7. März 2025, 13:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Masern zählen zu den klassischen Kinderkrankheiten. Sie sind aber auch für Erwachsene ohne Impfschutz eine hochansteckende Infektionskrankheit mit potenziell schweren Komplikationen und möglicher Todesfolge. Aus den USA, die seit Anfang des Jahres mit einem massiven Masernausbruch konfrontiert sind, wurden bereits zwei Todesfälle gemeldet. Wie es dazu kommen konnte und wie die Situation in Deutschland ist, erfahren Sie von FITBOOK-Autorin Laura Pomer.
Das Gesundheitsministerium von New Mexico (NMDOH) bestätigte einen zweiten Todesfall, der offenbar mit einer Maserninfektion in Verbindung steht.1 Die Leiche der Person wurde in Lea County, an der Grenze zu Texas, positiv auf das Virus getestet. Erst vergangene Woche war ein Teenager in Texas an den Folgen der Erkrankung gestorben, wie unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Beide waren nicht gegen das Virus geimpft. Die Lage in den USA ist ernst. Dies unterstreicht, dass ausgerechnet Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. – ein bekennender Impfkritiker – sich in einer offiziellen Stellungnahme beim Sender Fox News für die Bedeutung von Masern-Impfungen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit ausgesprochen hat. Aber von vorn.
Übersicht
Symptome und mögliche Komplikationen von Masern
Früher ging man davon aus, dass Kinder verschiedene Kinderkrankheiten durchmachen sollten, einschließlich Masern. Dies diene der Immunisierung, so die Annahme. Es wurden sogar sogenannte Masern-Partys veranstaltet, die heute jedoch aus gutem Grund gesetzlich verboten sind.
Masern sind eine weltweit verbreitete, hoch ansteckende Viruserkrankung, die auch in Deutschland auftritt. Sie beginnt mit typischen Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen und Fieber. Der charakteristische rötlich-braune Hautausschlag zeigt sich erst einige Tage später. Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion. In etwa zehn bis 20 Prozent der Fälle kommt es zu schweren Komplikationen und die Erkrankung endet tödlich. Etwa 20 Prozent der Betroffenen behalten bleibende Schäden am zentralen Nervensystem. Besonders gefährlich ist eine seltene Gehirnentzündung, die Jahre nach der Infektion auftreten kann und als subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) bekannt ist. Diese ist nicht heilbar und führt zum Tod.2
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Masern-Ausbruch in den USA – Krankheit eigentlich „eliminiert“
Die Krankheit gilt in den USA seit dem Jahr 2000 offiziell als eliminiert. Dies bedeutet, „dass sich die Masern im Inland nicht ausbreiten und neue Fälle nur dann auftreten, wenn sich eine Person im Ausland mit Masern infiziert hat und ins Land zurückkehrt“. So ist es bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC nachzulesen.3 Dennoch hat das Land wieder mit einem Masern-Ausbruch zu kämpfen. Vor dem aktuellen waren die Infektionszahlen zuletzt im Jahr 2019 mit 971 gemeldeten Fällen auf einem Höchststand. Ganz aktuell, zwischen Jahresbeginn und dem 27. Februar 2025, wurden bereits 164 Infizierte gezählt.
Mangelnde Immunisierung in der Bevölkerung
Den einzig zuverlässigen Schutz vor einer Maserninfektion bietet eine vollständige Impfung, die aus zwei Dosen des sogenannten MMR-Impfstoffs besteht. Dieser schützt auch vor Mumps und Röteln. Damit sich der Erreger nicht verbreiten kann, ist eine Herdenimmunität erforderlich. Je mehr Menschen die Impfung ablehnen oder zumindest die zweite nötige Dosis auslassen, desto leichter kann es zu einem Ausbruch kommen.
Tatsächlich ist die Impfquote in den USA zuletzt gesunken. Laut Zahlen der CDC liegt die Durchimpfungsrate bei Vorschulkindern unter fünf Jahren bei etwa 93 Prozent. Für eine ausreichende Herdenimmunität wären jedoch 95 Prozent erforderlich.
Weltweit und auch in Deutschland mehr Fälle von Masern
Weltweit verzeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Anstieg der Masernfälle.4 Im Jahr 2023 wurden mehr als zehn Millionen Fälle gemeldet, und fast 110.000 Menschen sind an den Folgen der Krankheit gestorben.
Vor rund einem Jahr berichtete FITBOOK von stark steigenden Infektionszahlen in Großbritannien und Österreich, die ebenfalls auf Impflücken in der Bevölkerung zurückzuführen waren. Auch in der Schweiz und Deutschland stiegen die Zahlen 2023 wieder moderat, so das Robert-Koch-Institut (RKI).5 In Deutschland wurden im betreffenden Jahr 79 Infektionen gemeldet – deutlich weniger als in den USA, aber immerhin mehr als fünfmal so viele wie in Deutschland im Vorjahr.

Masern – Symptome und mögliche Komplikationen

21 Millionen Kindern weltweit fehlt eine wichtige Impfung

Was eine Maserninfektion mit dem Immunsystem macht
Droht auch Deutschland ein großer Masern-Ausbruch?
Dass es auch in Deutschland wieder zu einem großen Masern-Ausbruch kommen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Zwar ist die Impfquote hierzulande relativ hoch, sie liegt jedoch immer noch unter dem Schwellenwert von 95 Prozent.6 Das führt zu einer gewissen Anfälligkeit für Ausbrüche. Auch wenn in Deutschland eine Impfpflicht gegen Masern besteht, die die Quoten erhöht hat, gibt es nach wie vor Menschen, die sich ihr widersetzen. Zudem hat die Coronapandemie in einigen Regionen die Zahl der Impfgegner steigen lassen, da die Skepsis gegenüber den Covid-19-Impfstoffen das Vertrauen in andere Impfungen beeinträchtigt hat.
Ein prominentes und aktuelles Beispiel für einen Impfgegner ist der oben genannte US-amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Er hat wiederholt unbegründete Behauptungen über Impfstoffe aufgestellt, etwa, dass diese Autismus verursachen könnten oder eine quecksilberhaltige Substanz enthielten. In seiner Position hat er damit viele Menschen beeinflusst. Wie bereits erwähnt, hat Kennedy seinen Standpunkt mittlerweile geändert. Bei Fox News erklärte er: „Impfstoffe schützen nicht nur einzelne Kinder vor Masern, sondern tragen auch zur Immunität der Gemeinschaft bei und schützen diejenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.“
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es von verschiedenen Faktoren abhängt, ob es in Deutschland zu einem großen Masernausbruch kommen könnte. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dies zu verhindern, indem er seiner Impfpflicht nachkommt.