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Amandine Albisson

Mit welchem unbekannten Training eine Star-Ballerina nach Schwangerschaft wieder in Form kam

Ballerina Amandine Albisson machte sich mit Gyrotonic wieder fit
Amandine Albisson 2016 als Danseuse Étoile – Jahre vor ihrer Rückkehr nach der Babypause mithilfe von Gyrotonic Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

23. Juni 2025, 19:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Nach einer Geburt wieder in Form zu kommen und den Körper zurück zu der Fitness zu führen, die man vor der Schwangerschaft hatte, ist eine Herausforderung. Amandine Albisson, Star-Tänzerin der Opéra Garnier in Paris, entschied sich für eine – zumindest in der breiten Öffentlichkeit – unbekannte Methode.

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Nach einer Schwangerschaft spüren viele Frauen Veränderungen in ihrem Körper – sei es emotional, in der Muskulatur, der Beweglichkeit oder dem allgemeinen Energielevel. Der Körper ist nicht mehr in der gleichen Form wie zuvor. Für viele Frauen bedeutet dies eine neue Perspektive auf den eigenen Körper und die Fitness. Während die meisten (die Autorin dieser Zeilen schließt sich ein) nach der Geburt mit einer zeitlich nicht eng definierten Rückkehr zur allgemeinen Fitness zufrieden sind, bedeutete es für Amandine Albisson, ihren Körper Stück für Stück wieder auf ein extremes Leistungspensum vorzubereiten, das weit über den alltäglichen Fitnessstandard hinausgeht: Die Star-Ballerina der Pariser Opéra Garnier setzte dabei auf eine recht unbekannte Methode, um ihre Form wiederzuerlangen: Gyrotonic.

„Es war hart, meine Hüften schmerzten, ich hatte keine Bauchmuskeln mehr“

Primaballerina Amandine Albisson verließ sich nach der Geburt ihres Sohnes nicht nur auf die Fitnesstrainer der Oper, um wieder in Form zu kommen. In Interviews mit „Paris Capitale“ und „Vogue“, die die Star-Tänzerin der Opéra Garnier während und nach ihrer über einjährigen Babypause gab, erwähnte sie, dass sie zusätzlich Gyrotonic-Kurse besuchte. Die Übungsmethode habe sie entdeckt, als sie nach ihrer Schwangerschaft wieder mit dem Training anfing. „Es war hart, meine Hüften schmerzten, ich hatte keine Bauchmuskeln mehr“, sagte Albisson damals. „Gyrotonic hat mir wirklich geholfen, meine Beweglichkeit wiederzuerlangen und gleichzeitig alle Muskeln in meinem Körper zu straffen.“

Amandine Albisson ist gefeierte Star-Tänzerin der Opéra Garnier in Paris. Ihre Tanzkarriere begann sie im Alter von vier Jahren, 1999 trat sie in die Ballettschule der Opéra national de Paris ein. Im Jahr 2006 wurde sie in das Corps de Ballet aufgenommen und stieg schnell auf: 2009 wurde sie zur Coryphée, 2010 zur Sujet und 2013 zur Solistin (Première Danseuse) ernannt. Am 5. März 2014 wurde sie schließlich zur Danseuse Étoile ernannt – das ist der höchste Rang, den eine Tänzerin im Ballett der Opéra Garnier erreichen kann. Der Titel wird nur an herausragende Tänzerinnen vergeben und diese führen die wichtigsten Rollen in Ballettaufführungen auf.

Was für ein Training ist Gyrotonic?

Gyrotonic war für Albisson also ein bewusster Schritt, um ihren Körper auf die hohen Anforderungen des Balletts vorzubereiten. Aber was ist das für ein Training, das einer Primaballerina ermöglichte, die Veränderungen in ihrem Körper nach der Schwangerschaft und Geburt ihres Kindes zu bewältigen und ihre Beweglichkeit und Kraft zurückzuerlangen?

Entwickelt wurde die Technik – ein dreidimensionales Bewegungssystem – in den 1980er Jahren von dem Ungarn Juliu Horvath, der seine erfolgreiche Karriere als Tänzer in den USA nach einer schweren Wirbelsäulenverletzung plötzlich abbrechen musste. Um seine Rückenprobleme zu behandeln, beschäftigte er sich mit Kundalini Yoga und Akupunktur und kreierte daraus sein Bewegungssystem „Gyrokinesis“ – auch genannt „Yoga for Dancers“.

Körper in alle Richtungen bewegen

Die Übungen sollen sich dadurch auszeichnen, dass man den Körper in alle Richtungen bewegt. Die Technik ist vor allem auf die Förderung von Flexibilität, Mobilität und Energie ausgerichtet und man nutzt das Körpergewicht, manchmal Stühle oder Bälle, um die Bewegungen zu unterstützen.

Bei Gyrotonic handelt es sich um eine Weiterentwicklung von Gyrokinesis. Für zusätzliche Effekte auf Kraft und Flexibilität entwickelte Horvath nämlich Geräte. So gibt es etwa eine Art Sitzgerät mit Riemen und Widerstand, das es den Trainierenden ermöglicht, tiefere Bewegungen auszuführen. Im Vergleich zu klassischen Fitness- oder Yoga-Übungen sind die Bewegungen wellenartig-fließend und kombinieren Elemente aus Yoga, Tanz und Tai-Chi.

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Unterschiede zu Pilates

Bei der Kombination aus Gymnastik, Yoga und Geräten ist der Gedanke an Pilates naheliegend. Dort gibt es den „Reformer“, eine Art Schlitten mit Widerstandsfedern, um die Übungen zu intensivieren und die Muskulatur gezielt anzusprechen. Und auch Pilates hat seinen Ursprung irgendwie beim Tanzen, wurde von Joseph Pilates unter anderem ursprünglich als Rehabilitationsmethode für Tänzer konzipiert. Beide Trainingssysteme verfolgen einige ähnliche Ziele wie die Verbesserung von Kraft, Flexibilität und Körperhaltung. Es gibt aber auch Unterschiede.

Während bei Pilates oft das „Powerhouse“ (Region der Kernmuskulatur) im Mittelpunkt steht und man eher präzise, fokussierte Übungen macht, führt man bei Gyrotonic kreisende und spiralförmige Bewegungen aus, die den Körper in alle Richtungen dehnen und mobilisieren und die Muskulatur in einem dynamischen Prozess zu aktivieren. Weltweit bieten lizenzierte Studios mit speziell ausgebildeten Trainern die Gyrotonic-Methode an.

Ist das Training für jede Frau nach der Schwangerschaft geeignet?

Gyrotonic arbeitet mit fließenden, kreisförmigen Bewegungen, die die Gelenke schonen und den Körper nicht überfordern. Damit kann das Training sehr gut für Frauen nach der Schwangerschaft geeignet sein – aber nicht uneingeschränkt für jede. Die Methode aktiviert gezielt die tieferliegende Bauch- und Rückenmuskulatur (z. B. Beckenboden), die nach der Geburt oft geschwächt ist – und zwar auf funktionelle, nicht aggressive Weise. Trainieren Sie aber nur mit einem gut ausgebildeten Trainer. Und: Im Wochenbett ist Bewegung mit solcher Muskelaktivierung tabu. Nach gängiger medizinischer Lehrmeinung dauert das Wochenbett etwa sechs bis acht Wochen.

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Albisson halfen nach der Schwangerschaft auch Muskelaufbauübungen für Waden und Rücken

Star-Tänzerin Amandine Albisson half Gyrotonic nach eigener Aussage, ihre Beweglichkeit wiederzuerlangen. Insbesondere half es ihr offenbar dabei, ihre Hüften zu mobilisieren und ihre tiefen Muskeln zu kräftigen. Doch Gyrotonic war nicht das Einzige, was ihr half, ihre Bühnenfitness zurückzuerlangen.

Albisson integrierte auch Muskelaufbauübungen, die speziell ihre Waden und den Rücken stärkten. „Und ich gehe zu meinem Physiotherapeuten. Erholung ist das Wichtigste“, sagte sie „Paris Capitale“. Rund anderthalb Jahre nach der Geburt ihres Sohnes kehrte sie auf die Bühne zurück, wo sie seitdem wieder tanzt.

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So frühstückt die Star-Ballerina

Nicht nur in Sachen Training kann man sich von der Tänzerin etwas abschauen. Auch ihr Frühstück kann eine Inspiration sein, um mit voller Kraft in den Tag zu starten.

Manchmal habe sie von 10:45 bis 12 Uhr Unterricht, dann eine Probe bis 13:30 Uhr und dann bis 16 Uhr, sagte sie „Vogue“ Ende 2023. Da ist eine optimale, erste Mahlzeit am Tag essenziell. Ihr Frühstück bestehe aus einem pflanzlichen Joghurt mit Müsli und frischem Obst und einer Scheibe Brot mit Erdnuss- oder Haselnussbutter. „Dazu gibt es Tee. Nicht einmal Fruchtsaft. Es ist gut, sehr üppig und ohne Frust. Aber am Wochenende gönne ich mir trotzdem ein kleines Gebäck.“

Themen Schwangerschaft

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