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Hype-Getränk

Wer Rohmilch besser nicht trinken sollte

Frau trinkt ein Glas Milch
Unbehandelt klingt erst mal gut – doch für die gängigen Versprechen von Rohmilch gibt es keine wissenschaftlichen Belege Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

9. Mai 2025, 11:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Unverändert, unpasteurisiert und vollwertig: Rohmilch wird von ihren Befürwortern als Lebensmittel nahe an der Natur gesehen. Sie soll das Immunsystem stärken und entzündungshemmend wirken. Aber lebt man mit unverarbeiteter Milch direkt vom Bauernhof wirklich gesünder? Das sollten Sie dazu wissen.

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Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) warnt davor, dem Hype um Rohmilch auf den Leim zu gehen, der sich aktuell vor allem in sozialen Medien abspielt. Denn trotz umsichtiger Arbeit in der Landwirtschaft und sorgfältiger Behandlung zu Hause könnten sich in roher Milch immer krank machende Keime befinden – ultrahocherhitzt oder pasteurisiert sei Kuhmilch sicherer, so die Behörde.1 Was die Wissenschaft zur gesundheitlichen Wirkung von Rohmilch sagt – und für wen sie generell ungeeignet ist, erfahren Sie hier.

Was ist Rohmilch?

Rohmilch ist Milch, wie sie aus dem Euter kommt. Das heißt, sie wurde weder erhitzt noch einer sonstigen Behandlung unterzogen. Weil Rohmilch mit krank machenden Keimen wie Salmonellen, Campylobacter oder enterohämorragischen Escherichia coli (EHEC) kontaminiert sein kann, ist der Verkauf im normalen Handel laut Lebensmittel-Hygiene-Verordnung gesetzlich verboten. Einzige Ausnahme: Direktverkauf ab Bauernhof. Und das nur unter strengen Vorgaben.

Auch interessant: Pasteurisiert, roh, H und ESL – was sind die Unterschiede bei der Milch?

Rohmilch gekauft – das sollte man vor dem Verzehr beachten

Bauernhöfe mit einer Rohmilch-Abgabestelle sind dazu verpflichtet, an der Abgabestelle gut lesbar darauf hinzuweisen, dass die Milch vor dem Verzehr abgekocht werden muss. Wer Rohmilch an einer solchen Milchtankstelle kauft, sollte sie für mindestens 20 bis 30 Sekunden auf 72 Grad erwärmen.

Vorzugsmilch als Alternative

Eine Alternative ist es, auf Vorzugsmilch zurückzugreifen. Das ist im Prinzip Rohmilch, die jedoch direkt nach dem Melken gefiltert, auf vier Grad heruntergekühlt und verpackt wurde. Entsprechend kann man Vorzugsmilch im Supermarkt kaufen. Geschmacklich unterscheidet sie sich von der herkömmlichen Milch: Vorzugsmilch ist sahniger und süßer. Außerdem hat sie eine Rahmschicht, das ist für viele ungewohnt. Auch muss Vorzugsmilch innerhalb von vier Tagen verbraucht werden. Sie enthält geringfügig mehr Vitamine, dennoch lässt sich laut BfR nicht ausschließen, dass in ihr dennoch einige Keime und Erreger enthalten sind. Daher gilt wie für Rohmilch: Vorzugsmilch unbedingt vor Genuss abkochen.

Für wen Rohmilch und Vorzugsmilch ungeeignet sind

Selbst Vorzugsmilch birgt laut BZfE aber ein Infektionsrisiko und ist daher – wie Rohmilch generell – ungeeignet für:

  • Säuglinge
  • Kleinkinder
  • Schwangere
  • ältere Menschen
  • Menschen mit einem geschwächten Immunsystem

Potenzielle gesundheitliche Vorteile von Rohmilch – das sagen Studien

Forscher der LMU München und Universität Marburg haben sich 2015 mit verschiedenen Arten von Milch befasst, insbesondere mit dem Gehalt von Omega-Fettsäuren. Die Allergologen untersuchten unverarbeitete und erhitzte Rohmilch sowie industriell verarbeitete Vollmilch beziehungsweise fettreduzierte Milch. Ergebnis: Je stärker die Milch verarbeitet war, desto geringer war der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Außerdem stellte man bei Kindern, die ab der frühen Kindheit regelmäßig unverarbeitete Milch vom Bauernhof tranken, mit sechs Jahren ein geringeres Risiko fest an Asthma zu erkranken.2

Dennoch empfehlen die Wissenschaftler nicht den Verzehr von Rohmilch, da diese krankmachende Mikroorganismen enthalten kann.

Eine retrospektive Umfrage unter US-amerikanischen Rohmilchkonsumenten 2019 deutete darauf hin, dass mit dem Konsum von Rohmilch positive Gesundheits- und Stimmungsveränderungen verbunden sein könnten. Am stärksten sollen die Effekte bei Personen mit selbstberichtetem schlechtem Gesundheitszustand sowie bei Frauen gewesen sein.3

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Für andere vermeintliche Versprechen von Rohmilch – volles Haar, bessere Verdauung – fehlen wissenschaftliche Belege.

Calcium und Eiweiß überstehen Erhitzen

Wer mit ultrahocherhitzter Milch auf Nummer Sicher geht, verpasst dem BZfE zufolge nicht viel. Rohmilch enthalte auch nicht deutlich mehr Nährstoffe als erhitzte Milch. Gerade die beiden wichtigsten Nährstoffe Calcium und Eiweiß überstehen das Erhitzen unbeschadet.

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Fazit: Gesundheitsrisiken überwiegen

Rohmilch kann mit schädlichen Bakterien wie Campylobacter, Salmonellen, E. coli und Listerien kontaminiert sein. Diese können zu schweren Erkrankungen führen, insbesondere bei Kindern, Schwangeren, älteren Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Obwohl einige Studien auf potenzielle gesundheitliche Vorteile von Rohmilch hinweisen, sind die damit verbundenen Gesundheitsrisiken erheblich. Die Mehrheit der Gesundheitsbehörden empfiehlt daher, Rohmilch vor dem Verzehr abzukochen oder pasteurisierte Milchprodukte zu bevorzugen, um das Risiko schwerwiegender Infektionen zu minimieren.

*Mit Material von dpa

Quellen

  1. Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Rohmilch – besser mit Vorsicht genießen (aufgerufen am 9.5.2025) ↩︎
  2. Brick T., Schober Y., Böcking C. et al. (2016). ω-3 fatty acids contribute to the asthma-protective effect of unprocessed cow's milk. J Allergy Clin Immunol. ↩︎
  3. Baars T., BErge A. C., Garssen J. et al. (2019). Effect of raw milk consumption on perceived health, mood and immune functioning among US adults with a poor and normal health: A retrospective questionnaire based study. Complement Ther Med ↩︎

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