30. April 2025, 10:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit Jahren gehört der Konsum von Cannabis für einige Menschen zum Alltag – meist in Form der getrockneten weiblichen Blüten, die wegen ihres THC-Gehalts eine berauschende Wirkung entfalten. Doch nun wirft eine aktuelle Studie Fragen zur langfristigen Wirkung auf die Gesundheit auf: Sie legt nahe, dass Cannabiskonsum möglicherweise in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für eine Demenzdiagnose stehen könnte.
Ob Alkohol oder Zigaretten – wie bei jeder anderen Droge ist auch der Konsum von Cannabis mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Eine kanadische Studie hat jetzt einen möglichen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und einer Demenz-Diagnose untersucht.
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Übersicht
Studie untersucht Zusammenhang zwischen Demenz und Cannabis
In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob intensiver Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für eine spätere Demenzdiagnose verbunden sein könnte. Die Forscher betrachteten dabei zwischen 2008 und 2021 Fälle, bei denen der Cannabiskonsum so stark war, dass eine Notaufnahme oder ein stationärer Krankenhausaufenthalt erforderlich wurde.Grundlage der Analyse waren die Gesundheitsdaten von mehr als sechs Millionen Erwachsenen ab 45 Jahren aus Ontario. Diese wiesen zu Beginn der Studie keine Demenzdiagnose auf.1
Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 16.275 Personen, die wegen durch Cannabis bedingten Beschwerden in die Notaufnahme eingeliefert wurden. Diese Gruppe wurde anschließend drei Vergleichsgruppen gegenübergestellt. Menschen, die aus anderen Gründen eine Notfallbehandlung benötigten, der allgemeinen Bevölkerung sowie Personen, die wegen Alkoholmissbrauchs medizinisch versorgt wurden.
Ergebnisse der Studie
Die Personen, die wegen ihres Cannabiskonsums akut medizinische Hilfe benötigten, hatten in den Folgejahren ein deutlich höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Fünf Jahre nach dem Vorfall erhielten fünf Prozent dieser Gruppe eine entsprechende Diagnose – im Vergleich zu 3,6 Prozent bei Personen mit anderen Notfallursachen und 1,3 Prozent in der allgemeinen Bevölkerung.
Insgesamt war das Risiko für eine Demenzdiagnose bei cannabisbedingten Notfällen um 72 Prozent höher als in der Allgemeinbevölkerung und um 23 Prozent höher als bei anderen medizinischen Notfällen. Im Vergleich zu Menschen, die aufgrund von Alkohol behandelt wurden, war das Risiko zwar geringer – blieb aber ebenfalls auffällig erhöht.
Einordnung der Ergebnisse
Im Rahmen der Studie wurde nur ein schwerwiegender Cannabis-Konsum untersucht, nicht der gelegentliche Gebrauch. Es konnte zudem zwar ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cannabis und einer Demenzdiagnose festgestellt werden, aber keine Kausalität. Zudem ist unklar, auf welche Weise die Betroffenen Cannabis konsumierten.
Trotz einiger Einschränkungen zeigt die Studie, dass ein Krankenhausaufenthalt aufgrund von Cannabiskonsum ein möglicher Risikofaktor für eine spätere Demenz sein könnte. Zwar konnte kein direkter Zusammenhang nachgewiesen werden, doch die Ergebnisse deuten darauf hin, dass weiterer Forschungsbedarf besteht.
Weitere Studienergebnisse zur Wirkung von Cannabis
Damit untermauert die aktuelle Studie eine Untersuchung aus dem Jahr 2012. Diese hatte bereits negative Effekte von Cannabis auf die Kognition aufgezeigt. Sie hatte den Einfluss von Cannabiskonsum auf die geistige Entwicklung bei Jugendlichen untersucht. Dafür wurden 1037 Personen aus der Dunedin-Studie – einer neuseeländischen Geburtskohorte – von der Geburt bis zum Alter von 38 Jahren begleitet. Die Teilnehmenden gaben im Alter von 18, 21, 26, 32 und 38 Jahren Auskunft über ihren Cannabiskonsum. Zusätzlich wurden kognitive Tests sowohl vor Beginn des Konsums (im Alter von 13 Jahren) als auch nach jahrelangem Konsum (mit 38 Jahren) durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der jahrelange Konsum von Cannabis nicht nur mit einem Rückgang der kognitiven Leistung verbunden war, sondern ebenfalls zu einem Abfall des Intelligenzquotienten (IQ) führte. So konnte bei Personen, die vor dem 18. Lebensjahr regelmäßig Cannabis konsumierten, im Durchschnitt ein Verlust von etwa acht IQ-Punkten zwischen dem 13. und 38. Lebensjahr festgestellt werden. Zugleich hielten die Veränderungen auch nach Beendigung des Cannabiskonsums größtenteils weiter an. 2

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Fazit
Auch wenn weitere Forschung notwendig ist, um Kausalitäten zu beweisen und die Zusammenhänge genauer zu verstehen: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Cannabis – wie andere Drogen – negativ auf die Gesundheit wirken kann.
Während Cannabis zwar auch im medizinischen Kontext – dann aber natürlich von Experten kontrolliert – zum Einsatz kommt, sollte man die Droge als Genussmittel oder sogar Suchtmittel nicht auf die leichte Schulter nehmen.