In der Realität von Darmkrebspatienten fehlen bisher verlässliche Therapieansätze. Hoffen lässt nun ein Wirkstoff, der in Granatäpfeln enthalten ist – das wollen Forschende aus Frankfurt am Main herausgefunden haben.
Kann der Verzehr eines bestimmten Lebensmittels eine Therapie gegen Darmkrebs unterstützen? Ja, sagen Forschende der Uniklinik Frankfurt und des Instituts für Tumorbiologie und experimentelle Therapie (Georg Speyer Haus). Sie fanden heraus: Ein Stoffwechselprodukt aus dem Granatapfel stärkt die Funktion von Immunzellen in ihrem Kampf gegen Darmkrebs nachhaltig. Was die Forschungsergebnisse zeigen, lesen Sie hier.
Übersicht
Kraftstoff für unterdrückte Immunzellen
Eine zentrale Eigenschaft von Tumorerkrankungen besteht darin, dass Immunzellen, die eigentlich den Tumor bekämpfen sollen, durch das umliegende Gewebe unterdrückt werden (Immundysfunktion genannt). In der Folge kann sich der Tumor unkontrolliert im Körper vermehren und wachsen. Einer möglichen Lösung dieses Problems sind nun Forschende um Prof. Florian Greten vom Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie und der Goethe-Universität nähergekommen. Im Fokus steht Urolithin A – ein Wirkstoff, der offenbar tumorbekämpfende T-Zellen stärkt. Die Ergebnisse des interdisziplinären Urolithin-Projekts wurden Ende Oktober in der Fachzeitschrift „Immunity“ publiziert.1
So wirkt das Urolithin aus Granatäpfeln im Körper
Urolithin A ist ein Wirkstoff, der bei der Verstoffwechslung von Granatäpfeln durch Darmbakterien entsteht. In Untersuchungen an menschlichen Immunzellen konnten die Frankfurter Wissenschaftler zeigen, dass der Wirkstoff die Funktion von Immunzellen (T-Zellen) in ihrem Kampf gegen Darmkrebs nachhaltig verbessert. Diese würden nach einer Behandlung mit Urolithin A zu T-Gedächtnisstammzellen, welche „aufgrund ihrer Teilungsfähigkeit ständig das Immunsystem mit verjüngten T-Zellen versorgen“, heißt es in einem Artikel auf der Seite der Frankfurter Goethe-Universität.2
Gealterte und geschädigte Mitochondrien würden durch den Wirkstoff entfernt und durch neue ersetzt. Mitochondrien sind winzige Gebilde innerhalb einer Zelle. Deren Aufgabe ist die Produktion eines Moleküls, welches sämtlichen Organe und alle Muskeln als Energiequelle benötigen.
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Ergebnisse eröffnen neue Ansätze in der Therapie
Mit dieser Wirkung des Urolithin hoffen die Forschenden nun, die Therapie von Darmkrebs und anderen Krebserkrankungen verbessern zu können. „Unsere Erkenntnisse sind insbesondere spannend, weil nicht die Tumorzelle, sondern das Immunsystem, die natürliche Abwehr gegen Krebs, im Vordergrund steht“, wird Dr. Dominic Denk, Arzt am Universitätsklinikum Frankfurt und Erstautor der Studie, zitiert. Bei Darmkrebspatienten würden noch verlässliche Therapieansätze fehlen – hier könnte die Studie ganz neue Anwendungen eröffnen. Zum einen könne Urolithin A als Nahrungsmittel genutzt werden; zum anderen die Wirkung von Medikamenten unterstützen.
Die Aussagen der Forschenden zum Kraftstoff Urolithin stützen sich bisher nur auf Labor-Studien mit menschlichen Immunzellen. Als Nächstes soll Urolithin A zur Therapie von Darmkrebspatienten im Rahmen klinischer Studien untersucht werden.
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Volkskrankheit Darmkrebs
Darmkrebs ist eine Krebserkrankung mit hoher Sterblichkeit in fortgeschrittenen Stadien – und eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die Erkrankung tritt vor allem bei Menschen ab 50 Jahren und betrifft in den meisten Fällen Dickdarm (Kolonkarzinom) oder Mastdarm (Rektumkarzinom), kann aber in sehr seltenen Fällen auch den Dünndarm oder den After betreffen. Einen ausführlichen Überblick über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs finden Sie hier.
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Quellen
- 1. Denk, D., Petrocelli, V., Conche, C. et al. (2022). Expansion of T memory stem cells with superior anti-tumor immunity by Urolithin A-induced mitophagy. Immunity.
- 2. Goethe Universität Frankfurt am Main. Granatapfel-Stoffwechselprodukt: Forschende identifizieren Weg zur Stärkung von tumorbekämpfenden Immunzellen. (aufgerufen am 07.11.2022)