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Laut Studie

Was der Stuhlgang über die Lebenserwartung schwer Erkrankter verraten kann

Forscher haben herausgefunden, wann der Stuhlgang etwas über die Lebenserwartung aussagen kann
Forscher haben herausgefunden, wann der Stuhlgang etwas über die Lebenserwartung aussagen kann Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

19. Juni 2025, 11:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Eine neue Studie zeigt: Bestimmte Stoffwechselprodukte im Stuhlgang können helfen, die Sterblichkeit schwerkranker Intensivpatienten besser vorherzusagen. Damit könnte ein weiterer Schritt in Richtung personalisierte Medizin gelingen – mit konkreten Chancen für Prävention und Therapie.

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Der tägliche Stuhlgang ist ein natürlicher Prozess unseres Stoffwechsels. Dabei werden von der Verdauung nicht verwertete Stoffe ausgeschieden. Laut einer früheren Studie aus dem Jahr 2024 sind zwei bis drei Stuhlgänge pro Tag besonders gesund (FITBOOK berichtete). Doch auch der Inhalt der ausgeschiedenen Stoffe gibt Auskunft über unsere Gesundheit. So haben Forscher nun herausgefunden, dass sich anhand der Bakterien im Stuhlgang die Lebenserwartung von Patienten auf der Intensivstation abschätzen lässt.

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Potenzieller Biomarker zur Identifizierung von Patienten mit erhöhtem Sterberisiko

Besonders schwer erkrankte Patienten, die auf der Intensivstation liegen, entwickeln oft gefährliche Syndrome wie Sepsis oder akute Atemnot. Wie es dazu kommt, ist hochindividuell und somit von Patient zu Patient unterschiedlich. Gerade das macht eine Behandlung kompliziert. Zudem sprechen Patienten unterschiedlich gut auf dieselbe Behandlung an.

Deswegen versuchen Forscher bestimmte Merkmale, auch Biomarker genannt, zu identifizieren. Das kann ihnen dabei helfen, bestimmte Symptome gezielt zu behandeln. Es ist bereits bekannt, dass schwerkranke Menschen häufig eine geringere Bakterienvielfalt in ihrem Darmmikrobiom aufweisen. Außerdem unterscheidet sich die Zusammensetzung der von ihrem Mikrobiom produzierten Stoffwechselprodukte von denen gesunder Menschen.

Ein Forscher-Team von der University of Chicago und der University of Amsterdam hat nun einen Index von Biomarkern im Stuhl von Patienten erstellt, mit dessen Hilfe man das Sterberisiko innerhalb der folgenden 30 Tage abschätzen kann.1

So lief die Studie ab

Die Gruppe der internationalen Wissenschaftler fokussierte sich bei der Studie auf die sogenannte Dysbiose, auch als Dysbakteriose bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Ungleichgewicht der Mikroorganismen im Darm, zugunsten schädigender Bakterien. Dies kann auch durch eine falsche Ernährung mit zu viel Zucker und Weißmehlprodukten verursacht werden.2 Aber eben auch Krankheiten und Medikamente können die Darmflora schädigen und eine Dysbiose auslösen.

Um herauszufinden, welche Rolle das bakterielle Ungleichgewicht in der Darmflora, bei schwerkranken Patienten spielt, wurden die Stuhlproben von 196 schwerkranken Patienten untersucht. Das Alter der Probanden betrug mindestens 18 Jahre. Sie alle hatten zuvor einen Atemstillstand oder Schock erlitten. Schwangere und Patienten mit einem vorherigen Herzstillstand bei der Aufnahme wurden ausgeschlossen.

Für die Modellvalidierung (also die Überprüfung der Untersuchungsmethode) waren 147 Patienten als Trainingskohorte eingeteilt und 49 Patienten als Validierungskohorte, um korrekte Daten zu gewährleisten. Die analysierten Daten stammen aus der Trainingskohorte. Die Forscher entwickelten einen metabolischen Dysbiose-Score (MDS), der die Konzentrationen von 13 aus der Damflora stammenden Metaboliten (Abbauprodukten) verwendet und die 30-Tage-Sterblichkeit unabhängig von anderen Störfaktoren vorhersagt.

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Das sagt der Stuhlgang über die Lebenserwartung schwer Erkrankter aus

Laut der Studienauswertung schnitt der metabolische Dysbiose-Score (MDS) bei der Vorhersage der Sterblichkeit in der Trainingskohorte von Intensivpatienten mit 84 Prozent Genauigkeit ab. Auch die Sensitivität, also das Maß dafür, wie gut der MDS die Sterblichkeit erkannte, war hoch. Sie lag bei 89 Prozent. Auch die Validierungskohorte zeigte ähnliche Werte, hatte jedoch keine statistische Signifikanz aufgrund der zu geringen Stichprobe.

Die Ergebnisse legen nahe, dass der MDS in Zukunft als Biomarker dienen könnte, um vorherzusagen, wie hoch die 30-Tage-Lebenserwartung von Intensivpatienten ist. Zudem zeigt die starke Verbindung zwischen Dysbiose und einem erhöhtem Sterberisiko, was deutet darauf hin, dass ein Ungleichgewicht im Mikrobiom eine entscheidende Rolle für die Gesundheit spielt. Dennoch braucht es noch weitere Untersuchungen, um diese Ergebnisse zu validieren, betonen die Forscher.

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Der MDS könnte helfen bei der Prävention und Risikominimerung

Doch der Stuhlgang sagte in der Studie nicht nur etwas über die Lebenserwartung von schwerkranken Patienten aus. Die Datenauswertung hat auch gezeigt, dass sich anhand der Metaboliten im Stuhl feststellen lässt, welche Lebertransplantations-Patienten ein höheres Risiko für postoperative Infektionen haben. Dies könnte beispielsweise in Zukunft für präventiven Maßnahmen dienen, um frühzeitige Infektionsrisiken zu vermeiden.

Die metabolischen Abbauprodukte, aus denen sich der MDS zusammensetzt, sind beispielsweise kurzkettige Fettsäuren, Gallensäuren und Tryptophan-Metaboliten. Laut den Forschern weisen sie auf biologische Pfade hin, die therapeutisch behandelt werden könnten. Dies könnte beispielsweise durch eine gezielte Ernährung, die Verabreichung von Probiotika oder eine direkte Verabreichung von spezifischer Metaboliten erfolgen.

Quellen

  1. de Porto, A.P., Dylla, N.P., Stutz, M., et. al. (2025). Fecal metabolite profiling identifies critically ill patients with increased 30-day mortality. Science Advances. ↩︎
  2. DocMedicus: Gleichgewichtsstörung der Darmflora (Dysbiose) - (aufgerufen am 18.6.2025) ↩︎

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