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Forschung zeigt

Ein harmloses Symptom kann auf Alzheimer hindeuten

Tagesschläfrigkeit kann ein frühes Symptom von Alzheimer sein
Veränderungen im Gehirn machen Alzheimerpatienten tagsüber müde. FITBOOK erklärt es genauer. Foto: Getty Images/Westend61
Anna Echtermeyer
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, Laura Pomer

8. August 2024, 4:03 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Noch bevor eine Alzheimererkrankung sich mit Gedächtnisaussetzern bemerkbar macht, weist sie andere, wesentlich unspezifischere Symptome auf. Dazu zählt unter anderem Tagesmüdigkeit. Natürlich trifft das auf verschiedene gesundheitliche Probleme zu. Im Zusammenhang mit Alzheimer aber konnten Forscher die Abgeschlagenheit auf bestimmte Prozesse im Gehirn zurückführen.

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Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus sind, das ist schon lange bekannt, ein häufiges und frühes Symptom von Alzheimer. Diese Verbindung zwischen Schlafstörungen und dem Auftreten der neurodegenerativen Erkrankung wurde bereits Mitte der neunziger Jahre beschrieben.1 Entsprechende Untersuchungen damals hatten gezeigt, dass veränderte Schlafmuster – wie etwa das Problem, nachts nicht durchschlafen zu können – häufig in den frühen Stadien der Alzheimer-Krankheit auftreten. Weil viele Menschen von dieser Erkrankung betroffen sind und eine frühe Diagnose den Verlauf maßgeblich beeinflusst, ist das Interesse daran, solche frühen Indikatoren herauszufiltern, natürlich enorm groß. Neben einem fragmentierten Nachtschlaf rückte ein weitaus harmloses erscheinendes Symptom in den Fokus der Forschung: Tagesschläfrigkeit genannt. FITBOOK sagt, was genau damit gemeint ist, was Studien dazu herausgefunden haben und ab wann Müdigkeit am Tage tatsächlich als frühes Anzeichen für Alzheimer zu werten ist.

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Studien zeigen Zusammenhang zwischen Tagesschläfrigkeit und späterer Alzheimer-Erkrankung

Studien zeigen, dass eine erhöhte Tagesschläfrigkeit ein frühes Zeichen für kognitive Beeinträchtigungen sein kann, die häufig der Alzheimer-Krankheit vorausgehen. So lautete unter anderem das Ergebnis einer Untersuchung von Adam Spira, die 2018 in der schlafmedizinischen Fachzeitschrift „Sleep“ veröffentlicht wurde.2

Was ist Tagesschläfrigkeit?

Tagesschläfrigkeit bezeichnet die Symptomatik von vermehrter Schläfrigkeit mit Einschlafneigung am Tag. Die Beschwerden sind gekennzeichnet durch die regelmäßig auftretende Unfähigkeit, sich unter reizarmen Bedingungen wachzuhalten.3 Tagesschläfrigkeit tritt häufig infolge von Schlaffragmentierungen oder Schlaf-Wach-Regulationsstörungen bei schlafmedizinischen Erkrankungen auf (etwa Insomnien, Parasomnien oder Schlafapnoe). Sie kann aber offenbar auch als Folge psychiatrischer, internistischer und neurologischer Erkrankungen entstehen. Um letztere handelt es sich bei Alzheimer.

Alzheimer ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung und die häufigste Form von Demenz. Die meisten Patienten erkranken nach dem 65. Lebensjahr, jedoch steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Während nur ein Prozent von den 65- bis 69-Jährigen an Demenz leiden, sind es bei den 80- bis 84-Jährigen etwa zehn Prozent.

Auch interessant: Wie bestimmte Ereignisse in der Kindheit später Alzheimer begünstigen könnten

Das ist anders im Gehirn von älteren Menschen mit Tagesschläfrigkeit

Doch was genau läuft im Gehirn von Menschen ab, wenn sie tagsüber immer wieder Schwierigkeiten haben, sich wach zuhalten und auch immer wieder wegnicken? In der zuvor genannten Studie von 2018 fanden Forscher heraus, dass die Gehirne älterer Erwachsener, die über übermäßige Tagesschläfrigkeit berichtetet hatten, jedoch noch keine Demenz-Diagnose hatten, mehr Beta-Amyloid aufwiesen als diejenigen, die tagsüber keine Probleme mit Schläfrigkeit hatten.

Beta-Amyloid ist ein kleines Eiweißpartikel, welches verklumpt und sich ablagert. Dadurch wird die Kommunikation zwischen den Nervenzellen gestört – sie sterben mit der Zeit ab. Auch wenn die genauen Ursachen von Alzheimer noch nicht restlos klar sind, gilt Beta-Amyloid als eine davon. Das Protein wird auch häufig als „Demenz-Protein“ bezeichnet.

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Die Rolle des Tau-Proteins bei Alzheimer-Symptomen

Womöglich ist Amyloid-Beta jedoch nicht die entscheidende Verbindung zwischen Tagesschläfrigkeit und Alzheimer, wie eine 2019 veröffentlichte Studie zeigt: Forscher der University of California hatten dafür das Hirngewebe von 13 verstorbenen Alzheimerpatienten und sieben gesunden Kontrollpersonen untersucht.4 „Bemerkenswerterweise bedeutet das, dass das Gehirn keine Möglichkeit hat, dies zu kompensieren, weil alle diese funktionell verwandten Zelltypen gleichzeitig zerstört werden“, wird mit Jun Oh einer der Studienautoren zitiert. Das Ergebnis der Studie bestätigt unter anderem eine frühere Arbeit, die gezeigt hatte, dass Menschen, die mit erhöhten Tau-Protein-Werten starben, vermehrt Schlafstörungen erlebt hatten.

Worin besteht jetzt der Zusammenhang zur Tagesschläfrigkeit?

Studie zeigt: Alzheimer zerstört Neuronen, die uns wach halten

In allen untersuchten Hirngeweben entdeckte die Forschenden neben Tau-Ablagerungen auch noch einen erheblichen Rückgang des Orexin-Spiegels. Orexin ist, wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, ein Neurotransmitter. Er vermittelt zwischen den für den Schlaf-Wach-Rhythmus zuständigen Hirnregionen und wird von Nervenzellen des Hypothalamus gebildet. Der Anteil dieser Nervenzellen war bei den Alzheimerpatienten zu einem erheblichen Anteil zerstört: Diese Menschen hatten 75 Prozent dieser Neuronen verloren.

Was Orexin mit Tagesschläfrigkeit zu tun hat

Was aber hat ein Orexin mit Tagesschläfrigkeit zu tun? Orexin ist für den Wechsel vom Wach- zum Schlafzustand verantwortlich. Orexin führt dazu, dass Menschen wacher sind (und auch mehr Hunger haben). Und: Orexin hängt ganz eng mit Narkolepsie zusammen: Bei vielen Patienten dieser seltenen Schlaf-Wach-Störung ist weniger Orexin im Gehirnwasser nachweisbar als bei Menschen, die nicht von Narkolepsie betroffen sind. Das Kernsymptom und meist erste Symptom der Narkolepsie ist eine anhaltende Tagesschläfrigkeit mit unüberwindbarem Schlafdruck.5

Symptome von Narkolepsie

Bei Narkolepsie handelt es sich laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) explizit nicht um „Müdigkeit“, sondern „um eine intensive Einschlafneigung, der nicht widerstanden werden kann“. Sie tritt auf, obwohl die Menschen nachts ausreichend Schlaf bekommen. Sie zeige sich meist und verstärkt in monotonen Situationen, wie lesen oder Fernsehen und könne anfangs durch Bewegung oder andere Aktivitäten vermindert werden. Die Ausprägung der Tagesschläfrigkeit kann stark schwanken und in fast jedem Alter auftreten. In jungen Jahren sind die wichtigsten Fehldiagnosen Epilepsie und ADHS. Frauen erkranken etwas früher als Männer. Bei Erwachsenen beginnt sie meist schleichend. Für Außenstehende können Narkolepsie-Patienten unkonzentriert, desinteressiert oder faul wirken, schreibt die DGSM.

Wichtig ist jedoch, zu erwähnen, dass die Symptome der Narkolepsie vielschichtig sind. Laut der DGSM ist Tagesschläfrigkeit nur dann als Symptom von Narkolepsie zu werten, wenn sie „täglich über mindestens drei Monate besteht und keine anderen Ursachen dafür gefunden werden“. Zu den anderen Ursachen können ein chronischer Schlafmangel oder eine unbehandelte Schlafapnoe zählen.

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Fazit

Während die Wissenschaft weiter die Beziehung zwischen Alzheimer und Tagesschläfrigkeit (Narkolepsie) untersucht, kann man festhalten: Sie kann als ein frühes Warnsignal betrachtet werden, das oft Jahre vor der Diagnose von Alzheimer auftritt. Wichtig ist, eine gelegentliche „Müdigkeit“ von einer Narkolepsie zu unterscheiden. Tagesschläfrigkeit ist eine intensive Einschlafneigung, der Betroffene nicht widerstehen können. Sie tritt häufig bei monotonen Situationen (Fernsehen, Lesen) auf. Bei entsprechenden Anzeichen sollte man hellhörig sein. Bei gelegentlicher Müdigkeit muss man nicht gleich an Alzheimer denken. An dieser Stelle noch der wichtige Hinweis, dass Alzheimer-Symptome und –anzeichen höchst unterschiedlich sein können. Mehr zu den Ursachen, Risikofaktoren sowie dem Verlauf und den Behandlungsmöglichkeiten von Alzheimer hat FITBOOK hier zusammengetragen.

Themen Demenz Krankheiten

Quellen

  1. Moe K.E., Vitiello M.V., Larsen L.H. et al. (1995): Symposium: Cognitive processes and sleep disturbances: Sleep/wake patterns in Alzheimer's disease: relationships with cognition and function. Journal of Sleep Research ↩︎
  2. Spira A.P., An Y., Wu M.N. et al. (2018): Excessive daytime sleepiness and napping in cognitively normal adults: associations with subsequent amyloid deposition measured by PiB PET. Sleep. ↩︎
  3. Springermedizin: Tagesschläfrigkeit (aufgerufen am 07.08.2024) ↩︎
  4. Oh J., Eser R.A., Ehrenberg A.J et al. (2019): Profound degeneration of wake-promoting neurons in Alzheimer's disease. Alzheimer's & Dementia ↩︎
  5. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: Patientenratgeber Narkolepsie (2021, aufgerufen am 07.08.2024) ↩︎
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