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Tennisstar offenbart mentale Probleme

Alexander Zverev nach Wimbledon-Aus: »Ich fühle mich ziemlich allein im Leben

Alexander Zverev
Alexander Zverev bei den US Open 2024 Foto: Getty Images

2. Juli 2025, 12:34 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wimbledon scheint für den deutschen Tennisstar Alexander Zverev einfach nicht zu knacken zu sein. Doch nach seinem aktuellen Aus in der ersten Turnierrunde scheinen den Sportler ganz andere Gedanken als seine Niederlage umzutreiben. In der Pressekonferenz nach dem Match fand er beunruhigende Worte für seinen mentalen Zustand. Der Psyche des 28-Jährigen, der nicht nur im Tennis, sondern auch privat aufgrund seiner Diabetes-Typ-1-Erkrankung mit Herausforderungen umzugehen weiß, scheint es derzeit überhaupt nicht gut zu gehen!

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„Ich fühle mich da draußen manchmal sehr allein. Ich habe mentale Probleme“, diese Worte von Alexander Zverev auf der Pressekonferenz in Wimbledon lassen aufhorchen. Offen sprach der sichtlich erschöpfte Tennisprofi von starken psychischen Problemen, die nicht nur die Öffentlichkeit erstaunen und beunruhigen, sondern auch seinen älteren Bruder, wie NDR berichtet.

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»Schwer, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden

„Ich fühle mich generell im Moment ziemlich allein in meinem Leben“, gab Alexander Zverev den in Wimbledon anwesenden Journalisten tiefe Einblicke in sein Seelenleben. „Es geht nicht um das Gefühl auf dem Tennisplatz, es geht um das Lebensgefühl generell. Ich habe mich noch nie so gefühlt. Es ist für mich momentan schwer, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden. Ich versuche, Wege zu finden, irgendwie aus diesem Loch herauszukommen, aber ich lande irgendwie immer wieder da drin.“

Bis Ende Juli mache er deshalb nun Pause vom Tennis, auch eine Therapie scheint der Vater einer Tochter nicht auszuschließen. „Etwas in mir muss sich ändern, etwas, das nicht notwendigerweise auf dem Tennisplatz liegt.“

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Bruder Mischa überrascht

Auch Alexander Zverevs Bruder Mischa hat sich mittlerweile geäußert. Er wusste offenbar nicht, wie schlecht es seinem zehn Jahre jüngeren Bruder geht. Einige der Aussagen, die Alexander in der Pressekonferenz tätigte, seien für ihn neu gewesen, heißt es im NDR-Bericht. „Da hat sich nichts Großartiges angedeutet“, sagte Mischa Zverev. „Ich versuche zuzuhören, und dann, wenn ich kann, zu helfen“, betonte er als Reaktion auf die beunruhigenden Worte seines Bruders.

Alexander Zverev ist Diabetiker

Während die mentalen Probleme für Alexander Zverev neu zu sein scheinen, ist er Herausforderungen im Leben generell gewohnt – und zwar auch über das für den Leistungssport übliche Maß hinaus. Denn der Sportler ist Diabetiker, er hat Diabetes Typ 1. Eine Erkrankung, die ihn fast von seiner großen Tenniskarriere abgehalten hätte.

Diabetes-Erkrankung war Alexander Zverev lange peinlich

Im Interview mit „L’Equipe“ offenbarte Alexander Zverev im Jahr 2022, dass er seine Diabetes-Erkrankung nicht nur lange geheim gehalten, sondern sogar geleugnet habe. Besonders zu Beginn seiner Karriere mit 17 Jahren habe er nicht gewollt, dass Leute von seiner Krankheit erfuhren. „Am Anfang habe ich mich sogar versteckt, um mir Insulin zu spritzen. Das habe ich auf den Toiletten gemacht. Als ich anfing, Mädchen zu treffen, war es unmöglich, mit ihnen darüber zu sprechen. Es war mir viel zu peinlich, das Thema anzusprechen“, erzählte der Tennisstar.

Den Grund, warum er lange Zeit nicht dazu stehen konnte, Diabetes zu haben, sieht Alexander Zverev in schlechten Erfahrungen, die er als Kind gemacht habe. Unter anderem sei ihm sogar mal seine Diabetes-Ausrüstung inklusive Insulin gestohlen und beschädigt worden. „Ich bin dieses Kindheitstrauma nie wirklich losgeworden, es ist immer noch im Hinterkopf“, verriet der heute 28-jährige Spitzensportler.

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Diabetes und Leistungssport – für den Tennisstar gut zu meistern

Jahre später, mit großen Tennis-Erfolgen im Rücken, war Zverev bereit, öffentlich über seine Erkrankung zu sprechen. Seine sportlichen Triumphe sind dabei keine Selbstverständlichkeit. Denn hätte Zverev als Kind auf seine Ärzte gehört, wäre er heute sicher kein Tennisstar. Sie hätten ihm damals gesagt, dass er mit Diabetes Typ 1 kein Spitzensportler werden könne, da es ihm aufgrund seiner Erkrankung nicht möglich sei, über Stunden hinweg auf Leistungsniveau Sport zu machen.

„Ich glaube, dass ich heute sagen kann, dass sie falsch lagen“, betonte Zverev 2022 im Interview. Er persönlich habe keine Probleme, auf hohem Niveau Sport zu treiben, sein Blutzuckermessgerät habe er stets in seiner Tennistasche mit dabei. Und weil er es geschafft habe, mit Diabetes Höchstleistungen zu erzielen, möchte er mit seiner Stiftung „Eltern und Kindern auf der ganzen Welt die Botschaft senden, dass es keine Grenzen gibt, außer denen, die man sich selbst auferlegt“.

Diabetes Typ 1 und Sport – die Forschungslage

Neben Alexander Zverev ist auch Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben, ein Beispiel dafür, dass man als Diabetiker unglaubliche sportliche Leistungen vollbringen kann. Auch die Forschung hat sich mit dem Thema (Leistungs-)Sport und Diabetes auseinandergesetzt. Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass regelmäßige sportliche Aktivitäten wichtig für die Gesundheit, Fitness und Langlebigkeit von Menschen mit Diabetes Typ 1 sind.1

Und auch, dass Sport auf Wettkampfniveau mit der Erkrankung erfolgreich möglich ist, zeigen neben Beispielen wie Zverev und Steiner auch wissenschaftliche Untersuchungen. Laut einer Studie von 2020 kann der Muskel-, Leber- und Glykogenstoffwechsel bei Sportlern mit Diabetes normal sein, wenn der Blutzuckerspiegel insgesamt gut eingestellt sei. Die sportliche Leistung könne durch Änderungen der Insulindosis und der Ernährung gefördert werden. Allerdings könne die Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels während des Trainings, auf Reisen und bei Wettkämpfen eine große Herausforderung für Sportler mit Typ-1-Diabetes darstellen. Jüngste Fortschritte in der Glukoseüberwachung ermöglichen es jedoch mittlerweile, die Insulinverabreichung und die Nährstoffzufuhr im Minutentakt zu verändern, um eine nahezu optimale Blutzuckereinstellung zu erreichen.2

Was ist Diabetes Typ 1?

Diabetes Typ 1 (Diabetes mellitus) bedeutet, dass der Körper kein Insulin produzieren kann. Ohne das Insulin kann der Körper die aufgenommene Nahrung nicht verwerten. Das bei gesunden Menschen in der Bauchspeicheldrüse produzierte und ins Blut abgegebene lebenswichtige Hormon sorgt dafür, dass der Zucker, den man durch Essen und Trinken aufnimmt, in die Körperzellen transportiert wird. Dort wird er in Energie für den Körper umgewandelt. Funktioniert dieser Prozess aufgrund fehlenden Insulins nicht, sammelt sich der Zucker im Blut an. Eine hohe Zuckerkonzentration verursacht eine Reihe von Beschwerden. Ist der Blutzuckerspiegel einer Person sehr stark erhöht, kann er Bewusstseinsstörungen bekommen und sogar das Bewusstsein (diabetisches Koma) verlieren. Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen sich deshalb täglich Insulin spritzen.3

Folgende Symptome gehen Diabetes einher:

  • starker Durst
  • häufiges Wasserlassen
  • Übelkeit
  • Schwindelgefühl
  • Müdigkeit und Antriebsschwäche
Dr. Matthias Riedl
Dr. Matthias Riedl, Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg

Das sagt ein Experte zum Thema Diabetes und Leistungssport

„Das Vorurteil, dass gesunde Diabetiker nicht leistungsfähig sind, hält sich in der Bevölkerung völlig zu Unrecht. Es ist aufwendiger durch Blutzuckermessungen, Kontrolle des Essens, Planung der Insulindosisanpassungen. Das ist aber alles machbar. Leistungssportler mit Diabetes brauchen eine gute Sporternährungsbetreuung und einen guten Diabetologen. Das sollte idealerweise in einer Hand liegen. Wer so betreut wird, hat keine Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit und kann im Gegenteil sogar Höchstleistungen vollbringen. Dafür muss der Sportler aber genau Bescheid wissen, wie Insulin und Essen je nach Trainingsphase zusammen wirken. Wichtig ist eine erhöhte Blutzuckerdosierung vor dem Wettkampf, um Unterzuckerungen zu vermeiden.“

Themen Diabetes Psychologie Stars

Quellen

  1. Rutherford, G. (2022). Research aims to help women with Type 1 diabetes live longer, healthier lives. University of Alberta (aufgerufen am 4.9.2024) ↩︎
  2. Riddell, M.C., Scott, S.N., Fournier, P.A. et al. (2020). The competitive athlete with type 1 diabetes. Diabetologia. ↩︎
  3. Gesundheitsinformation.de. Diabetes Typ 1. (aufgerufen am 4.9.2024) ↩︎

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