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FITBOOK-Interview

Tischtennis-Profi Valentin Baus: »Das erste Mal bei den Paralympics war sehr bewegend für mich

Valentin Baus während eines Tischtennis-Spiels
Paralympics-Sieger Valentin Baus spielt seit seiner Kindheit Tischtennis – trotz seiner Glasknochenkrankheit, die ihn an den Rollstuhl bindet Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto
Janine Riedle
Redakteurin

25.04.2024, 19:58 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Valentin Baus gewann 2021 die Gold-Medaille im Tischtennis bei den Paralympics in Tokio. Doch neben dieser Auszeichnung stehen noch viele Weitere auf der Liste: Der heute 27-Jährige kann sich unter anderem Deutscher Meister sowie Weltmeister nennen. Im Interview mit FITBOOK gibt der Sportler einen Einblick in seinen Alltag als paralympischer Profisportler.

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Valentin Baus spielt bereits seit seiner Kindheit Tischtennis. Doch aufgrund seiner Glasknochenkrankheit ist er seit 2008 auf seinen Rollstuhl angewiesen. Das war allerdings nie ein Grund für den gebürtigen Bochumer, mit seiner Leidenschaft zu brechen – und so ist er heute mittlerweile nicht nur Sieger der Paralympics in dieser Sportart, sondern auch mehrfacher deutscher Meister gemeinsam mit seinem Team von Borussia Dortmund. Erst vor Kurzem konnte er erneut mit seinen beiden Mannschaftskollegen Sandra Mikolaschek und Thomas Schmidberger die deutsche Bundesliga als Turniersieger beenden. Und nur wenige Tage nach diesem Triumph traf FITBOOK Valentin Baus auf der FIBO als Gast von Aldi Sports.

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So blieb Valentin Baus trotz seiner Krankheit weiter am Ball

FITBOOK: Sie spielen ja schon Ihr Leben lang Tischtennis. Was ist es, was Sie an dem Sport so fasziniert und Sie immer weiter an sich arbeiten lässt?
Valentin Baus: „Das ist vor allem die Vielseitigkeit bei dem Sport. Denn es gibt beim Tischtennis nicht immer die eine Lösung, sondern mehrere Wege, die zu einem Punkt führen. Dadurch entwickelt man sich auch immer weiter und arbeitet an neuen Möglichkeiten sowie Taktiken. Dadurch verliert Tischtennis auch nicht den Reiz für mich.“

Aufgrund Ihrer Glasknochenkrankheit sitzen Sie seit 2008 bereits im Rollstuhl. Vor allem wegen des Sports war das bestimmt keine leichte Zeit. Was hat Sie aber motiviert, weiter am Ball zu bleiben? Wie sind Sie damit umgegangen?
„Als ich damals im Krankenhaus war und sich dort schon abzeichnete, dass es mit dem Laufen aufgrund der Glasknochen schwierig wird und ich auf den Rollstuhl angewiesen bin, fragte ich meinen Vater, ob ich Tischtennis noch so weitermachen kann. Seine Antwort war: ‚Ja, klar! Das kannst du auf jeden Fall.‘ Ab da war dann für mich klar, dass ich weitermachen werde und bin daher weiter zum Tischtennistraining gegangen. Und egal, ob im Stehen oder im Sitzen: Es machte mir nach wie vor noch viel Spaß.“

Wie hat sich Ihr Training verändert in dieser Übergangsphase, als Sie Ihren Rollstuhl bekommen haben?
„Natürlich ist es von der Technik her ein wenig anders und es war auch eine Gewöhnungssache. Aber an sich ändert sich nicht viel, denn ich führe weiterhin die gleichen Schläge aus und auch sonst ist vieles gleich geblieben.“

So trainiert der Tischtennis-Profi

Wie sieht Ihr Training generell aus? Klar, man übt Schläge und Spielmanöver, aber gehört da noch mehr zum Training dazu? Wie oft trainieren Sie?
„Ja, natürlich, es ist nicht nur das Training am Tisch. Zum Beispiel ins Fitnessstudio zu gehen, gehört auch dazu, um sich fit zu halten. Insgesamt trainiere ich so zwölf Einheiten die Woche à zwei Stunden.“

Nach dem vielen Training spielt die Regeneration vermutlich eine große Rolle bei Ihnen. Wie sieht da Ihre Routine aus?
„In den Sommermonaten mache ich gerne Eisbäder, im sowieso schon kalten Winter bin ich weniger ein Fan davon. Ansonsten mache ich das getreu dem Motto: Sachen, die einem guttun. Also alles, wobei ich mich entspannen kann und der Kopf frei wird. Allgemein ist auch die Erholung wichtig. Denn manchmal muss mich mein Trainer bremsen, damit ich nicht zu viel mache.“

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Valentins große sportlichen Erfolge

Das harte Training zahlt sich definitiv aus: Sie haben schon einige Medaillen gewonnen, vom deutschen Meister bis hin zum Europa- und Weltmeister. Was bedeuten Ihnen diese Erfolge?
„Diese Erfolge sind vor allem mit meinem Ehrgeiz verbunden, immer der Beste sein zu wollen. Jeder Sportler kennt es: Wenn man irgendwo antritt, möchte man gewinnen und sich mit anderen messen. Wenn man dann noch so etwas erreicht, ist man natürlich – da braucht man nicht lügen – total stolz, dass man so etwas geschafft hat.“

Sie sind 2021 der Sieger in der Sportart Tischtennis bei den Paralympics in Tokio geworden. Was war das für ein Gefühl für Sie?
„Ich glaube, jedes Kind, das mit einem Sport beginnt, träumt davon, bei so einem Wettkampf dabei zu sein. Als ich 2016 bei den Paralympics das erste Mal dabei war, war das schon ein extrem bewegender Moment für mich, weil man darüber so viele Geschichten gehört hatte. Und dann war man plötzlich einfach selbst dort. Ich träumte danach aber immer noch weiter von der Goldmedaille, weshalb ich 2021 noch einmal angetreten bin und tatsächlich gewonnen habe.

Als ich den Sieg errungen hatte, war das natürlich ein sehr berauschendes Gefühl für mich. Sehr viel prasselte in dem Moment auf mich ein, es war eine unendliche Erleichterung für mich, der ganze Druck ist von mir abgefallen. In meinem Kopf ging ich noch einmal meinen ganzen Weg durch, den ich durchgemacht hatte. Die Tiefen, die ich hatte, kamen auch noch mal auf – es ist ja nicht nur so, dass alles schön und voller Freude war, denn es gab auch schwere Zeiten. Einfach alles, was dazu gehört, um den Traum von der Goldmedaille zu erreichen.“

Haben Sie sich auf die Paralympics anders vorbereitet? Wie sah da Ihr Training aus?
„Ja, ein wenig anders habe ich mich schon vorbereitet. Das Training war selbstverständlich intensiver, ich bin da mit einer ganz anderen Spannung und Konzentration an die Sache herangegangen. Ich habe einfach versucht, bestmöglich in Form zu sein. Vom Umfang und von der Intensität her war es etwas ganz anderes, als bspw. bei einer Europameisterschaft. Zusätzlich habe ich in den letzten Monaten vor den Paralympischen Spielen mein Leben darum herum angepasst. Ich habe alles andere komplett ausgeklammert in der Zeit, weil ich gar nichts anderes mehr im Kopf hatte.“

Ein weiterer Erfolg dürfte für Sie wahrscheinlich auch der Moment gewesen sein, als Sie bei der Eröffnung der Invictus Games gegen Prinz Harry gespielt haben. Wie war das für Sie, wie kam das zustande? Wie hat sich Prinz Harry so geschlagen?
„Die Invictus Games haben 2022 in den Niederlanden stattgefunden, danach war aber klar, dass sie in Düsseldorf ausgerichtet werden. Das Match mit Prinz Harry ist dann so zustande gekommen, indem wir die Farbbänder gewechselt haben. Das war schon eine schöne Zeit. Prinz Harry hat nicht schlecht gespielt, aber er war jetzt auch kein Profi im Tischtennis.“

„Es ist entscheidend, dass der Kopf auch mit dabei ist“

Sie haben es vorhin schon erwähnt, es gibt immer Tiefen und Höhen in einer Sportlerkarriere. Wie gehen Sie mit Rückschlägen um, um nicht die Motivation zu verlieren und vielleicht sogar stärker daraus hervorzugehen?
„Bei Rückschlägen stelle ich mir immer die Fragen: ‚Was muss sich ändern? Was muss getan werden, um wieder nach oben zu kommen?‘ Dabei hilft mir auch immer der Gedanke an mein Team, denn ich muss das alles nicht allein schaffen. Ich habe schließlich viele Leute um mich, die mich auch ständig begleiten: etwa unsere Therapeuten, die Athletik-Coaches und die Psychologen. Wir arbeiten zusammen und sprechen auch über die Dinge, die z.B. während eines Spiels passiert sind, und wenn es manchmal einfach nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Mit dieser Unterstützung finde ich immer die Punkte, die ich ändern und an denen ich arbeiten muss.“

Stichwort mentale Stärke: Dieses Thema war zwar schon immer vorhanden, wird aber nach und nach präsenter – auch in der Sportwelt. Hat sich Ihrem Gefühl nach etwas geändert und wie gehen Sie damit um?
„Ich kann das nur aus meiner Sicht schildern. Vor einigen Jahren habe ich damit angefangen, Zeit darin zu investieren, wie ich mit Rückschlägen besser umgehen kann, auch wenn ein Spiel nicht so ausgeht, wie erhofft. Man soll ja nicht nur – ich sage mal – gegen das Verlieren spielen. Dabei ist der Kopf von großer Bedeutung, denn gerade im Tischtennis, wo es auf viele Kleinigkeiten ankommt, sollte man nicht so verkrampft sein. Es ist entscheidend, dass der Kopf auch mit dabei ist.“

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„Vor Spielen versuche ich, mich zu besinnen (…), indem ich mich vom Tisch wegdrehe“

Gibt es ein bestimmtes Ritual, das Sie einhalten, um für eine stabile mentale Gesundheit zu sorgen?
„Ich habe kein richtiges Ritual, das ich täglich durchführe. Bei mir sind es eher Grundsätze, denen ich folge und denen ich meine gute mentale Gesundheit verdanke. Vor Spielen versuche ich, mich zu besinnen und auf mich selbst zu konzentrieren, indem ich mich z.B. vom Tisch wegdrehe und ein bisschen mit mir selbst rede. Bei mir sind es eher solche Dinge, die mich stärken und aufbauen, weniger aber tägliche Rituale.“

Was sind Ihre nächsten sportlichen Ziele, auf die Sie hinarbeiten, oder die Sie sich noch vorstellen könnten?
„Momentan stehen die paralympischen Spiele Paris vor der Tür, weshalb ich den Fokus erst einmal darauf gelegt habe. Ich werde alles dafür geben, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Und natürlich möchte ich dort auch wieder eine Medaille gewinnen.“

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