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Bisher unbekannter Mechanismus entdeckt

Fruktose sorgt dafür, dass mehr Fett im Körper gespeichert wird

Ein Obststand
Fruktose bewirkt, dass der Körper mehr Fett speichert Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

19.08.2021, 17:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Zu viel Zucker macht dick, zu viel Fruktose (Fruchtzucker) macht dicker. Der Einfachzucker verändert laut einer neuen Studie Stoffwechsel sowie Darmstruktur derart massiv, sodass mehr Fett im Körper eingelagert werden kann. Ein Teufelskreis.

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Die Industrienationen haben ein Fruktose-Problem. Damit ist nicht der Fruchtzuckergehalt eines Frühstücksapfels gemeint, sondern die Mengen an künstlich zugesetzter Fruktose in Soft Drinks, Smoothies, Süßigkeiten und anderen stark verarbeiteten Nahrungsmitteln. In den USA, wo die meisten Fettleibigen leben, kommt High Fructose Corn Syrup (Maissirup) in fast jedem Fertigprodukt vor. Besteht da ein Zusammenhang? Ja, lautet die klare Antwort einer aktuellen US-Studie. Hierbei entdeckte ein Forscher-Team erstmals eher zufällig, auf welche Weise Fruktose Darmstruktur und Stoffwechsel bei Mäusen so verändert, dass Fett aus der Nahrung quasi ohne Verluste direkt auf die Hüften wandert. Ihre These: Fruktose trägt eine wesentliche Mitschuld an der wachsenden Zahl Übergewichtiger.

Fruktose wirkt im Darm wie ein Türöffner für Fett

Für ihre Studie konzentrierten sich Wissenschaftler der Weill Cornell Medicine und New York-Presbyterian (beides New York) erstmals genauer auf die Auswirkung von Fruktose auf den Dünndarm. Dieser ist mit feinen, haarähnlichen Zotten ausgekleidet. Zotten erweitern die Oberfläche des Darms und helfen dem Körper, Nährstoffe, einschließlich Nahrungsfette, aus der letzten Mahlzeit aufzunehmen, während sie den Verdauungstrakt passiert. Nachdem die Forscher Mäuse auf eine fruktosereiche Diät gesetzt hatten, stellten sie fest, dass ihre Zotten 25 bis 40 Prozent länger waren als die von Mäusen, die keine Fruktose erhielten. Lange Zotten bedeuten, dass mehr Kalorien vom Körper aufgenommen und gespeichert werden können. Und genau das passierte bei den „Fruktose-Mäusen“: Ihre Fettansammlung und damit ihr Gewicht nahm auf eine ungesunde Weise zu, heißt es in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie.1

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Fruktose unterstützt auch das Wachstum von Darmtumoren

Zu viel Fruktose – vor allem in Verbindung mit einer ungesunden, fettreichen Mahlzeit – überfordert das Verdauungssystem. So kann es sein, dass überschüssige Fruktose direkt in den Dickdarm oder in die Leber gelangt, was die Fettproduktion umso mehr ankurbelt, heißt es weiter. Dies führe auch auf Dauer zu Entzündungen und damit zu krankmachenden Veränderungen in der Gewebestruktur. „Fruktose unterscheidet sich von anderen Zuckern wie Glukose und wird anders verstoffwechselt“, erklärt Studienautor Dr. Marcus DaSilva Goncalves in einer Universitätsmitteilung.2 „Unsere Forschungen haben ergeben, dass Fruktose die Streckung der Zotten fördert und zudem das Wachstum von Darmtumoren unterstützt.“

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Verlängerung der Zotten zufällig entdeckt

Die Forscher hatten erst gar nicht vor, die Zotten zu untersuchen. Frühere Forschungen des Teams aus dem Jahr 2019 zeigten, dass Fruktose bereits vorhandenen Darmkrebs bei Maus-Modellen verschlimmern kann. Bei den daraus resultierenden Untersuchungen fielen die stark vergrößerten Zotten auf. Diese für die Wissenschaftler überraschende Entdeckung veranlasste sie, genauer hinzusehen. So kam das Team dem bis dahin weitestgehend unbekannten Mechanismus der durch Fruktose ausgelösten verstärkten Fett-Synthese auf die Spur.

Fettpolster durch Fruktose aus evolutionärer Sicht sinnvoll

Für Mitautor Samuel Taylor sind seine Beobachtungen evolutionstechnisch durchaus sinnvoll. „Bei Säugetieren, insbesondere bei Säugetieren im Winterschlaf in gemäßigten Klimazonen, ist Fruktose in den Herbstmonaten, wenn die Früchte reif sind, sehr verfügbar.“ Der Verzehr von viel Fruktose kann diesen Tieren helfen, mehr Nährstoffe aufzunehmen und in Fett umzuwandeln. Das brauchen sie, um den Winter zu überstehen. Allerdings sei der moderne Mensch für die heute allgegenwärtigen, verfügbaren Massen an Fruktose nicht gemacht, schließt Kollege Goncalves an: „Fruktose selbst ist nicht schädlich. Der Überkonsum ist das Problem. Unser Körper ist nicht darauf ausgelegt, so viel davon zu essen, wie wir es tun.“

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Quellen

  1. Taylor RS, Ramsamooj S, Liang RJ, et al. Dietary fructose improves intestinal cell survival and nutrient absorption. Nature. (2021)
  2. Weill Cornell Medicine. Research uncovers how fructose in the diet contributes to obesity. (2021)
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