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Epidemische Kurzsichtigkeit

Bis 2050 könnte laut Forschern jeder Zweite eine Brille benötigen

Kurzsichtigkeit: Bis 2050 könnte jeder Zweite eine Brille benötigen
Immer mehr Menschen weltweit benötigen eine Brille – welche Gründe stecken dahinter? Foto: Getty Images
Sophie Brünke
Ernährungsredakteurin

26.04.2024, 16:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Was für den einen ein modisches Accessoire ist, wird vom anderen dringend im Alltag benötigt: die Brille. Und die dürften wir in Zukunft noch häufiger auf den Nasen unserer Mitmenschen erblicken. Denn Optometrie-Forscher, also Wissenschaftler, welche sich mit Fehlsichtigkeit beschäftigen, schätzen, dass im Jahr 2050 jeder Zweite auf eine Sehhilfe angewiesen sein könnte. Welche Gründe sie hierfür sehen, erläutert FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke.

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Erinnern Sie sich noch an Ihren Sehtest für die Führerscheinprüfung? Wenn Sie bestanden haben, können Sie sich glücklich schätzen, denn in Deutschland trugen im Jahr 2019 bereits 66,6 Prozent der Bevölkerung eine Brille – Tendenz steigend. Zum Vergleich: 1952 waren es noch 43 Prozent.1 Optometristen schätzen, dass bis 2050 weltweit sogar jeder Zweite zum Brillenträger wird, und zwar aufgrund von Kurzsichtigkeit – auch Myopie genannt. Doch woran liegt das?

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Forscher schätzen, dass Kurzsichtigkeit epidemisch wird

Bei Kurzsichtigkeit erscheint im nahen Umfeld alles klar, doch für Gegenstände in der Ferne müssen die Augen zusammengekniffen werden, um sie annähernd „scharf stellen“ zu können. Hintergrund ist ein zu lang gewachsener Augapfel. Bleibt die Fehlsichtigkeit unkorrigiert, kann das schwere Folgen haben, etwa eine Netzhautablösung. Mit dieser gesundheitlichen Problematik dürften in Zukunft viele Menschen konfrontiert sein, Optometristen prognostizieren einen weltweiten Anstieg von aktuell 30 Prozent auf knapp 50 Prozent im Jahr 2050. Am stärksten betroffen sind ost- und südostasiatische Länder wie China, Japan, Singapur, Taiwan und Südkorea, die bereits heutzutage eine Myopie-Prävalenz von 80 bis 90 Prozent aufweisen.2

Die entstehenden Gesundheitskosten schießen hierbei ebenfalls in die Höhe. Eine amerikanische Review von 2021 bezifferte die jährlichen wirtschaftlichen Kosten in Singapur auf 755 Millionen US-Dollar, in den USA liegen sie sogar bei 7,2 Milliarden.3

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Die Ursachen für Myopie liegen eher im Verhalten als in den Genen

Kurzsichtigkeit ist durchaus vererbbar.4 Das ist jedoch nicht die Hauptursache für die steigenden Zahlen. Vielmehr liegt der Schlüssel in der Verhaltensänderung des Menschen seit der Industrialisierung. Diese beeinflussen das Wachstum des Augapfels, welcher, wie bereits erwähnt, zu lang wächst.

Wissenschaftler hatten dies bereits in den 50er-Jahren im Test mit jungen Hühnern nachgewiesen. Diese trugen im frühen Lebensalter kleine Helme, welche ihr Sichtfeld einschränkten. Die Folge: Genau wie beim Menschen wuchsen die Augäpfel zu lang und sie wurden kurzsichtig.5

Menschen schauen zunehmend auf Objekte direkt vor ihren Augen

Eine Studie aus 2021 zeigte, dass für den Anstieg der Kurzsichtigkeit unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Menschen mehr Zeit damit verbringen, sich auf Objekte direkt vor ihren Augen zu fokussieren. Zwar schieben vielerlei Menschen hierbei gerne neuen Technologien wie Smartphones den schwarzen Peter zu, es ist aber unerheblich, ob es sich um ein Buch oder einen Bildschirm handelt.6

Auch Sonnenlicht spielt eine Rolle

Die in Leipzig durchgeführte LIFE Child-Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Risiko für Kurzsichtigkeit bei Kindern, die einmal pro Woche Zeit draußen verbringen, im Vergleich zu Kindern, die zweimal oder öfter pro Woche Zeit draußen verbringen, um das Vierfache erhöht war. Die Autoren schlussfolgerten, dass die tägliche Sonneneinstrahlung vor der Entwicklung von Kurzsichtigkeit schützen könnte.7

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Wie kann Kurzsichtigkeit vorbeugen oder ihre Entwicklung ausbremsen?

Das Fortschreiten einer Myopie kann man nur im Kindes- und Jugendalter beeinflussen. Aus diesem Grund sollten Kinder möglichst viel Zeit im Freien verbringen und so für ihre Augen einen Ausgleich schaffen, die den Rest des Tages auf Tafeln, Schulhefte und Bildschirme blicken. Im Erwachsenenalter kann lediglich die Symptomatik behandelt werden. Wichtig ist, dass Betroffene regelmäßig zur Kontrolle bei ihrem Augenarzt gehen sowie ihre Sehstärke überprüfen und ihre Sehhilfen anpassen lassen. Übrigens: Der Mythos, dass das Tragen einer Brille oder Kontaktlinsen die Kurzsichtigkeit vorantreibt, ist inzwischen widerlegt.

Themen Augengesundheit

Quellen

  1. Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA). Brillenstudie 2019. (aufgerufen am 26.04.2024) ↩︎
  2. Myopia Institut. Myopia. (aufgerufen am 26.04.2024) ↩︎
  3. Foo, L. L., Lanca, C., Wong, C. W. et al. (2021). Cost of Myopia Correction: A Systematic Review. Frontiers in Medicine. ↩︎
  4. Tedja, M.S., Haarman, A.E.G., Meester-Smoor, M.A. et al. (2020). The Genetics of Myopia. Updates on Myopia. Springer, Singapore. ↩︎
  5. Hess, E. (1956). Space perception of the chick. Scientific American. ↩︎
  6. Pärssinen, O., Kauppinen, M. (2021). Associations of near work time, watching TV, outdoors time, and parents' myopia with myopia among school children based on 38-year-old historical data. Acta Ophthalmologica. ↩︎
  7. Philipp, D., Vogel, M., Brandt, M. et al. (2022). The relationship between myopia and near work, time outdoors and socioeconomic status in children and adolescents. BMC Public Health. ↩︎
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