Wenn es beim Wasserlassen sticht und brennt, ist der Fall eigentlich klar: Blasenentzündung, auch als Harnwegsinfekt oder Harnwegsinfektion bekannt. Das schmerzhafte Problem grassiert vor allem jetzt in der kalten Jahreszeit. Man kann sich aber davor schützen – FITBOOK klärt auf.
Bei einer Blasenentzündung (Fachbegriff: Zystitis) sind die Harnwege entzündet. Das macht sich mit Schmerzen im Unterleib und einem unangenehmen Brennen beim Wasserlassen bemerkbar – was umso schlimmer ist, da man scheinbar ständig auf die Toilette muss.
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Inhaltsverzeichnis
- Es gibt zwei Arten von Blasenentzündungen
- Wie stellt man eine Blasenentzündung fest?
- Wodurch wird eine Blasenentzündung ausgelöst?
- Warum heißt Blasenentzündung auch Honeymoon-Syndrom?
- Warum Blasenentzündungen vor allem im Winter auftreten
- Muss man direkt ein Antibiotikum nehmen?
- Wie kann man eine Blasenentzündung noch behandeln?
- Tipps, um einen Harnwegsinfekt zu vermeiden
Es gibt zwei Arten von Blasenentzündungen
Die „unkomplizierte Zystitis“ ist quasi die Form der Blasenentzündung, die jede(r) bekommen könnte. Die Betroffenen bringen also keine besonderen Risikofaktoren mit und die Behandlung kann in den meisten Fällen mit Hausmitteln erfolgen – dazu unten mehr.
Die „komplizierte Zystitis“ tritt etwa bei Immungeschwächten (beispielsweise durch die Einnahme bestimmter Medikamente) auf, ebenso bei chronischen Blasenfunktionsstörungen, einer vergrößerten Prostata oder bei einer bestimmten Erkrankung der Blase, die den Urin zurücklaufen lässt. Mit einer komplizierten Zystitis sollte man auf jeden Fall einen Arzt konsultieren, da wahrscheinlich ein Antibiotikum verschrieben werden muss.
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Wie stellt man eine Blasenentzündung fest?
Die oben genannten Beschwerden – Schmerzen, der häufige Harndrang – deuten auf einen Harnwegsinfekt hin; ebenso eine Veränderung des Urins, der oft dunkler und reduziert erscheint. Manchmal ist auch Blut enthalten. Klarheit verschaffen Teststreifen aus der Apotheke, mit denen sich u.a. ein Bakterien- und/oder Blutgehalt feststellen lässt. Die Auswertung sollte im Zweifelsfall ein Arzt (Urologe oder Gynäkologe) vornehmen.
Wodurch wird eine Blasenentzündung ausgelöst?
Blasenentzündungen werden in den meisten Fällen von Bakterien verursacht. Das können beispielsweise E.coli-Bakterien sein, die von Natur aus in der Darmflora vorkommen. Gelangen sie in den Intimbereich, können sie eine Entzündung in der Blase provozieren. Frauen sind wesentlich gefährdeter als Männer, da bei ihnen die Harnröhre kürzer ist. Keime können dadurch leichter in die Harnblase vordringen. Bei Männern ist eine Harnwegsinfektion seltener. Tritt sie doch auf, ist das oft auf eine Prostatavergrößerung zurückzuführen. Eine ärztliche Untersuchung ist daher unbedingt angeraten.
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Warum heißt Blasenentzündung auch Honeymoon-Syndrom?
„Honeymoon“ ist der englische Begriff für „Flitterwochen“. Dass akute Harnwegsinfekte so genannt werden, hat den Hintergrund, dass viele Frauen früher ihren ersten Sex nach der Hochzeit hatten. Beim Geschlechtsverkehr kommen sie mit männlichen Bakterien in Kontakt, an die sie sich unter Umständen erst gewöhnen müssen. Mit der Zeit lernt das Immunsystem, mit den neuen Bakterien umzugehen. Noch heute funktioniert der Begriff, da Blasenentzündungen generell in sexuell aktiven Phasen auftreten können. Nicht nur die (fremden) männlichen Bakterien, sondern auch die körpereigenen werden durch die mechanische Beanspruchung quasi in den Harnröhrenbereich einmassiert.
Daher sollten Frauen nach dem Sex auf die Toilette: Beim Toilettengang werden Bakterien wieder herausgespült. Spermienabtötende Verhütungscremes und -gele sowie ein Diaphragma können eine Blasenentzündung zudem begünstigen. Experten raten daher, stattdessen zum Beispiel Kondome zu benutzen.
Warum Blasenentzündungen vor allem im Winter auftreten
Durch Kälte und Nässe wird das Immunsystem mehr gefordert. Die Blutgefäße verengen sich, die Abwehrmechanismen der Blasenschleimhaut laufen langsamer ab – Bakterien haben ein entsprechend leichteres Spiel.
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Muss man direkt ein Antibiotikum nehmen?
Früher war es üblich, bei Harnwegsinfekten direkt Antibiotika zu verschreiben, um die Bakterien im Urin effektiv zu vernichten. Das Problem: Es gibt mehr und mehr Bakterienstämme, die dagegen resistent sind, auf die gängigen Mittel entsprechend nicht reagieren. So steht es auch in der Leitlinie zur Behandlung von Harnwegsinfekten, an denen sich Ärzte orientieren.
In manchen Fällen ist es weiterhin wichtig, ein Antibiotikum zu verabreichen. Sonst kann es passieren, dass die Bakterien hoch wandern und eine Nierenentzündung verursachen. Das macht sich mit stärkeren an Schmerzen in der Nierengegend bemerkbar und sollte unbedingt mit einem Facharzt besprochen werden. An einer Antibiotika-Therapie führt jetzt kein Weg mehr vorbei.
Wie kann man eine Blasenentzündung noch behandeln?
Die Betroffene sollte ihren Unterleib warmhalten. Das A und O: viel trinken, um das Ausspülen der Bakterien zu begünstigen. Neben Wasser sind auch Nieren- und Blasentees geeignet (gibt es im Reformhaus und in der Apotheke), die pflanzliche Stoffe mit teilweise antibakterieller Wirkung enthalten. Viele schwören auf Cranberrysaft, da er viele keimtötende Substanzen enthalten und auch vorbeugend wirken soll.
Tipps, um einen Harnwegsinfekt zu vermeiden
Viel trinken!
Sofern keine körperlichen Einschränkungen vorliegen, bei denen eine hohe Flüssigkeitszufuhr schädlich sein kann (etwa eine Herzerkrankung): Bitte etwa zweieinhalb Liter am Tag trinken. Das hilft, um eventuelle Keime auszuscheiden.
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Warm halten
Bitte vor Unterkühlung und Nässe schützen! Das bedeutet: Draußen nicht auf Steinen oder einer kalten Treppe sitzen, auch sollte von bauchfreier Kleidung, die den unteren Rücken freilegt, abgesehen werden.
Dem Harndrang nachgeben
Wenn die Blase voll ist – bitte zügig auf die Toilette gehen. Durch Einhalten bleiben Bakterien länger in der Blase, als es eigentlich nötig wäre und unter Umständen gesund ist.
Richtig abwischen
Pardon, liebe Frauen, aber das ist leider wichtig: Beim Abwischen auf der Toilette bitte IMMER von vorne nach hinten arbeiten. Andersrum würden Sie womöglich Darmbakterien in den Intimbereich befördern.
Nicht ZU hygienisch sein
Bitte übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Durch zu aggressive Mittel und übertriebenes Reinigen kann schädigen der Säureschutzmantel der Haut geschädigt werden.
Nach dem Sex auf die Toilette gehen
Auch wenn Sie streng genommen nicht müssen: Spätestens 15 Minuten nach jedem intimen Zusammensein bitte das Örtchen aufsuchen.
FITBOOK wurde fachlich beraten von Dr. med. Christoph Pies, Stollberger Facharzt für Urologie und Buchautor.