In heißen Sommernächten kann es schon mal passieren, dass man in durchgeschwitzter Bettwäsche aufwacht. Ungewöhnlicher ist es im Herbst oder Winter und wenn es immer wieder passiert – doch selbst dann nicht gleich etwas Krankhaftes. Manchmal aber eben schon. FITBOOK hat mit einem Arzt darüber gesprochen, welche Ursachen Nachtschweiß haben kann, wie Betroffene sich verhalten sollten und welche möglichen Warnsignale es ernst zu nehmen gilt.
Es gibt viele mögliche Gründe für nächtliches Schwitzen, wie Schlaf- und Allgemeinmediziner Dr. med. Michael Feld im Gespräch mit FITBOOK erklärt. Und: dass die meisten davon harmloser Natur sind. So stelle es in der Regel keinen Grund zur Besorgnis dar, wenn man gelegentlich nass geschwitzt aufwacht. „Sind aber jeden morgen Kopfkissen und Matratze klitschnass, sollte man zumindest genauer hinsehen“, weiß er aus beruflicher Erfahrung. „Bei diesen Patienten gibt es meistens einen Stressor“, also einen Faktor, der Stress auslöst.
Ursachen, die hinter Nachtschweiß stecken können
1. Es ist zu warm
Die naheliegendste Ursache für nächtliches Schwitzen: Ihnen ist zu heiß. Vor allem Frauen neigten nach Einschätzung des Mediziners dazu, sich einzupacken – aus Angst, es könnte nachts zu kühl werden. Vielleicht tragen Sie aber auch unbewusst einen zu dicken Pyjama, haben die Heizung zu hoch aufgedreht oder schlafen mit einer zu warmen Decke. Sie merken: All diese Variablen lassen sich einfach ändern.
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2. Seelisches
Belasten Sie Dinge auf der Arbeit oder in Ihrem Privatleben? Kann sein, dass hier die Ursache für Ihre nächtlichen Unruhen liegt. Wenn Dinge Sie bis in den Schlaf verfolgen, sollten Sie versuchen – sofern möglich –, den Knoten im Tagesverlauf zu lösen.
3. Schnarchen/Schlafapnoe
Möglicherweise rührt Nachtschweiß aber auch aus etwas Körperlichem. Schnarchen und nicht zuletzt Schlapnoe (Atemaussetzer im Schlaf) bedeuten massiven Stress für Betroffene. Das schreckhafte Aufschrecken jagt den Puls hoch und bewirkt einen Adrenalinausstoß. Hier erklären wir Ihnen, wie man Schnarchen erfolgreich in den Griff bekommen kann.
4. Hormone
Beispielsweise in den Wechseljahren kann es zu Hormonveränderungen kommen, die sich mit Hitzewallungen äußern – häufig auch nachts. Manchmal sind es aber auch hormonelle Dinge (s.u.), die behandelt werden können (und teilweise sollten).
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5. Ein feuchtfröhlicher Abend
Ein kleines Gläschen Rotwein soll das Einschlafen erleichtern, heißt es jedenfalls. Medizinisch nachvollziehbar ist, dass zu viel Alkohol nachts zu Entzugserscheinungen führen kann – und entsprechend zu Schwitzen. Dies gilt auch für Zigaretten und besonders natürlich für Drogen.
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So schaffen Sie mittelfristig Linderung
Ob das Schwitzen ad hoc zu beheben ist oder nicht – mittelfristig sollten Vorkehrungen getroffen werden, um den Zustand erträglicher zu machen. Wiedereinschlafen in und auf nasser Wäsche ist nämlich schwer und meist nicht nachhaltig. Der Experte nennt uns einige Tipps.
- Temperaturregulierung im Schlafzimmer: „Im Schlafzimmer sollten es zwischen 16 und 20 Grad Celsius sein, maximal 22“, weiß Dr. Feld.
- Die richtigen Materialen nutzen: Bei den Bettbezügen und beim Schlafanzug bitte auf luftdurchlässige Materialien setzen. Kühlende Stoffe, beispielsweise Baumwolle, Leinen oder Seide, eignen sich besser als beispielsweise Biberbettwäsche. Es gibt auch atmungs- und feuchtigkeitsaktive Matratzen und Decken. Diese sind übrigens generell zu empfehlen, da der Mensch auch ohne Schweißattacken jeder nachts in etwa 500 Milliliter Flüssigkeit verliert. Informieren Sie sich im Fachhandel!
- Mehrere Lagen dünner Decken: Eine dicke Decke ist weniger geeignet als mehrere dünne. Wenn es Ihnen zu warm wird, können Sie die eine oder andere reduzieren.
- Handtuch vorlegen: Legen Sie jeweils ein Handtuch auf Kopfkissen und Bettlaken. Sollten Sie verschwitzt aufwachen, können Sie das nasse Handtuch entfernen (oder austauschen) und brauchen nicht sofort die Bezüge zu wechseln.
- Am Abend leicht essen: Wenn Sie (aktuell) zu Nachtschweiß neigen, sollten Sie sich und Ihren Körper nicht zusätzlich mit schweren, scharfen und/oder späten Abendmahlzeiten belasten. Dies könnte nachts dann zu einer verstärkten Transpiration führen. Besser als beispielsweise Pizza oder Chili con Carne eignet sich einfach Verdauliches wie Suppe, gekochtes Gemüse oder gedünsteter Fisch.
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In diesen Fällen – bitte zum Arzt!
Dr. Feld kennt Fälle von Allergikern, die nachts aufgrund von Hausstaub Asthmaanfälle bekommen. Ebenso kann es bei der Reflux-Krankheit zu nächtlichen Magensäure-Attacken bekommen, die zum Schwitzen führen. Häufig liegen nächtlichen Schweißattacken krankhafte Hormonschwankungen zugrunde, etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, oder eine Autoimmunkrankheit.
Apropos Krankheit: Bei Erkältungen (insbesondere mit Fieber) ist nächtliches Schwitzen ganz normal. Erwägen Sie daher, ob es sich bei Ihnen um eine temporäre Infektionskrankheit oder etwas Dauerhafteres handeln könnte. Im Zweifelsfall empfiehlt sich ein Besuch beim Arzt.