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Tritt oft im Intimbereich auf

Akne inversa – die Hautkrankheit, die viele aus Scham nicht behandeln lassen

Frau versteckt ihren Intimbereich
Akne inversa tritt im Bereich von Hautfalten auf und häufig im Intimbereich. Viele Betroffene schämen sich. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

07.09.2023, 13:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Eine Akne inversa geht in vielen Fällen mit einem hohen Leidensdruck einher. Denn sie verursacht eitrige Schwellungen und schmerzhafte Entzündungen an mitunter intimen Stellen. Viele Betroffene schämen sich für ihre Hauterkrankung, und es kommt erschwerend hinzu, dass sie nicht heilbar ist. FITBOOK hat über das Thema mit einem Hautarzt gesprochen.

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Mit fachlicher Beratung von
Dr. Timm Golüke, Facharzt für Dermatologie

„Invers“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „umgekehrt“. Eine Akne inversa tritt folglich an inversen, sozusagen unterliegenden Körperstellen auf. Welche das sind, was hinter der Hauterkrankung steckt und wie man sie behandeln kann – das alles hat der Dermatologe Dr. med. Timm Golüke im Gespräch mit FITBOOK ausführlich erklärt.1

Akne inversa – was ist das?

Akne inversa ist eine chronische Hauterkrankung, die meist vor Erreichen des 20. Lebensjahres ausbricht. Sie macht sich mit Abszessen (Eiterbeulen) und Entzündungen bemerkbar. Daneben kommt es zu sogenannten Fisteln, also Verbindungsgängen zwischen der Haut und anderen Organen. Die Symptome treten vermehrt an Stellen auf, an denen sich Hautfalten bilden. Hierzu zählen vor allem die Achseln, der Leisten- und Intimbereich, ebenso ist häufig die Haut in der Brustfalte befallen. Für die Diagnosestellung ist die Art der Hautauffälligkeiten relevant, daneben deren Lokalisierung und die Frage, ob die beklagten Entzündungen immer wiederkehren.

Hinter den Symptomen steckt eine Verhornungsstörung der Haarfollikel. „Die Öffnungen der Follikel verstopfen und verdicken sich, bis sie irgendwann platzen können“, erklärt Dr. Golüke im Gespräch mit FITBOOK. Gelangen nun Anteile von Haaren und Talg ins Gewebe, sind Entzündungen wahrscheinlich. Die Stellen können Schmerzen bereiten und nässen.

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Scham bei den Betroffenen, oft mit Folgen

Für Betroffene können vor allem intime Situationen unangenehm sein. Denn in diesen lassen sich die oftmals unansehnlichen Schwellungen und Entzündungen kaum verstecken. Doch auch im Alltag können sich die nässenden Stellen als feuchte Flecken in der Kleidung zeigen, und zudem einen unangenehmen Geruch absondern. Betroffene schämen sich und fürchten, ihr Gegenüber bzw. Umfeld könnte sich vor ihnen ekeln.

Das Problem hört hier nicht auf. Denn wenn die Erkrankten sich zurückziehen und deshalb nicht behandeln lassen, können sich die Symptome verschlimmern und chronifizieren. Bei akuten Entzündungen drohen zudem Blutvergiftungen. Ohnehin wäre es wichtig, Abszesse untersuchen zu lassen, um ausschließen zu können, dass es sich bei einer Beule um einen Tumor handelt.

Häufigkeit und Ursachen von Akne inversa

Eine zuverlässige Aussage zur Verbreitung von Akne inversa ist nicht möglich. Schließlich muss man davon ausgehen, dass viele Fälle nicht diagnostiziert werden. Auch was die Ursachen betrifft, gibt es noch viele Unklarheiten. Laut dem Dermatologen sind Frauen häufiger betroffen als Männer; vermutet wird ein Hormoneinfluss. „Weiterhin nimmt man mittlerweile an, dass ein Autoimmungeschehen mit hineinspielen könnte“, erläutert Dr. Golüke. Deshalb wird Akne inversa zunehmend als Autoimmunerkrankung bezeichnet. Relativ häufig sind Personen betroffen, die auch an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leiden.

Was verschlimmert eine Akne inversa?

Sicherer ist man sich hingegen hinsichtlich der Faktoren, die eine Akne inversa verstärken bzw. Schübe triggern können. Hierzu zählen neben vermehrtem (psychischem) Stress ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, eine sehr zuckerreiche Ernährung sowie starkes Übergewicht. Weiterhin können vermehrtes Schwitzen sowie mechanische Reizungen durch z. B. enge, reibende Kleidung oder verschiedene Enthaarungsmethoden den Ausbruch der Symptome begünstigen.

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Behandlung einer Akne inversa

„Eine Akne inversa ist schwer zu behandeln“, räumt Dr. Golüke ein. Einen allgemein empfohlenen Therapieweg gebe es nicht – das Vorgehen richte sich nach dem Schwergrad der Symptome.

Medikamentöse Therapie

Gemeinhin versucht man es zunächst mit Medikamenten. Am gängigsten sind dabei etwa antiseptische Salben oder Lösungen zur lokalen Anwendung an den betroffenen Stellen.

Einigen Patienten wird, wie bei anderen Formen von Akne auch, zudem ein spezielles Antibiotikum verschrieben. Daneben sind laut Dr. Golüke bei schweren Befunden auch Therapieversuche mit Isotretinoin üblich. Es handelt sich dabei um oral eingenommene Retinsäure – ein starkes Arzneimittel, welches das Verkleinern und innerliche Austrocknen der Talgdrüsen bewirkt. Wichtig seien im Verlauf einer solchen Behandlungen engmaschige Kontrollen und bei weiblichen Patienten vor allem, dass sie nicht schwanger sind. Denn Isotretinoin ist stark teratogen.2 Das bedeutet, dass es durch die Einnahme zu irreversiblen Schädigungen oder Fehlbildungen beim Kind kommen kann.

„Es gibt jetzt neu zugelassene sogenannte Biologika, die über Universitätskliniken verschrieben werden“, berichtet der Hautarzt FITBOOK. Derartige biotechnologisch hergestellte Arzneimittel unterdrücken gezielt das Immunsystem, sodass auch der Ausstoß entzündungsfördernder Botenstoffe geblockt wird.

Operation bei Akne inversa

In schweren Fällen, in denen die konservativen Therapien keine Linderung verschaffen, muss eine Operation erfolgen. Dabei werden die Vereiterungen chirurgisch geöffnet und mit Antibiotika durchgespült. Besteht zwischen den behandelten Fisteln ausreichend Abstand bzw. sind sie voneinander abgegrenzt, lassen sie sich im Anschluss zunähen. Bei einem flächigen Befall tendiert man dazu, die Operationswunden offen verheilen zu lassen.

Ist eine Akne inversa heilbar?

Eine vollständige Heilung lässt sich nicht erreichen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern. Betroffene sollten grundsätzlich darauf achten, die genannten Trigger-Faktoren zu umgehen, sprich das Rauchen aufzugeben, starkes Übergewicht abzubauen, und so weiter.

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Quellen

Themen Akne Hautgesundheit
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