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Bei der Expertin nachgefragt

Was macht Senf eigentlich so gesund?

Senf ist gesund
Senf als Lebensmittel und Heilpflanze ist der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt Foto: Getty Images

15.05.2023, 04:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Süß oder scharf, fein oder körnig: Senf gibt es in vielen Varianten. Die Paste würzt aber nicht nur lecker, sie soll u.a. auch die Verdauung fördern und sogar vor Krebs erzeugenden Stoffen schützen können. Wie genau Senf auf die Gesundheit wirkt, was Studien sagen – und welche Senfsorte eigentlich die gesündeste ist? Das lesen Sie hier.

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Es dürfte wohl kaum einen deutschen Haushalt geben, in dem nicht irgendwo eine Tube oder ein Glas Senf rumsteht. Ob Hausmannsköstler, Gesundheitsfanatiker oder Feinschmecker: Senf ist ein Muss! Im Gegensatz zu seinen „besten Freunden“, dem Tomatenketchup und der Mayonnaise, steht Senf nicht im Ruf, voll mit Zucker oder schlechten Fetten beladen zu sein. Im Gegenteil: „Senf ist gesund“, sagt Diplom-Ökotrophologin Beke Enderstein im Gespräch mit FITBOOK. Grund genug, sich dessen erstaunliche Wirkung auf die Gesundheit genauer anzuschauen. Was sagen Studien? Welche Sorte ist die gesündeste? Und kann man jeden Tag Senf essen?

Senf – eine über 3000 Jahre alte Erfolgsgeschichte

In China und weiteren asiatischen Ländern sowie vermutlich auch in Indien war Senf bereits vor über 3000 Jahren ein beliebtes Gewürz. Vor 2600 Jahren gelangte Senf nach Griechenland, wo es als Heilmittel gegen allerlei Beschwerden angewandt wurde. So galt Senf, als er ein paar hundert Jahre später in der Bibel lobende Erwähnung fand, bereits als alter Hut.

Heute sind mehr als 40 Senfarten bekannt. Dass Senf zudem den Appetit anregt und die Verdauung auf gesunde Weise in Schwung bringt, gehörte hierzulande im Mittelalter ebenfalls zum grundlegenden Heilwissen, das wiederum ein paar Jahrhunderte später der Vollständigkeit halber wissenschaftlich belegt wurde.

Welche Inhaltsstoffe machen Senf so gesund?

Senf ist appetitanregend und fördert die Verdauung. Darauf weist das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) hin. Menschen mit einem empfindlichen Magen kann die Würzpaste daher helfen. So macht etwa ein Löffelchen Senf fettiges Essen bekömmlicher. Außerdem wirkt Senf entzündungshemmend und stärkt die Abwehrkräfte.

Die gesunde Wirkung von Senf geht vor allem auf seine sogenannten Senfölglykoside zurück – etwa das mit der Bezeichnung Sinigrin in braunem und schwarzem Senf. Senfölglykoside sind für den scharfen Geschmack verantwortlich, töten nachweislich Bakterien, Pilze und Viren ab und wirken zudem antioxidativ und entzündungshemmend. „Besagte Senfölglykoside entwickelte die Senfpflanze eigentlich zum Schutz gegen Schädlinge“, weiß die Expertin weiter. Ein Mechanismus, der offenbar auch dem menschlichen Organismus zugutekommt.

In weißem Senf steckt dagegen Sinalbin, aus dem sich bei der Pasten-Herstellung geringe Mengen einer Substanz bilden können, die hormonähnlich wirken kann. Die in handelsüblichem Senf enthaltenen Mengen wurden aber als unproblematisch eingestuft.

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Enthaltene Kalorien und Mineralstoffe

Eine Portion von 15 Gramm fällt mit gerade mal 9 Kalorien kaum ins Gewicht. Neben den Senfölen enthält die Paste auch B-Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Phosphor.1

Ist Senf krebshemmend? Das sagt die Wissenschaft

Es gibt tatsächlich Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung von Senf, bestätigt Enderstein. Laut einer Studie der Uni Freiburg, kann Senf Krebs erzeugende Stoffe, auch Karzinogene genannt, quasi ausknipsen – und zwar auch solche, wie sie in gepökeltem, gebratenem Fleisch vorkommen.

Die Studie wurde 2011 unter anderem in der Fachzeitschrift „Klinik Management aktuell“ veröffentlicht.2 Probanden sollten über einen längeren Zeitraum täglich 20 Gramm Senf zu sich nehmen. Anschließend wurde ihr entnommenes Blut mit krebsauslösenden Karzinogenen versetzt. Die Forscher staunten über das Ergebnis: Die weißen Blutkörperchen der Senf-Gruppe konnten die potenziell tödlichen Stoffe wesentlich besser bekämpfen als die der Kontrollgruppe. Zudem stellte man fest, dass diese Wirkung auf die Gesundheit umso stärker ausfiel, je schärfer der Senf war. Einschränkend ist anzumerken, dass es sich lediglich um ein Reagenzglas-Experiment mit menschlichen Zellen handelt – eindeutige Empfehlungen zum Senf-Verzehr können laut Enderstein nicht daraus abgeleitet werden. Schützt Senf vor Krebserkrankungen? Es gibt zahlreiche weiterer Studien, die dies untersucht haben – die meisten basieren jedoch auf Tierversuchen.

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Senföl – ein wirksames, natürliches Antibiotikum

Die gesunden Senföle finden sich übrigens auch in Meerrettich und Kapuzinerkresse, weiß die Expertin: „Hochdosiert werden diese in pflanzlichen Arzneimitteln zur Therapie von Infektionen der Atemwege und ableitenden Harnwege verwendet.“

Auch seien Senföle eine sinnvolle Alternative für synthetische Antibiotika. 2019 kam eine Studie zu dem hoffnungsvollen Schluss: Senföle können einen wichtigen Beitrag zur Entschärfung des immer größer werdenden Resistenzproblems leisten. Gerade bei der Behandlung einer Blasenentzündung erweisen diese sich als besonders wirksam.3

Welche Senf-Sorte ist die gesündeste?

 Je mehr Senfsaat enthalten ist, desto besser. Die Ernährungsexpertin rät deshalb, zur schärfsten Senf-Sorte im Regal zu greifen – sofern Sie keinen besonders empfindlichen Magen haben. In dem Fall könnte der Verzehr von sehr scharfem Senf zur Reizung der Schleimhäute von Magen und Darm führen. Für alle anderen hält die Expertin den französischen Dijon-Senf für die beste Wahl: „Dieser enthält besonders viele Senföle und hat zudem ein feines Aroma. Entsprechend rate ich zu ökologisch produziertem Senf. Es macht wenig Sinn, Schadstoffe wie Pestizide aus der konventionellen Landwirtschaft aufzunehmen, wenn man gesundheitlich profitieren möchte.“ Wer eine Allergie gegen Senf hat, muss ihn natürlich trotz der positiven Effekte meiden.

Darf man Senf täglich essen?

Wer Senf verträgt, darf ihn laut BZfE ruhig täglich essen. 

Warum man Senf unbedingt kalt essen sollte

Und noch ein Profi-Tipp zum Schluss: „Senf kalt essen. Hitze zerstört die gesundheitsfördernden Stoffe zum großen Teil. Um das Aroma und die Senföle zu erhalten, Senf am besten im Kühlschrank aufbewahren und zügig aufbrauchen.“

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Quellen

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