Antwort ist beunruhigend.
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Übersicht
Hormonelle Verhütung schuld an Schlaganfällen bei jungen Frauen?
Vor allem bei jungen Frauen treten öfter sogenannte kryptogene Schlaganfälle auf. Das sind Schlaganfälle, bei denen keine eindeutige Ursache gefunden wird. Etwa vier von zehn Schlaganfällen in dieser Altersgruppe fallen in diese Kategorie.
Die neue Studie wollte herausfinden, ob es einen Zusammenhang mit bestimmten hormonellen Verhütungsmitteln gibt – vor allem mit solchen, die zwei künstliche Hormone enthalten: Östrogen und Gestagen. Diese Mittel – wie die klassische Antibabypille – beeinflussen den Zyklus, können aber auch die Blutgerinnung im Körper verändern.
Was haben Hormone mit Schlaganfällen zu tun?
Ein Verdacht der Forscher: Das Hormon Östrogen kann den Körper dazu bringen, mehr Stoffe zu bilden, die das Blut schneller gerinnen lassen. Dadurch steigt das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden – also kleine Klumpen im Blut. Wenn so ein Klumpen ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, kommt es zu einem Schlaganfall. Besonders betroffen ist dabei die häufigste Form: der ischämische Schlaganfall, bei dem die Durchblutung unterbrochen wird.2
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Wie lief die Studie ab?
Die Studie mit dem Namen Secreto wurde in 13 europäischen Ländern durchgeführt. Dabei wurden 608 Frauen und Männer zwischen 18 und 49 Jahren untersucht, die einen kryptogenen Schlaganfall erlitten hatten.
Die Forscher wollten herausfinden, welche Risikofaktoren in dieser Altersgruppe eine Rolle spielen könnten – etwa hormonelle Verhütung, Übergewicht oder Migräne. Die Ergebnisse wurden im Jahr 2025 auf einem internationalen Fachkongress vorgestellt. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung steht noch aus.
Manche Verhütungsmittel verdreifachen das Schlaganfallrisiko
Das Ergebnis: Frauen, die sogenannte kombinierte hormonelle Verhütungsmittel einnahmen – also etwa die klassische Pille mit Östrogen und Gestagen –, hatten ein dreimal höheres Risiko, einen kryptogenen Schlaganfall zu bekommen als Frauen, die keine hormonelle Verhütung nutzten.
Frühere Studien zeigen ähnliche Ergebnisse
Auch ältere Studien haben bereits Hinweise auf solche Risiken geliefert. In einem aktuellen Artikel der Neurologin Laura Elin Pigott auf der Plattform „The Conversation“ wird eine große Untersuchung mit über zwei Millionen Frauen erwähnt. Die wichtigsten Ergebnisse daraus:
- Verhütungspflaster: Erhöhen das Risiko für Schlaganfälle um das 3,5-Fache
- Vaginalringe: Risiko steigt um das 2,4-Fache
- Gestagenpräparate – etwa Hormonspiralen – zeigten kein erhöhtes Risiko
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse?
Auch wenn das Risiko für jede einzelne Frau eher gering ist, ist es für die Allgemeinheit nicht zu unterschätzen – denn Millionen von Frauen weltweit nehmen täglich hormonelle Verhütungsmittel. Schon ein kleiner Anstieg des Risikos kann viele Menschen betreffen.
Die neue Studie macht deutlich, wie wichtig gute Aufklärung ist. Viele Frauen wissen gar nicht, was genau in ihrer Pille enthalten ist – oder welche Nebenwirkungen es geben kann. Für Ärztinnen und Ärzte heißt das: besser informieren, individueller beraten.
Außerdem zeigt die Studie, dass die Forschung zu Frauengesundheit oft vernachlässigt wird. Noch gibt es viele offene Fragen zur Langzeitwirkung hormoneller Verhütung. Mehr Studien sind nötig – damit Frauen gut informiert entscheiden können, was zu ihnen passt.
Wie aussagekräftig ist die Studie?
Wichtig zu wissen: Die Secreto-Studie ist eine sogenannte Beobachtungsstudie. Das heißt, sie kann Zusammenhänge feststellen, aber nicht beweisen, dass die Pille (bzw. die enthaltenden Hormone) direkt die Ursache des Schlaganfalls ist. Es könnten auch andere, bisher unbekannte Faktoren eine Rolle spielen.
Mit 608 Teilnehmerinnen ist sie für diesen Bereich relativ groß angelegt. Dennoch sind weitere Studien nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen und besser zu verstehen, wie genau hormonelle Verhütung das Schlaganfallrisiko beeinflusst.
Laut aktuellem Stand gibt es keine Interessenkonflikte: Die Hauptautorin, Laura Elin Pigott von der London South Bank University, hat keine Verbindungen zu Pharmafirmen. Die Ergebnisse wurden auf einem Fachkongress präsentiert, aber bisher nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht – auch das sollte man bei der Bewertung beachten.3

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Fazit
Die neue Studie zeigt: Bestimmte hormonelle Verhütungsmittel – besonders solche mit Östrogen – können das Risiko für bestimmte Schlaganfälle bei jungen Frauen deutlich erhöhen. Das individuelle Risiko ist zwar niedrig, aber nicht zu vernachlässigen.
Frauen sollten gut über mögliche Nebenwirkungen informiert sein, um ihre Verhütungsmethode bewusst wählen zu können. Dafür braucht es eine bessere Aufklärung, mehr Transparenz – und dringend mehr Forschung zur Frauengesundheit.