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Neue Studie

Forscher finden fünf unterschiedliche Alzheimer-Arten

Forscher haben die Proteine im Hirnwasser von Alzheimer-Patienten untersucht und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen
Forscher haben die Proteine im Hirnwasser von Alzheimer-Patienten untersucht und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

10.01.2024, 18:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Alzheimer ist die am häufigsten vorkommende Form von Demenz. Forscher fanden nun heraus, dass es aber nicht nur eine Variante davon gibt: Insgesamt existieren fünf verschiedene Alzheimer-Arten. Diese Erkenntnis könnte zu besseren Behandlungsmethoden der unheilbaren Nerven-Krankheit beitragen.

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Alzheimer ist, wie jede Form der Demenz, eine tückische Erkrankung. Sie verläuft meist über Jahre und führt unter anderem zum Gedächtnisverlust, zu Orientierungslosigkeit und zur Veränderung der Persönlichkeit. Für Familienangehörige ist es besonders tragisch, ihre Liebsten geistig schwinden zu sehen, denn die Krankheit lässt sich nicht heilen. Die bestehenden Behandlungen zielen lediglich darauf ab, den Verlauf so gut es geht zu verlangsamen. Eine neue Studie könnte nun aber einen Beitrag dazu leisten, dass bessere Behandlungsmethoden und Medikamente für Betroffene entwickelt werden. Denn Forscher haben fünf unterschiedliche Alzheimer-Arten identifizieren können, wobei jede Art in Zukunft individuell und damit besser medikamentös behandelt werden kann.

Hirnwasser von 419 Alzheimer-Patienten untersucht

Die Forscherin Betty Tijms und ihre Kollegen vom Alzheimer Center Amsterdam, dem Amsterdam UMC und der Universität Maastricht haben die unterschiedlichen Ausprägungen von Alzheimer untersucht.1 Bislang war bekannt, dass die Erkrankung durch das Verklumpen sogenannter Amyloid- und Tau-Proteine im Gehirn ausgelöst wird. Neben diesen Verklumpungen sind auch andere biologische Prozesse an der Entstehung beteiligt, wie z.B. Entzündungen und ein verändertes Wachstum der Nervenzellen.

Dank neuer Technologien konnten die niederländischen Forscher diese biologischen Prozesse in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit‎ (Liquor) – auch Hirnwasser genannt – von Alzheimer-Patienten untersuchen. Für die Studie haben die Forscher den Liquor von insgesamt 419 Betroffenen und 187 gesunden Personen analysiert. Dadurch wurden 1058 verschiedene Proteine in dem Hirnwasser identifiziert. Innerhalb der Probanden-Gruppe stellten sie verschiedene biologische Varianten fest, woraus sie schließlich fünf unterschiedliche Alzheimer-Arten formulierten.

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Fünf unterschiedliche Alzheimer-Arten

Die Analyse der Daten ergab, dass es unter den Alzheimer-Patienten unterschiedliche biologische Ausprägungen der Krankheit gab.

  • Die erste Variante ist charakteristisch durch eine erhöhte Amyloid-Protein-Produktion gekennzeichnet. Dieses Protein wird bei allen Menschen von Geburt an produziert, allerdings erhöht sich die Konzentration mit zunehmendem Alter.2 Bei Alzheimer-Patienten kommt es zum Verklumpen des Amyloids im Gehirn, was zu Ablagerungen führt, die als Plaques bezeichnet werden.
  • Bei der zweiten Alzheimer-Variante ist die Blut-Hirn-Schranke gestört und es kommt zu einer verminderten Amyloid-Produktion sowie einem geringeren Wachstum der Nervenzellen.
  • Die drei weiteren Varianten unterschieden sich in der Proteinsynthese, in der Funktion des Immunsystems und in der Funktion des Organs, welches das Hirnwasser produziert.

Zudem fanden die Forscher heraus, dass die unterschiedlichen Alzheimer-Arten einen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben.

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Studie ebnet den Weg für neue Medikamente

Die Erkenntnisse aus dieser Studie sind enorm wichtig für die Arzneimittelforschung. Weil nun bekannt ist, welche biologischen Ursachen eine Alzheimer-Variante hat, kann man bessere und spezifischere Medikamente entwickeln. Bislang wirkt zum Beispiel ein Medikament, das die Amyloid-Produktion hemmt, zwar bei Erkrankten mit erhöhter Amyloid-Produktion effektiv – bei Patienten mit verringerter Amyloid-Proproduktion kann es jedoch schädlich sein. Laut den Forschern ist sei es auch möglich, dass Patienten mit einer dieser fünf Arten ein höheres Risiko für Nebenwirkungen haben, während das Risiko bei anderen Varianten geringer ausfällt. Nun kann die Pharmaindustrie solche Risiken und Wirkweisen genauer erforschen.

Der nächste Schritt besteht darin, zu beweisen, dass die jeweiligen Alzheimer-Arten tatsächlich unterschiedlich auf Medikamente reagieren. Wenn das zutrifft, kann man die Krankheit in Zukunft wesentlich spezifischer und somit wirksamer behandeln. Das ist ein Hoffnungsschimmer für viele Betroffene und ihre Angehörigen. Denn Alzheimer gehört mit rund 60 Prozent Anteil zur häufigsten Demenz-Form bei den weltweit etwa 24 Millionen Patienten.3

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Quellen

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