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Pestizide auf Zitrusfrüchten

Wie viele Mandarinen kann man pro Tag bedenkenlos essen?

Mandarinen
Mandarinen sind besonders in der Weihnachtszeit beliebt Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

14.12.2022, 17:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt Früchte, die mit der Zeit an Aroma hinzugewinnen und immer köstlicher werden – wie zum Beispiel Bananen – und es gibt solche, die rasch an Qualität einbüßen und schrumpelig werden. Zitrusfrüchte ereilt dieses Schicksal: Kaum geerntet, sind sie schon dem Verfall preisgegeben. Damit Mandarinen, Grapefruits und Co. in unseren Supermarkt-Regalen hübsch aussehen und nicht schimmeln, werden sie nach der Ernte mit Pestiziden behandelt – und die sind alles andere als harmlos. Aber was davon nimmt unser Körper da eigentlich alles auf, wenn wir uns einen frischen O-Saft pressen? Wie viele Mandarinen können wir bedenkenlos schnabulieren?

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Zitrusfrüchte gehören zu den nicht nachreifenden Obstarten und müssen deshalb im optimalen Reifezustand geerntet werden. Danach gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder landen sie als unbehandelte Zitrusfrüchte in unseren Bioläden, wo sie recht schnell anfangen zu schimmeln. Oder sie werden mit pilzabtötenden Pestiziden auf Durchhalten getrimmt. Diese verhindern, dass die Orange schimmelt, und verleihen ihr auf Wochen eine glänzende Schale. Der Nachteil: Die Substanz befindet sich nicht nur auf der Schale … sie dringt – wenn auch in verschwindend geringen Mengen – bis ins Fruchtinnere durch. Wie viele Mandarinen und Co. kann man pro Tag bedenkenlos essen? Und reicht es, sich vor dem Verzehr die Hände zu waschen?

Was sind Pestizide?

Pestizide ist der Überbegriff für alle Pflanzenschutzmittel. Darunter fallen vier Gruppen: Herbizide (bekämpfen Unkräuter), Insektizide (bekämpfen Insekten), Molluskizide (bekämpfen Schnecken) sowie Fungizide (bekämpfen Pilze).

Das Kleingedruckte auf unseren Zitrusfrüchten

Tatsächlich muss man das Preisschild am Zitronennetz schon sehr genau studieren, um zu erfahren, welche Wirkstoffe zum Einsatz gekommen sind. Und es sind durchweg Zungenbrecher, was nicht gerade Lust darauf macht, sich näher damit zu befassen. „Imazalil“, „Orthophenyphenol“, „Thiabendazol“, „Pyrimethanil“ und „Propiconazol“… Das kann ja kein Mensch aussprechen! Stimmt. (Wie unsere ahnungslosen Redakteure daran gescheitert sind, sehen Sie übrigens im Video weiter unten).

Wie werden Grenzwerte für toxische Substanzen festgelegt?

Von den fünf genannten Fungiziden sind derzeit in der Europäischen Union bis auf Propiconazol alle genehmigt. Der Genehmigung zugrunde liegt eine gemeinschaftliche Bewertung, an der neben den Behörden der Mitgliedstaaten auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beteiligt ist. Aus Studien, die jeder Hersteller vorlegen muss, leitet die Behörde dann ab, wie viel der Substanz in der Frucht landen darf.

Daraus ergibt sich der sogenannte Rückstandshöchstgehalt. Der Gesetzgeber verfährt dabei nach dem Motto: So viel Gift wie nötig, so wenig wie möglich. Dafür werden für jeden Wirkstoff bezogen auf das Körpergewicht zwei toxikologische Grenzwerte abgeleitet:

  • ADI: Acceptable Daily Intake – Dosis, die man nach aktuellem Kenntnisstand jeden Tag lebenslang problemlos aufnehmen kann
  • ARfD: Acute Reference Dose – Menge, die man an einem Tag ohne gesundheitliche Auswirkungen aufnehmen kann

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Wie viele Mandarinen, Orangen und Co. kann man pro Tag bedenkenlos essen?

Wachsbehandelte Zitrusfrüchte

Eine Person, die bspw. 70 Kilogramm wiegt, schöpft die ADI-Dosis bspw. aus, wenn sie täglich 1,75 Milligramm des Fungizids Imazalil aufnimmt. Laut EFSA befinden sich nach einer Wachsbehandlung entsprechend den zugelassenen Anwendungsbedingungen in einem Kilogramm Zitrusfruchtfleisch etwa 0,02 Milligramm des Wirkstoffs. Für unsere 70-Kilo-Person bedeutet dies, dass sie pro Tag problemlos 87,5 Kilogramm Orangen- oder Mandarinenfruchtfleisch essen kann. Die ARfD wird sogar erst bei über 100 Kilogramm erreicht.

Tauchbehandelte Zitrusfrüchte

Anders sieht es bei tauchbehandelten Zitrusfrüchten aus: Hier schöpft die Person den ADI bereits mit 2,5 Kilogramm Fruchtfleisch aus. Diese Behandlungsmethode werde allerdings in der EU so gut wie nicht mehr eingesetzt, teilte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf Anfrage von FITBOOK mit. „Über das reine Fruchtfleisch konventionell behandelter Zitrusfrüchte werden mit Sicherheit keine toxischen Dosen erreicht“, versichert Jürgen Thier-Kundke vom BfR.

Doch wie sieht es mit Verunreinigungen über die Fruchtschale aus, wo der größte Teil der Pestizide verbleibt? Ist es ausreichend, sich nach dem Schälen oder Auspressen die Hände zu waschen? Oder nimmt man dann trotzdem Fungizide zu sich?

Pestizide auf der Schale: Reicht es, sich nach dem Schälen oder Auspressen die Hände zu waschen?

Fungizide sind recht gut wasserlöslich. Die Antwort ist dennoch nicht so ganz zufriedenstellend: Durch Abwaschen kann man einen Teil der Stoffe entfernen – aber eben nicht alles. Bevor man sich einen frischen O-Saft presst oder eine Mandarine schält, sollte man die Schale unbedingt mit lauwarmem Wasser abwaschen. Und: Nach dem Auspressen bzw. Schälen die Hände noch einmal waschen!

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5 Tipps zum Umgang mit behandelten Zitrusfrüchten

  1. Behandelte Schalen auf keinen Fall verzehren.
  2. Behandelte Früchte vor dem Auspressen unbedingt abwaschen, denn: ein Teil der Stoffe – nicht alles! – kann damit entfernt werden (wasserlöslich)
  3. Darauf achten, dass keine Schalenteile in den Saft gelangen.
  4. Die Hände nach dem Umgang mit behandelten Früchten gut waschen.
  5. Im Supermarkt herrscht Deklarationspflicht. Wenn Sie auf dem Markt einkaufen, fragen Sie den Händler, ob die Ware behandelt wurde.
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Besser Bio…

Abgesehen davon haben Sie natürlich immer noch die Option, Zitrusfrüchte aus ökologischem Anbau zu kaufen. Dort dürfen alle genannten Substanzen nicht verwendet werden. Aber vergessen Sie nicht: Die Ware kann schneller schimmeln! Kaufen Sie daher kleine Mengen ein. Mal ehrlich – so eine Bio-Orange schmeckt doch auch viel besser…

Themen: #noom
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