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Superfood aus Neuseeland

Wie gesund ist Manuka-Honig wirklich?

Manuka-Honig
Der dunkle, weniger süß schmeckende Manuka-Honig aus Neuseeland gilt als besonders wirksam gegen Bakterien Foto: Getty Images / LazingBee
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

11.11.2023, 07:53 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Manuka-Honig aus Neuseeland gilt als Superfood und überrascht Forscher mit seiner antibaktieriellen Wirkung. Doch der Hype hat auch einige Schattenseiten.

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Manuka-Honig ist seit einigen Jahren sehr beliebt. Das Superfood soll das Immunsystem stärken und antibakteriell wirken. Auch einige Stars schwören auf das „braune Gold“, etwa Scarlett Johansson oder Gwyneth Paltrow. Manuka-Honig ist aber auch sehr teuer: Ein Glas davon kostet bis zu 100 Euro.

Der Schatz der Maori

Manuka-Honig wird aus dem Nektar der Blüten des Manuka-Strauchs (oder auch Südseemyrthe) gewonnen. Die Pflanze ist in den Bergregionen Neuseelands heimisch und galt für die Maori, Neuseelands Ureinwohner seit jeher als Allheilmittel. Aufgrund der ihr zugeschriebenen wundheilenden und antibakteriellen Wirkung verwendeten sie ihn als Balsam oder setzten ihn gegen Infekte ein. Den eigentlichen Manuka-Honig kannten die Maori allerdings nicht. Denn erst durch die Einführung der Honigbienen durch Missionare Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die heute als Superfood gepriesene Spezialität, die zu stolzen Preisen verkauft wird.

Wie schmeckt Manuka-Honig – und wie teuer ist er?

Er schmeckt weniger süß, dafür ein bisschen mehr mit nach Kräutern und Karamell als heimischer Honig. Doch Manuka-Honig ist auch sehr teuer: 250 Gramm kosten bis zu 80 Euro.

Das weiß die Wissenschaft über Manuka-Honig

Für die heilsamen Eigenschaften des Manuka-Honigs interessiert sich auch die Wissenschaft. 2006 widmeten sich Forscher der Technischen Universität Dresden einer Substanz, der sie die entzündungshemmende Wirkung zuschreiben: ein Zuckerabbauprodukt namens Methylglyoxal (MGO). Methylglyoxal kommt auch im heimischen Honig vor, doch ist die Konzentration im Manuka-Erzeugnis bis zu 100 Mal höher.

Wie gut Manuka-Honig als Keim-Killer funktioniert, fanden US-Wissenschaftler der Universität Portsmouth in einer 2016 veröffentlichten Studie heraus. Hierfür gaben Forscher u. a. Harnwegsinfektionen auslösende Bakterien in ein Plastikschälchen mit verdünntem Honig und stellten diese anschließend in eine Art „Brutschrank“. Obwohl darin beste Bedingungen für weiteres Bakterienwachstum bestand, reduzierten dich die Keime um bis zu 70 Prozent.

Da es Manuka-Honig ebenso mit multiresistenten Keimen aufnehmen kann, erhofft sich die auf Hochtouren laufende Forschung weitere Erkenntnisse.

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Kann ich Manuka-Honig selbst zur Wundheilung nutzen?

„Wer den Honig als Lebensmittel kauft, sollte ihn wegen möglicher Verunreinigungen nicht selbst auf Wunden auftragen“, rät Silke Noll, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern (VZB). Denn in der Medizin verwendeter Manuka-Honig wird sterilisiert und äußerlich angewandt.

Das sagt der Ernährungsprofi zu Manuka-Honig

Studien belegen also, dass Manuka-Honig tatsächlich eine antientzündliche Wirkung hat. Das steht auch für den Ernährungswissenschaftler und Diplom-Ökotrophologen Prof. Dr. Nicolai Worm außer Frage. Dennoch merkt er bei FITBOOK kritisch an: „Was im Labor als Experiment funktioniert, bedeutet nicht immer, dass dies eins zu eins auf den menschlichen Körper übertragbar ist.“ Und was die gesundheitsfördernden Eigenschaften betrifft: „In unseren Breitengraden wachsen zahlreiche Lebensmittel, die bewiesenermaßen ebenfalls antibakteriell wirken, allen voran die Zwiebel.“

Auch gibt es Studien, die zeigen, dass Pilze oder herkömmliche Küchenkräuter ebenfalls dazu zählen, auch wenn sie Manuka-Honig in puncto Wirksamkeit sicherlich etwas nachstehen. Vielmehr stellt sich für Worm allerdings die Frage, ob es für einen gesunden Menschen überhaupt nötig sei, ein Produkt zu konsumieren, das einmal über den halben Globus geflogen werden musste. „Wir leben in einem Land, in dem weder ernährungstechnisch noch medizinisch irgendein Mangel herrscht.“ Schließlich sei nie ein einziges Lebensmittel für die Gesundheit verantwortlich, sondern bekanntermaßen eine ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Und noch etwas: Einige Krankheiten wie eine Erkältung werden in der Regel von Viren und nicht durch Bakterien verursacht. Manuka-Honig wird demnach bei einem handfesten Husten nicht viel ausrichten können.

Großes Problem bei Manuka-Honig: Etikettenschwindel

Weil sich nicht nur Promis von Manuka-Honig gesundheitsfördernde Effekte erhoffen, ist die weltweite Nachfrage nach Manuka-Honig stark gestiegen. Die Produktion in Neuseeland kann mit dem globalen Verlangen allerdings kaum mithalten. Weil der Honig als Superfood gilt, sich zu hohen Preisen verkauft lässt, gleichzeitig aber eine begrenzte Verfügbarkeit hat, ruft dies auch Fälscher auf den Plan, warnt die VZB.

Eine von vielen Folgen: Etikettenschwindel. „Jedes Jahr werden rund 1700 Tonnen produziert, geschätzte 10.000 Tonnen Honig werden allerdings weltweit unter dem Namen Manuka-Honig verkauft. Damit ist nur etwa jedes sechste Glas tatsächlich echt“, weiß Lebensmittelchemiker und Manuka-Honig-Forscher Prof. Karl Speer von der TU Dresden auf Nachfrage von FITBOOK. Deshalb hat er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern ein aufwendiges Verfahren entwickelt, das die tatsächliche Reinheit eines Manuka-Honigs identifizieren soll. „Ein Resultat der viel zu großen Nachfrage“, merkt er an.

Obwohl es derzeit kein verlässliches Siegel für echten Manuka-Honig gibt, kann man laut VZB beim Kauf dennoch auf ein Detail achten: Der Anbieter sollte Mitglied im neuseeländischen Branchenverband der „Unique Manuka Factor Honey Association“ sein. Dort werden die Honige auf Reinheit geprüft und zertifiziert.

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Krieg der Manuka-Honig-Imker

Doch der Hype um Manuka-Honig hat noch weitaus dramatischere Folgen: Nach Recherchen des britischen „Guardian“ ist unter den Manuka-Imkern in den vergangenen Jahren ein regelrechter Krieg ausgebrochen. Bienenstöcke werden gestohlen, verwüstet und vergiftet und damit ganze Völker ausgemerzt. Betroffene sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einem „Massaker“, laut ihnen habe die maßlose globale Gier nach dem Honig innerhalb kürzester Zeit extrem zerstörerische Auswüchse angenommen.

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Wird Kornblumenhonig das neue Manuka?

Grundsätzlich gilt wie bei jedem Superfood-Hype, dass Verbraucher kritisch bleiben sollte. Das betonen auch die beiden Experten Worm und Speer. Wer in puncto Ökobilanz eine europäische Alternative sucht, sollte auf Kornblumenhonig setzen. So führte Speer zusammen mit anderen Wissenschaftlern eine Studie durch, in der entzündete Hufe von an Dermatitis erkrankten Kühen mit Kornblumenhonig bestrichen wurden. Wie sich zeigte, heilten die Wunden der mit Honig behandelten Tiere signifikant schneller als die der Kontrollgruppe.

„Der Vorteil ist, dass Kornblumenhonig beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern produziert wird“, so Speer zu FITBOOK. „In dem Fall ist die Wirkung weniger auf das Methylglyoxal zurückzuführen, sondern auf den extrem hohen Gehalt an Wasserstoffperoxid, das einen vergleichbaren Effekt hat.“ Für den Forscher ein Hinweis, dass die Medizin nicht auf den exotischen Manuka-Honig angewiesen sein muss.

Mit Material von dpa

Themen: Superfoods
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