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Weltweite Gefahr

Tuberkulose – Hintergründe, Ausbreitung und Symptome

Tuberkulose ist in Deutschland zwar selten geworden, jedoch nehmen die Zahlen zu. Vor allem der Ausgang der Krankheit ist lebensgefährlich
Tuberkulose ist die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Foto: Getty Images/Science Photo Libra
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18. Juli 2025, 11:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

In Deutschland wird oft übersehen, dass längst besiegt geglaubte Krankheiten wie Tuberkulose noch immer existieren und die Zahl der Erkrankungen zuletzt sogar wieder gestiegen ist. Weltweit ist etwa ein Viertel der Bevölkerung mit dem Erreger infiziert, und jedes Jahr sterben rund 1,25 Millionen Menschen an der häufigsten Infektionskrankheit der Welt.1 FITBOOK-Redakteur Michel Winges klärt Sie über die Krankheit und die Tuberkulose-Situation in Deutschland auf.

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Was ist Tuberkulose überhaupt?

Tuberkulose wird durch das Bakterium „Mycobacterium tuberculosis“ ausgelöst. Am häufigsten befällt sie die Lunge, kann aber prinzipiell jedes Organ im Körper angreifen. Die Übertragung erfolgt meist über die Luft – wie etwa, wenn infizierte Personen husten oder niesen.

Circa zwei Milliarden Menschen weltweit tragen den Erreger in sich, ohne überhaupt Symptome zu haben. Das liegt daran, dass die meisten Infektionen zunächst „stumm“ verlaufen und erst später oder auch nie ausbrechen.

Tuberkulose in Deutschland

Tuberkulose ist in Deutschland längst nicht verschwunden, im Gegenteil: 2023 wurden rund 4.500 neue Fälle gemeldet, das waren gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Beachtliche Anstiegszahlen angesichts der Tatsache, dass Deutschland im internationalen Vergleich als Niedriginzidenzland gilt. Außerdem ist auffällig, dass es besonders bei Kindern unter 15 Jahren einen deutlichen Anstieg gab. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen hier die Zahlen um ganze 26 Prozent.2

Was sind die Gründe für den Anstieg?

Eine eindeutige Ursache für den Zahlenanstieg kann nicht ausgemacht werden, aber es gibt Hinweise und Vermutungen. Einerseits könnte die Zuwanderung aus Ländern mit deutlich höheren Tuberkulosefällen eine Rolle spielen, denn viele der hier gemeldeten Fälle betreffen Menschen, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind.

Andererseits sorgen zunehmend resistente Erreger dafür, dass Tuberkulose schwerer zu behandeln ist und Infektionsketten schwieriger zu unterbrechen sind.

Kein Grund zur Beunruhigung

Trotz des Anstiegs bleiben die Tuberkulosezahlen in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig. Für die allermeisten Menschen hierzulande ist das Risiko einer Ansteckung weiterhin sehr gering. Moderne Diagnostik, gute Behandlungsmöglichkeiten und ein wachsames Gesundheitssystem schützen. Wichtig ist dennoch, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und gefährdete Gruppen besonders im Blick zu behalten. Für die breite Bevölkerung besteht jedoch kein Grund zur Sorge.

Tuberkulose im Rest der Welt

Während Tuberkulose in Deutschland selten ist, bleibt es weltweit die häufigste Infektionskrankheit. Im Jahr 2023 erkrankten etwa 10,8 Millionen Menschen neu an Tuberkulose. Die meisten davon leben in absteigender Reihenfolge in diesen Ländern: Indien, Indonesien, China, den Philippinen und Pakistan.3

Trotz aller Fortschritte sterben jedes Jahr immer noch mehr als eine Million Menschen an der Krankheit. Hauptursachen für die anhaltend hohe Verbreitung sind Armut, schlechte Gesundheitsversorgung und eine häufig zu späte Diagnose. Solange sich an diesen Bedingungen nicht grundlegend etwas ändert, wird Tuberkulose weltweit eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen bleiben.

Inkubationszeit

Nach einer Ansteckung mit Tuberkulose kann es sechs bis acht Wochen dauern, bis eine Infektion im Körper überhaupt nachgewiesen werden kann. Das heißt allerdings nicht, dass man dann schon krank ist, lediglich dass das Immunsystem mit dem Erreger Kontakt hatte. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen bricht die Krankheit tatsächlich aus. Bei Kleinkindern oder Menschen mit schwachem Immunsystem liegt dieses Risiko deutlich höher, bei etwa zwanzig bis vierzig Prozent.

Oft gelingt es der körpereigenen Abwehr, die Bakterien unschädlich zu machen oder zumindest in Schach zu halten. Dann verbleiben die Erreger „schlummernd“ im Körper und können bei nachlassender Immunabwehr auch erst Jahre oder Jahrzehnte später aktiv werden. Gerade bei Kindern bricht die Tuberkulose häufiger und meist schon im ersten Jahr nach der Ansteckung aus und das ohne typische Symptome.

Wie ist es mit der Ansteckungsgefahr nach Infektion?

Wer eine offene Lungentuberkulose hat und beim Husten Bakterien ausscheidet, kann andere anstecken. Wer konsequent Medikamente einnimmt, ist in der Regel jedoch nach zwei bis drei Wochen Behandlung nicht mehr ansteckend.4

Wie wird Tuberkulose übertragen?

Wer an einer offenen Lungentuberkulose erkrankt ist, gibt die Bakterien beim Husten oder Niesen ab. So entstehen winzige, erregerhaltige Tröpfchen (Aerosole), die in der Luft schweben und von anderen eingeatmet werden können. Aber sie ist nicht übermäßig ansteckend. Ob man sich ansteckt, hängt größtenteils von zwei Faktoren ab:

  1. wie eng und lange man mit der erkrankten Person zu tun hatte
  2. Wie schwach das eigene Immunsystem ist

Befällt Tuberkulose dagegen andere Organe, etwa Knochen, Gelenke oder Lymphknoten, besteht normalerweise keine Ansteckungsgefahr.

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Symptome

Tuberkulose kann, wie bereits erwähnt, in seltenen Fällen auch andere Organe als die Lunge befallen. In solchen Fällen sind die Symptome oft schwer zu erkennen, weil sie sehr unterschiedlich ausfallen können. Grundsätzlich beginnt eine Tuberkulose – egal ob an der Lunge oder an anderen Organen – meist schleichend, verläuft bei jedem Menschen etwas anders und die Beschwerden halten oft über Wochen an. Wird eine Tuberkulose nicht behandelt und verschlechtert sich der Zustand weiter, kann die Krankheit im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen.5

Symptome, wenn die Lunge betroffen ist:

  • Anhaltender Husten (oft länger als drei Wochen, manchmal mit blutigem Auswurf)
  • Ungewollter Gewichtsverlust
  • Fieber
  • Nachtschweiß
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Brustschmerzen oder Atemnot

Diagnose

Einer genauen Untersuchung geht in der Regel ein Patientengespräch voraus, in dem der Patient von Symptomen, Vorerkrankungen, Lebensstil und regelmäßigem Medikamentenkonsum berichtet. Daraufhin folgen körperliche Untersuchungen. Zur eindeutigen Bestimmung von Tuberkulose können dann die folgenden Verfahren angewendet werden:

  • Mikroskopischer Erregernachweis: Für einen mikroskopischen Nachweis wird eine Probe des Hustenauswurfs genommen und im Labor untersucht. Außerdem wird dann auch direkt auf Resistenzen der Bakterien getestet, um eine möglichst wirksame Antibiotikabehandlung durchzuführen.
  • Röntgenaufnahmen: Durch das Röntgen erhält der Arzt direkte Sicht, ob eine möglicherweise infektiöse Lungentuberkulose vorliegt. Bei regelmäßigen Röntgenaufnahmen beim Fortschreiten der Behandlung lässt sich zudem überprüfen, wie gut die Behandlung anschlägt.
  • Hauttest oder Bluttest: Sowohl Bluttests als auch der sogenannte Tuberkulin-Hauttest können Hinweise auf eine Infektion mit Tuberkulose-Erregern geben. Sie zeigen, ob das Immunsystem bereits Kontakt mit dem Erreger hatte, unterscheiden aber nicht zwischen einer aktiven Erkrankung und einer „schlummernden“ Infektion.
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Behandlung

Bei der Standardtherapie nimmt man zunächst zwei Monate lang vier verschiedene Antibiotika gleichzeitig ein. Danach werden zwei dieser Medikamente abgesetzt und die Behandlung wird für weitere vier Monate mit den verbleibenden beiden Antibiotika fortgeführt. Die Tabletten werden täglich auf nüchternen Magen eingenommen, in der Regel etwa 30 Minuten vor dem Frühstück. Nach sechs Monaten sollten alle „Mycobacterium tuberculosis“-Bakterien abgetötet sein.

Meldepflicht

Ärzte sind dazu verpflichtet, eine festgestellte Tuberkuloseinfektion dem Gesundheitsamt zu melden. Daraufhin werden dann auch mögliche Kontaktpersonen untersucht, um die Ausbreitung bestmöglich einzudämmen.

Themen Krankheiten A bis Z

Quellen

  1. World Health Organization. Tuberkulose. (aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  2. Robert Koch Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2023. (aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  3. World Health Organization. Global tuberculosis report 2024. (aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  4. Infektionsschutz. Tuberkulose. (aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎
  5. AOK Gesundheitsmagazin. Was ist Tuberkulose? (aufgerufen am 16.07.2025) ↩︎

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