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Reduziertes Krankheitsrisiko

Gewichtsverlust in diesem Alter kann laut Studie das Leben verlängern

Lebensmitte abnehmen
In der Lebensmitte abnehmen – schon ein moderater Gewichtsverlust soll das Risiko für chronische Krankheiten senken und die Lebenserwartung erhöhen können Foto: Getty Images
Julia Freiberger
Redakteurin

3. Juni 2025, 12:58 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele Menschen nehmen zwischen 40 und 50 Jahren an Gewicht zu – doch eine neue Langzeitstudie zeigt: Wer es in dieser Lebensphase schafft, ein paar Kilos abzunehmen, kann das Risiko für schwere Krankheiten senken – und lebt sogar länger.

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Übergewicht gilt als Risikofaktor für viele chronische Krankheiten – von Diabetes bis Krebs. Besonders in der Lebensmitte nehmen viele aufgrund der natürlichen Alterungsprozesse verstärkt zu und schwieriger ab. Doch wie wichtig ist es wirklich, in diesem Alter auf sein Gewicht zu achten und mehr noch, es sogar zu reduzieren? Eine neue Studie aus Großbritannien und Finnland liefert jetzt Antworten. Sie hat untersucht, wie sich moderate Gewichtsveränderungen zwischen 40 und 50 Jahren langfristig auf die Gesundheit auswirken können. Die Forschenden analysierten, ob Menschen, die ihr Übergewicht in diesem Alter loswerden, seltener schwer krank werden. Tatsächlich: Die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und andere chronische Leiden waren in der Gruppe mit Gewichtsverlust deutlich geringer.

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Langzeiteffekte von Gewichtsreduzierung im mittleren Alter

Die Forscher wollten herausfinden, wie sich ein Gewichtsverlust in der Lebensmitte – also zwischen 40 und 50 Jahren – langfristig auf die Gesundheit auswirkt. Sie fragten: Ist es tatsächlich hilfreich, in diesem Alter Übergewicht loszuwerden, und schützt das nicht nur vor Diabetes, sondern auch vor anderen Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Asthma oder COPD?1

Bisherige Studien hatten oft nur kurzfristige Effekte untersucht, meist mit Fokus auf Diabetes.2 Die neue Untersuchung betrachtete gezielt den Langzeiteffekt über Jahrzehnte hinweg und prüfte, ob auch andere chronische Krankheiten und die Sterblichkeit betroffen sind.

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Studiendesign und Methoden

Die Ergebnisse stammen aus einer großen Analyse, die Daten von drei unabhängigen Langzeitstudien aus Großbritannien und Finnland zusammengeführt hat:

  • der Whitehall-II-Studie (Großbritannien)
  • der Helsinki Businessmen Study (Finnland)
  • der Finnish Public Sector Study (Finnland)

Insgesamt wurden dabei die Daten von 23.149 Erwachsenen ausgewertet. Alle Teilnehmenden waren zu Beginn der Studien unter 50 Jahre alt und hatten noch keine chronischen Krankheiten.

In der Whitehall-II-Studie aus Großbritannien wurde das Gewicht der Teilnehmenden erstmals in den Jahren zwischen 1985 und 1988 erfasst, eine zweite Messung folgte in den Jahren 1991 bis 1993. Bei der Helsinki Businessmen Study, einer finnischen Langzeitstudie, fanden die ersten Gewichtsmessungen zwischen 1964 und 1973 statt, während die zweite Messung bereits kurz darauf, nämlich zwischen 1974 und 1975, durchgeführt wurde. In der Finnish Public Sector Study begann die Datenerhebung im Jahr 2000, die zweite Messung erfolgte etwa vier Jahre später.

Trotz dieser unterschiedlichen Zeiträume hatten alle drei Studien ein gemeinsames Ziel: Sie wollten untersuchen, wie sich das Gewicht in der Lebensmitte – also meist im Alter zwischen 40 und 50 Jahren – verändert und welche Folgen diese Veränderungen langfristig für die Gesundheit haben.

Probandengruppen und Messungen

Anhand dieser Messungen wurden die Teilnehmenden in vier Gruppen eingeteilt:

  • Menschen, die dauerhaft ein normales Gewicht hatten
  • Menschen, die von Übergewicht zu Normalgewicht wechselten
  • Menschen, die von Normalgewicht zu Übergewicht wechselten
  • Menschen, die dauerhaft übergewichtig blieben

Nach der zweiten Messung wurden die Teilnehmenden viele Jahre lang begleitet – in der Finnish Public Sector Study bis zu zwölf Jahre, in der Whitehall-II-Studie bis zu 22 Jahre und in der Helsinki Businessmen Study sogar bis zu 35 Jahre.

Die Forscher erfassten, wer später an Krankheiten wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Asthma oder COPD erkrankte – oder wer starb. Alle Informationen dazu kamen aus offiziellen Gesundheitsregistern.

Zusätzlich wurden Faktoren berücksichtigt, die die Gesundheit beeinflussen können – z. B. Alter, Geschlecht, Blutdruck, Cholesterin und ob jemand rauchte.

Wer in der Lebensmitte abnimmt, lebt langfristig gesünder und länger

Die Ergebnisse der Studie liefern bemerkenswerte Hinweise: Menschen, die es schaffen, zwischen 40 und 50 Jahren ihr Übergewicht zu reduzieren, erkranken später seltener an chronischen Krankheiten – und leben länger.

Whitehall-II-Studie

In der Whitehall-II-Studie bekamen 45 Prozent der Teilnehmenden mit dauerhaftem Übergewicht im Laufe der Jahre mindestens eine chronische Erkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Asthma oder COPD. In der Gruppe, die in der Lebensmitte von Übergewicht zu Normalgewicht wechselte, lag dieser Anteil bei nur 27 Prozent.

Finnish Public Sector Study

Auch die Finnish Public Sector Study bestätigte diese Ergebnisse: Dort erkrankten Menschen mit dauerhaftem Übergewicht etwa doppelt so häufig an einer chronischen Krankheit wie diejenigen, die in der Lebensmitte Gewicht verloren.

Helsinki Businessmen Study

In der Helsinki Businessmen Study ging es vor allem um die Lebenserwartung: Hier zeigte sich, dass Männer, die in der Lebensmitte abnahmen, durchschnittlich länger lebten als Männer, die übergewichtig blieben.

Besonders wichtig: Die positive Wirkung trat bereits bei einem moderaten Gewichtsverlust auf – im Durchschnitt nahmen die Teilnehmenden mit Gewichtsverlust etwa 6,5 Prozent ihres Körpergewichts ab. Die Ergebnisse deuten also stark an: Schon ein mäßiger Gewichtsverlust zwischen 40 und 50 Jahren kann die Gesundheit langfristig stärken und die Lebenserwartung erhöhen.

Einschränkungen der Studie

Trotz der beeindruckenden Ergebnisse hat die Studie auch einige Einschränkungen:

  • Es handelt sich um Beobachtungsdaten – das heißt: Die Studie kann zeigen, dass Menschen mit Gewichtsverlust gesünder bleiben, aber sie kann nicht eindeutig beweisen, dass der Gewichtsverlust der direkte Grund dafür ist.
  • Es wurde nicht genau erfasst, ob die Gewichtsabnahme freiwillig oder unabsichtlich erfolgte. Gerade im höheren Alter kann ungewollter Gewichtsverlust ein Anzeichen für Krankheiten sein – dieser Faktor wurde nicht explizit ausgeschlossen.
  • Fast alle Teilnehmenden waren weiße Europäer – ob die Ergebnisse auch für andere Bevölkerungsgruppen gelten, ist unklar.
  • In manchen Studien wurden BMI-Daten selbst gemessen, in anderen via Selbstauskünfte nur berichtet – das könnte zu Fehlern und Verzerrungen geführt haben.
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Fazit

Die Studie liefert Hinweise dafür, dass ein moderater Gewichtsverlust in der Lebensmitte die Gesundheit langfristig verbessern kann. Und das ohne helfende Operation oder Medikamente. Wer es schafft, zwischen 40 und 50 Jahren ein paar Kilo abzunehmen, kann helfen, sein Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Asthma, COPD und andere chronische Krankheiten zu senken – und länger zu leben.

Besonders bemerkenswert: Schon ein durchschnittlicher Gewichtsverlust von 6,5 Prozent des Körpergewichts reichte aus, um diese Effekte zu erzielen. Es muss also nicht immer eine radikale Diät sein – auch kleine Schritte können langfristig große Wirkung haben.

Die Ergebnisse sind ein starkes Argument dafür, in der Lebensmitte aktiv zu werden. Gerade in diesem Alter – bevor sich chronische Krankheiten entwickeln – scheint es besonders wichtig zu sein, Übergewicht abzubauen und einen gesunden Lebensstil zu pflegen.

Wichtig bleibt

Die Studie zeigt Zusammenhänge, keine direkten Ursachen. Und nicht alle Gruppen der Bevölkerung wurden gleich berücksichtigt. Trotzdem liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise: Gewichtsverlust in der Lebensmitte, kann der Gesundheit einen entscheidenden Vorteil verschaffen – und das lohnt sich in jedem Fall.

Themen Gesund abnehmen Langlebigkeit

Quellen

  1. Strandberg ,TE., Strandberg, AY., Jyväkorpi, S. et al. (2025). Weight Loss in Midlife, Chronic Disease Incidence, and All-Cause Mortality During Extended Follow-Up. JAMA Netw Open. ↩︎
  2. Cleto, AS., Schirlo, JM., Beltrame, M, et al. (2025). Semaglutide effects on safety and cardiovascular outcomes in patients with overweight or obesity: a systematic review and meta-analysis. Int J Obes (Lond). ↩︎

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