
9. Juli 2025, 4:09 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Humane Papillomviren (HPV) können unter bestimmten Voraussetzungen Gebärmutterhalskrebs verursachen. Fällt der HPV-Test bei der Früherkennung positiv aus, ist das kein Grund zur Panik – sollte aber unbedingt weiter ärztlich abgeklärt werden. FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger erklärt, worauf man achten sollte.
Werden bei einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung HP-Viren nachgewiesen, kann das Frauen verunsichern. Doch häufig erfordert ein positives HPV-Testergebnis keine Behandlung, ordnet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg ein.
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Übersicht
- Was ist HPV überhaupt?
- Häufigkeit und Verlauf: Warum HPV meist harmlos bleibt
- Was bedeutet ein positiver HPV-Test?
- Führt jede HPV-Infektion zu Krebs?
- Welche Erkrankungen können durch HPV ausgelöst werden?
- Wie kann man sich vor einer HPV-Infektion schützen?
- Wer sollte sich impfen lassen – und wann?
- Was tun bei einer HPV-Infektion?
- Behandlung: Was tun bei HPV-bedingten Beschwerden?
- Quellen
Was ist HPV überhaupt?
Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomviren. Hierbei handelt es sich um eine sehr große Gruppe von Viren – über 200 verschiedene Typen sind bekannt. Etwa 40 davon infizieren die Haut und Schleimhäute des Genitalbereichs. Während manche HPV-Typen gutartige Feigwarzen verursachen, können andere langfristig zu Krebserkrankungen führen – insbesondere am Gebärmutterhals. Weitere mögliche Krebsformen betreffen Vulva, Vagina, Penis, Anus sowie den Mund- und Rachenraum.
Wie wird HPV übertragen?
Eine Übertragung der humanen Papillomviren findet beim direkten Haut- oder Schleimhautkontakt von Mensch zu Mensch statt – insbesondere beim Geschlechtsverkehr, aber auch durch Oralsex, Petting oder intensives Küssen. Schon beim ersten sexuellen Kontakt ist eine Ansteckung möglich. Kondome bieten nur einen teilweisen Schutz, da sie nicht alle infektionsgefährdeten Hautpartien abdecken.
Jedoch kann eine Ansteckung auch über winzige, nicht sichtbare Hautverletzungen erfolgen. Sehr selten wird das Virus von der Mutter während der Geburt auf das Kind übertragen. Ob eine Übertragung über gemeinsam genutzte Gegenstände wie Handtücher oder Toilettensitze möglich ist, ist wissenschaftlich nicht belegt, kann aber theoretisch nicht ausgeschlossen werden.1
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Häufigkeit und Verlauf: Warum HPV meist harmlos bleibt
Laut Schätzungen infizieren sich etwa 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben mit HPV. In den meisten Fällen verläuft die Infektion unbemerkt und heilt innerhalb von zwei Jahren folgenlos aus. Etwa zehn Prozent der Betroffenen entwickeln jedoch eine sogenannte persistierende Infektion – das Virus bleibt dauerhaft im Körper und kann vor allem bei Hochrisikotypen wie HPV 16 und 18 langfristig zu Gewebeveränderungen führen.
„Ein positiver Test auf humane Papillomviren ist nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen“, erklärt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am DKFZ der dpa. Häufig bekämpfe das Immunsystem die Infektion von selbst.
Was bedeutet ein positiver HPV-Test?
Seit einigen Jahren gehört der HPV-Test für Frauen ab dem 35. Lebensjahr zur regulären Krebsfrüherkennung. Dabei wird mit einem Abstrich vom Gebärmutterhals geprüft, ob virale DNA nachweisbar ist. Ergänzend wird ein Pap-Test durchgeführt, der Zellveränderungen identifizieren kann. Er gibt Auskunft darüber, ob sich bereits Gewebeveränderungen – etwa in Form von Dysplasien – gebildet haben. Im Gegensatz dazu dient der HPV-Test dazu, die Anwesenheit von krebsauslösenden Virus-Typen nachzuweisen. Er zeigt also nicht, ob bereits eine Zellveränderung vorliegt, sondern ob ein potenzielles Risiko dafür besteht.
Ergeben die Folgeuntersuchungen weiterhin Hinweise auf eine aktive Infektion oder auffällige Zellstrukturen, kann eine gezielte Abklärung erfolgen – etwa durch eine Kolposkopie (Gebärmutterhalsspiegelung).2 Bei klaren Veränderungen wird häufig eine Konisation vorgenommen, bei der auffälliges Gewebe am Muttermund entfernt wird, um einer möglichen Krebsentstehung vorzubeugen.3
Positiver HPV-Test bedeutet nicht automatisch Krebs
Ein positiver HPV-Test ist kein Krebsnachweis. Oft heilt die Infektion von selbst. Liegt jedoch zusätzlich ein auffälliger Pap-Test vor, erfolgt eine engmaschige Kontrolle. Bei anhaltenden Zellveränderungen kann eine Behandlung nötig sein – etwa durch Entfernung veränderter Gewebebereiche.4
Führt jede HPV-Infektion zu Krebs?
Nein – nur ein sehr kleiner Teil der HPV-Infizierten entwickelt überhaupt eine Krebsvorstufe oder eine Krebserkrankung. Damit es überhaupt so weit kommt, müssen mehrere Faktoren zusammenwirken: Es muss sich um einen Hochrisikotyp handeln, die Infektion muss langfristig bestehen bleiben (persistieren), und es müssen sich daraus zunächst Zellveränderungen entwickeln – sogenannte Dysplasien. Diese bilden sich häufig auch ohne Therapie zurück. Nur ein Bruchteil dieser Veränderungen schreitet weiter zu Krebs fort.
Am besten untersucht ist Gebärmutterhalskrebs
Von 100 Frauen, die sich mit einem Hochrisiko-Typ infizieren, behalten etwa zehn die Infektion dauerhaft. Die allermeisten dieser Infektionen heilen im weiteren Verlauf spontan ab. Weniger als eine von 100 dieser Frauen erkrankt durchschnittlich nach etwa 15 Jahren tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs. Durch regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen kann dieses Risiko weiter gesenkt werden.
Humane Papillomviren können Gebärmutterhalskrebs auslösen – unter bestimmten Voraussetzungen. Wenn bei der Früherkennung der Test auf die Viren positiv ausfällt, ist das dennoch kein Grund zur Panik. Bei rund einem von zehn Fällen gelingt es dem Körper nicht, das Virus eigenständig zu bekämpfen. In diesen Situationen besteht ein erhöhtes Risiko für Veränderungen am Gebärmutterhals, die sich über viele Jahre hinweg zu einer Krebsvorstufe entwickeln können. In Deutschland erhalten jährlich etwa 500.000 Frauen ein auffälliges Testergebnis – bei rund 4500 von ihnen werden tatsächlich relevante Veränderungen festgestellt. Die frühzeitige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen ist daher entscheidend.5
Für andere HPV-bedingte Krebsarten – etwa am Penis oder im Rachenraum – gibt es weniger genaue Zahlen. Sicher ist jedoch: Trotz der weiten Verbreitung des Virus sind diese Formen deutlich seltener als Gebärmutterhalskrebs.
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Welche Erkrankungen können durch HPV ausgelöst werden?
Papillomviren sind auf bestimmte Gewebetypen spezialisiert: Manche besiedeln vorrangig die Haut, andere die Schleimhäute. Die Schleimhaut-betreffenden Typen werden in Niedrig- und Hochrisikotypen unterteilt. Erstere verursachen meist harmlose Warzen, während Letztere das Risiko für Krebs deutlich erhöhen.
Zu den bekannten HPV-bedingten Erkrankungen zählen:
- Feigwarzen (Kondylome) im Genital- und Analbereich, ausgelöst vor allem durch HPV 6 und 11, gelten als gutartig, können aber unangenehm sein.
- Zellveränderungen bis hin zu Krebs im Anogenitalbereich, etwa an Gebärmutterhals, Vulva, Vagina, Penis und After, durch Hochrisikotypen wie HPV 16 und 18.
- Gewöhnliche Hautwarzen (Papillome), meist im Gesicht oder an Händen und Füßen, verursacht durch HPV-Typen, die selten den Genitalbereich befallen.
- Krebs im Mund-, Rachen- und Kehlkopfbereich, ebenfalls durch bestimmte Hochrisikotypen verursacht.
Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) stuft aktuell rund zwölf genitale HPV-Typen eindeutig als krebserregend ein. Weitere gelten als potenziell gefährlich, auch wenn dazu noch Forschungsbedarf besteht.6
Wie kann man sich vor einer HPV-Infektion schützen?
Als derzeit effektivste Schutzmaßnahmen gelten die HPV-Impfung sowie der Verzicht auf sexuelle Kontakte mit infizierten Partnern. Da die Impfung nicht wirkt, wenn bereits eine Infektion mit den entsprechenden Virustypen besteht, ist der Impfzeitpunkt entscheidend – mehr dazu im Abschnitt zur HPV-Impfung.
Zwei zugelassene Impfstoffe schützen vor den wichtigsten Hochrisikotypen HPV 16 und 18. Einer davon deckt zusätzlich die Niedrigrisikotypen HPV 6 und 11 ab sowie die Typen 31, 33, 45, 52 und 58, die ebenfalls mit Zellveränderungen und Krebserkrankungen in Verbindung stehen. Beide Impfstoffe bieten darüber hinaus einen gewissen Schutz gegen verwandte Virustypen – dies wird als Kreuzimmunität bezeichnet.
Dauerhafte sexuelle Enthaltsamkeit ist für die meisten Menschen kaum realistisch. Kondome können das Infektionsrisiko reduzieren, bieten jedoch keinen vollständigen Schutz, da auch nicht abgedeckte Schleimhautareale als Übertragungsquelle dienen können.
Wer sollte sich impfen lassen – und wann?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen HPV für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Bis zum 18. Geburtstag kann sie nachgeholt werden. Je früher geimpft wird, desto höher ist die Schutzwirkung.7
Eine britische Studie ergab, dass die Impfeffektivität gegen Gebärmutterhalskrebs bei 87 Prozent liegt, wenn die Impfung im Alter von 12 bis 13 Jahren erfolgt. Wird erst mit 16 bis 18 Jahren geimpft, sinkt die Wirksamkeit deutlich auf etwa 34 Prozent.8
Was tun bei einer HPV-Infektion?
Es gibt keine direkte Therapie gegen das HP-Virus selbst. In den meisten Fällen beseitigt das Immunsystem die Infektion eigenständig – ohne bleibende Veränderungen. Wichtig sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um mögliche Zellveränderungen frühzeitig zu erkennen. Dazu zählen Pap-Abstriche und gegebenenfalls HPV-Tests.
Ist eine Impfung auch nach einer Infektion sinnvoll?
Auch nach einer HPV-Infektion kann die Impfung noch nützlich sein. Da das Immunsystem keine dauerhafte Immunität gegen HPV aufbaut, ist eine erneute Ansteckung mit demselben oder einem anderen Typ möglich. Die Impfung schützt vor weiteren Infektionen mit Hochrisikotypen – und kann so helfen, das Krebsrisiko langfristig zu senken.9
HPV in der Partnerschaft
Da viele Infektionen unbemerkt verlaufen, wissen Betroffene oft nicht, dass sie HPV tragen oder weitergegeben haben. In einer Partnerschaft kann eine offene Kommunikation helfen, Unsicherheiten zu vermeiden und gemeinsame Entscheidungen über Impfung oder Kontrolle zu treffen. Eine HPV-Infektion sagt nichts über Treue oder Sexualverhalten aus – sondern ist in erster Linie Ausdruck der weiten Verbreitung des Virus.

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Behandlung: Was tun bei HPV-bedingten Beschwerden?
Bisher gibt es gegen die HPV-Infektion selbst keine direkt wirksamen Medikamente – das Virus lässt sich also nicht gezielt bekämpfen. Behandelt werden stattdessen die Erkrankungen oder Beschwerden, die durch HPV ausgelöst werden.
Feigwarzen im äußeren Genitalbereich lassen sich beispielsweise mit speziellen Cremes oder Lösungen behandeln, die das Wachstum der Viren hemmen. Bei größeren oder an ungünstiger Stelle auftretenden Warzen – etwa im Analkanal oder am Darmausgang – kommen operative Verfahren zum Einsatz. Möglich sind auch Laserbehandlungen oder eine Vereisung (Kryotherapie).
Bei auffälligen Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals wird in vielen Fällen eine Konisation vorgenommen – dabei entfernen Ärzte das veränderte Areal gezielt, um einer möglichen Krebsentstehung vorzubeugen. Welche Behandlungsform jeweils geeignet ist, richtet sich nach Lage, Ausprägung und Art der Veränderung – und wird individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen. Auch mögliche Nebenwirkungen der Therapie werden dabei berücksichtigt.10
*Mit Material von dpa