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Was bringt das Waschen von Gemüse vor dem Verzehr?

Pestizide loswerden

Was bringt das Waschen von Gemüse wirklich?

Tomaten waschen
Studien bestätigen, dass das Waschen von Obst und Gemüse vor dem Essen nicht viel bringt, um Pestizide loszuwerdenFoto: Getty Images

Muss man das Gemüse vor dem Verzehr waschen? Wird man mit Spülen, Reiben oder Schälen Schadstoffe wie Pestizide los? Das sagen die Studien.

Vermutlich halten 99 Prozent der Menschen ihre Tomaten, Gurken, Äpfel und Co. vor dem Waschen kurz unter den Wasserhahn. Einfach für das gute Gefühl. Aber was bringt das Waschen von Obst und Gemüse wirklich? Wird man damit mögliche Pestizide los? Die Studienlage zeigt, dass einfaches Abspülen der Früchte nicht viel bringt. Doch es gibt mit kleinem Aufwand eine Lösung, um die Vitamine zu behalten und Schmutz sowie Bakterien loszuwerden.

Gemüse voll mit Pestiziden?

Zwei Portionen Obst und zwei Portionen Gemüse täglich sind das A und O für langfristige Gesundheit. Allerdings muss man es richtig machen. Denn wer die Vitaminbomben aus konventioneller Landwirtschaft kauft, kann sich mit großer Sicherheit darauf einstellen, dass die Produkte neben einigen Nährstoffen, vor allem auch Pestizid-Rückstände aufweisen. Laut Berechnungen des Umweltbundesamts werden in der deutschen Landwirtschaft nämlich pro Jahr durchschnittlich 8,8 Kilogramm Pflanzenschutzmittel eingesetzt.1 Und das ist alles andere als erfreulich, stehen diese sogar im Verdacht, die Gehirnentwicklung von Babys und Kleinkindern zu beeinträchtigen.2 Aber auch an Bio-Früchten können unschöne Dinge, wie fremde Fingerabdrücke, Bakterien oder Pilze, haften bleiben. Grund genug sich mal zu fragen, was das Waschen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr wirklich bringt. Und die Antwort ist leider, dass Spülen allein nicht viel bringt.

Auch interessant: Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau, das am stärksten mit Pestiziden belastet ist

Gemüse und Obst waschen allein bringt nichts

Obst und Gemüse vor dem Essen wie wild unter dem Wasserstrahl hin und herschwenken? Die kosten kann man sich sparen. Wie bereits einige Studien zur Wirksamkeit verschiedener Reinigungsmethoden nachweisen konnten, bringt das recht wenig. In einer Untersuchung zur Reduzierung von Salmonellen auf Obst und Gemüse mit glatter Oberfläche zeigte sich, dass das Waschen mit 400 bzw. 600 ml Wasser bei sowohl 24 als auch 43 Grad zu keiner Abnahme der Bakterien-Population führte.3 Auch in einer Studie zur Verringerung sogenannter Listerien-Bakterien kam man zu dem Schluss, dass das Abspülen unter Leitungswasser allein nur wenig bringt.4

Anders sieht es hingegen aus, wenn man die Früchte während des Waschens zusätzlich abreibt oder mit einer Gemüsebürste bürstet. Eine Kombination aus Spülen und Bürsten konnte nämlich die Oberflächenkontamination tatsächlich reduzieren.

Natron als Wunderwaffe?

Allerdings sollte man das Obst und Gemüse nicht direkt nach dem Kauf säubern, sondern erst kurz vor der Verwertung. Dabei wird neben Schmutz, Bakterien und Pestiziden nämlich auch die natürliche Schutzhülle der Früchte entfernt wird. Diese können dann schneller verderben. Eine weitere Methode neben dem Reiben und Bürsten ist das Waschen mit in Wasser gelöstem Natron. In einer Studie von 2017 konnte nachgewiesen werden, dass das Waschen von Gemüse bzw. Obst mit Natriumhydrogencarbonat, eben als Speisenatron oder Backsoda bekannt, über 80 Prozent der aufgetragenen Pestizide entfernen konnte.4

Was bringt das Schälen von Gemüse?

Und noch ein Hinweis für alle Liebhaber von geschältem Obst und Gemüse. Wer bspw. einen Apfel anschneidet, ohne einen Großteil der Schadstoffe entfernt zu haben, wird Bakterien, Wurmeier und Pestizide mit dem Messer ins Innere der Frucht befördern. Schadstoffe umgehen, indem man die Früchte schält, bringt also leider nichts. Außerdem entfernt man mit der Schale auch den Großteil der eigentlich enthaltenen Vitamine. Denn die meisten Nährstoffe liegen direkt unter der Schale. Gemüseschalen enthalten z. B. deutlich mehr Ballaststoffe und Antioxidantien als das Fruchtinnere. So befinden sich bis zu 31 Prozent der gesamten Ballaststoffe eines Gemüses in der Schale. Und auch in Obstschalen kann der Gehalt an Antioxidantien bis zu 328-mal höher sein als im Fruchtfleisch.5

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Bio-Gemüse ist weniger belastet

Die beste Lösung ist am Ende das Lebensmittel in Bio-Qualität. Zwar kann auch Obst und Gemüse aus biologischer Landwirtschaft aufgrund von Umweltgiften oder Abgasen mit Schadstoffen belastet sein, nichtsdestotrotz ist man mit Bio-Produkten am besten beraten. Denn was Pflanzenschutzmittel angeht, sind bei Bio-Obst und Gemüse weniger Rückstände zu finden.6 Das Land Baden-Württemberg führt seit 2002 jedes Jahr ein spezielles Überwachungsprogramm für ökologisch erzeugte Lebensmittel durch und konnte nachweisen, dass Bio-Produkte Pestizidrückstände nicht oder nur im Spurenbereich aufweisen.7 Der häufigere Griff zum Bio-Produkt wird einem die Gesundheit langfristig also danken.

Quellen

  1. Umweltbundesamt (2022). Pflanzenschutzmittelverwendung in der Landwirtschaft. (aufgerufenam 09.08.2022)
  2. Gaylord, A., Osborne, G., Ghassabian, A. (2020).Trends in neurodevelopmental disability burden due to early life chemical exposure in the USA from 2001 to 2016: A population-based disease burden and cost analysis. Molecular and Cellular Endocrinology.
  3. Parnell, T.L., Harris, L.J. (2003). Reducing Salmonella on apples with wash practices commonly used by consumers. Journal of Food Protection
  4. Kilonzo-Nthenge, A., Chen, F.C., Gowin, S.L. (2006). Efficacy of home washing methods in controlling surface microbial contamination on fresh produce. Journal of Food ProtectionYang T., Doherty J., Zhao B. (2017). Effectiveness of Commercial and Homemade Washing Agents in Removing Pesticide Residues on and in Apples. American Chemical Society Publications.
  5. Shahnaz, A., Khan, K.M., Sheik, M.A. (2003). Effect of Peeling and Cooking on Nutrients in Vegetables. Pakistan Journal of NutritionGuo C., Yang J., Wei J. (2003). Antioxidant activities of peel, pulp and seed fractions of common fruits as determined by FRAP assay. Nutrition Research.
  6. Barański, M., Srednicka-Tober, D., Volakakis et a. (2014). Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops: a systematic literature review and meta-analyses. British Journal of Nutrition.
  7. Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden Württemberg (2016). Pestizideinsatz bei der Produktion von Bio-Lebensmitteln? (aufgerufenam 09.08.2022)

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