
20. Juni 2025, 20:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Alkoholfreies Bier soll sich ungünstig auf den Blutzucker auswirken, so eine neue Studie, bei der Forscher aus Deutschland und den USA beteiligt waren. Das legt die Vermutung nahe, dass das beliebte Getränk das Diabetesrisiko erhöhen könnte. Stimmt das? FITBOOK-Autorin Friederike Ostermeyer hat sich die Studie angeschaut.
Alkoholfreies Bier ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Vor allem in Deutschland ist die Nachfrage so hoch wie nie. Auch viele Sportler schwören darauf, da es isotonisch ist und einige durch Schwitzen verlorene Mineralstoffe wieder auffüllen kann. Im Jahr 2022 kam eine Studie aus Portugal sogar zu dem Schluss, dass das tägliche Bierchen – in diesem Fall mit Alkohol – für ein vielfältigeres Darmmikrobiom sorgen soll (FITBOOK berichtete). Ein Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum wollte zusammen mit US-Wissenschaftlern genauer herausfinden, wie sich alkoholfreies Bier auf Stoffwechsel, Blutzucker und Gesundheit auswirkt und kam zu einem etwas anderen Ergebnis.1
Übersicht
So lief die Bierstudie ab
Das Forscherteam lud 44 gesunde Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren ein, über einen Zeitraum von vier Wochen täglich zwei kleine Flaschen (insgesamt 660 Milliliter) alkoholfreies Bier zu trinken. Per Zufallsprinzip wurden sie folgenden Getränken zugeteilt: Pilsener, Weizenbier, Radler und Wasser (Kontrollgruppe). Zu Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern die Blutwerte (Zucker, Insulin, Cholesterin, Leberwerte) sowie das Körpergewicht, Körperfett und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms (Darmbakterien aus Stuhlproben) gemessen.
Alkoholfreies Bier ist nicht gleich alkoholfreies Bier
Die Auswertung lieferte Hinweise dafür, dass Radler, also mit Limonade vermischtes alkoholfreies Bier, die negativsten Auswirkungen haben könnte. Bei den Probanden kam es zu einem Anstieg der Glukosewerte und einem tendenziellen Anstieg des Insulins, was auf eine Verschlechterung der Blutzuckerregulation hindeutet. Im Mikrobiom stieg der Anteil der Bakterienstämme Collinsella und Blautia, was sich langfristig negativ auf bestimmte Stoffwechselprozesse auswirken könnte. Auch Weißbier sorgte für erhöhte Blutzucker- und Fettwerte, führte aber überraschenderweise zu einem Rückgang des Körperfetts. Die genaue Ursache bleibt jedoch unklar. Auf die Darmflora hatte bei Weißbier gemischte Effekte. Die Vielfalt nahm leicht ab, wobei der Anteil einiger nützlicher Bakterienstämme zunahm.
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Pilsener Bier schnitt am besten ab
Das Pilsener schnitt am besten ab. Die negativen Auswirkungen dieses alkoholfreien Bieres auf den Blutzucker fielen deutlich geringer aus. Zudem zeigt sich eine Verbesserung bei einem Biomarker, der auf Leberschäden hindeuten kann. Bei anderen Leber-Scores schien es jedoch eher Veschlechterungen zu geben. Auch das Muster der Darmflora änderte sich: Der Anteil der Firmicutes-Bakterien nahm ab, während sich der Anteil der Actinobacteria erhöhte. Beide spielen eine wichtige Rolle bei der Darmgesundheit, können aber, wenn sie ins Ungleichgewicht geraten, zu gesundheitlichen Problemen führen. Bei der Wassergruppe zeigten sich erwartungsgemäß kaum Veränderungen bei den untersuchten Parametern.
Alkoholfreies Bier – doch nicht so gesund?
Bei Mischbier seien die negativen Effekte vor allem auf den zugesetzten Zucker zurückzuführen, heißt es abschließend in der Studie. Doch auch Weißbier und Pilsener enthalten Zucker, meist geringen Restalkohol und somit Kalorien, auch wenn sie den einen oder anderen gesundheitlichen Vorteil mit sich bringen. Diese sind jedoch nicht signifikant. Wenn man negative Auswirkungen auf Blutzucker und Stoffwechsel vermeiden möchte, ist Wasser also immer alkoholfreiem Bier vorzuziehen. Dennoch räumen die Forscher ein, dass die ausschließlich männlichen Probanden, bei denen keine zusätzliche Ernährungskontrolle stattfand, womöglich kein umfassendes Bild abgeben. Zudem ist die Teilnehmerzahl verhältnismäßig klein.

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Diabetes durch alkoholfreies Bier? Das sagt eine beteiligte Forscherin
Kann das als gesund geltende, erfrischende alkoholfreie Bier tatsächlich die Entstehung von Diabetes oder Leberschäden begünstigen? FITBOOK hat bei der an der Studie beteiligten Forscherin Svenja Sydor von der Ruhr-Universität Bochum nachgefragt. „Die Ergebnisse konnten uns keine Hinweise darauf liefern, in welchem Zusammenhang die gemessenen Verschiebungen mit der Entstehung metabolischer Erkrankungen stehen“, gibt sie eine vorsichtige Entwarnung. Dennoch fügt sie hinzu: „Wir wollten vor allem ein Bewusstsein dafür schaffen, dass jedes kalorienhaltige Getränk unseren Stoffwechsel und vor allem die Gesundheit unserer Leber beeinflussen kann.“ Zucker- und kalorienhaltige Getränke sollten daher immer als Genussmittel betrachtet werden. Und so würde Wissenschaftlerin angesichts der Studienergebnisse nicht generell vom Verzehr alkoholfreier Biergetränke abraten.
Alkoholfreies Pils ist allein aufgrund des fehlenden Alkohols immer die bessere Wahl gegenüber herkömmlichem Bier. Wer es aber wirklich gesund haben möchte, sollte seinen Durst mit Wasser löschen.