Kurkuma gibt es (gemahlen und getrocknet) als Gewürz, das Gerichten eine charakteristische gelbe Farbe und einen dezent würzig-holzigen Geschmack verleiht. Die sogenannte Gelbwurzel gilt jedoch vor allem als gesund, weshalb sie in den vergangenen Jahren auch als Nahrungsergänzungsmittel immer beliebter wurde. Nun sind derartige Präparate – aus weniger positiven Gründen – in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Sie scheinen ein Gesundheitsrisiko darzustellen.
Kurkuma werden in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) zahlreiche gesundheitsförderliche Eigenschaften attestiert. Hierzu zählen eine unmittelbare Linderung von beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden sowie langfristig ein vorbeugender Effekt gegenüber selbst schweren Erkrankungen (z. B. Alzheimer und Krebs). Deshalb ist etwa die „Golden Milk“ (= warme Milch mit dem aroma- und farbspendenden Zusatz) längst auch bei uns zum beliebten Heißgetränk geworden. Noch einfacher ist ihre Resorption, wenn man die Extrakte der Gelbwurzel in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nimmt. Doch das ist offenbar nicht frei von einem gewissen Risiko. Laut einer neuen Studie können Kurkuma-Kapseln die Leber schädigen
Übersicht
Kurkuma-Kapseln könnten Schäden an der Leber verursachen
Ein Team von Forschern verschiedener US-amerikanischer Einrichtungen (darunter das Thomas Jefferson University Hospital in Philadelphia und die New Yorker School of Medicine at Mount Sinai) will in einer gemeinsamen Studie einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Kurkuma-Kapseln und der Entwicklung von Schäden an der Leber festgestellt haben1.
Hintergrund der Untersuchung war eine deutliche Zunahme an Patienten mit Leberbeschwerden in den USA. Davon sei zumindest eine kleine Anzahl auf die genannten Nahrungsergänzungsmittel zurückzuführen. Es seien vermutlich mehrere Millionen Menschen, die entsprechende Präparate einnehmen, erklärte dazu einer der Studienautoren – Professor Robert J. Fontana von der University of Michigan Medical School – im Gespräch mit dem Gesundheitsmagazin „Health“. Diese wolle man „warnen“.
Ablauf der Studie
Die Forscher stützen diese Warnung auf die Auswertung von 15 verschiedenen Fallstudien, bei denen Konsumenten von Kurkuma-Kapseln Leberschäden entwickelt haben sollen. Insgesamt sollen ihnen damit rund 2000 Probandendaten vorgelegen haben – bei rund 15 davon sei eine Kausalität zwischen der Kapseleinnahme und Leberproblemen feststellbar gewesen. Eine noch relativ überschaubare Anzahl, räumen die Studienautoren ein. Was jedoch auffällig gewesen sei: dass den Fällen keine Überdosierung zugrunde gelegen habe. Das könnte die enorme Schädlichkeit von Kurkuma-Kapseln (bei zumindest bestimmten Probandengruppen) unterstreichen.
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Erklärungsansätze
Auf einem Meeting des American College of Gastroenterology, wo das Team seine Ergebnisse kürzlich vorgestellt hatte, äußerte es die Vermutung, dass individuelle Überempfindlichkeiten gegenüber der Inhaltsstoffe aus Kurkuma-Kapseln die dokumentierten gesundheitlichen Probleme begünstigen könnten. Doch bereits die reine Art der Darreichung sehen die Forscher kritisch. Denn wie eingangs bereits erwähnt ist die Wirkstoffresorption über die Magenschleimhaut durch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (dies betrifft auch etwa Vitamine und Mineralstoffe) höher als durch die Ernährung.
Weiterhin sei es möglich, dass heutige Präparate höher konzentriert sind als frühere Varianten. Insbesondere Probanden, die Kurkuma-Präparate mit dem Zusatz Piperin eingenommen haben, seien in der Untersuchung hervorgestochen. Das Alkaloid Piperin begegnet uns in unserer Ernährung vor allem in schwarzem Pfeffer. Der Untersuchung zufolge könnte es die Bioverfügbarkeit der potenziell kritischen Inhaltsstoffe weiter erhöht haben. Ob Kurkuma auch als Gewürz die geschilderten Gefahren mitbringt (womöglich auch hier in Kombination mit schwarzem Pfeffer/Piperin), ist der Studie nicht zu entnehmen.
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„Noch zu früh“ für Rückrufaktionen und Panikmache
„Wir wollen den Menschen keine Angst machen“, erklärt Fontana im „Health“-Interview weiter. Aufgrund der doch recht geringen Inzidenz sei es ebenso für etwaige Rückrufaktionen zu früh.
Das Forscherteam fordert auf Basis seiner Studie jedoch ein gesteigertes Bewusstsein über die möglichen Gefahren durch Kurkuma-Kapseln, insbesondere in Medizinerkreisen, um Patienten schneller gezielt behandeln zu können. Ebenso sollten Konsumenten selbst die typischen Symptome möglicher Leberschäden kennen. Wenn sie regelmäßig Kurkuma-Kapseln einnehmen und Beschwerden wie Magenschmerzen, Übelkeit oder gar Anzeichen einer Gelbsucht bei sich wahrnehmen, gelte es, das Präparat sofort abzusetzen. Glücklicherweise seien die dokumentierten Leberschäden laut Fontana reversibel.
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Quelle
- 1. Halegoua-DeMarzio, D., Navarro, V., Ahmad, J. et. al (2022), Liver Injury Associated with Turmeric—A Growing Problem: Ten Cases from the Drug-Induced Liver Injury, American Journal of Medicine.