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Aktuelle Studie

Mundspülung reduziert blutdrucksenkende Wirkung von Sport

Frau benutzt Mundspülung
Antibakterielle Mundspülungen töten nicht nur schlechte Bakterien. Sie schädigen auch die Mundflora – die wiederum den Blutdruck beeinflusst. Eine Studie liefert Sportlern spannende Hinweise. Foto: Getty Images
Anna Echtermeyer
Redakteurin

07.09.2019, 07:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Mundspülungen bekämpfen nicht nur schädliche Bakterien – sie beeinflussen offenbar auch auf die, die den Blutdruck nach sportlicher Aktivität niedrig halten. Eine entsprechende Studie wirft die Frage nach dem Nutzen solcher Wässerchen erneut auf – und zeigt einmal mehr, wie sehr Bakterien unsere Gesundheit beeinflussen.

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Trainieren Sie regelmäßig? Und kommt es gelegentlich vor, dass Sie nach einem kräftezehrenden Workout den Wunsch verspüren, sich den Mund mit Mundspülung zu erfrischen? Glaubt man einer aktuellen Studie, ist das alles andere als eine gute Idee: Sie verzichten demnach auf einen großen Benefit sportlicher Aktivität.

Wissenschaftler der University of Plymouth und dem Center of Genomic Regulation in Barcelona fanden heraus, dass sich die blutdrucksenkende Wirkung von Sport erheblich verringert, wenn Menschen ihren Mund mit antibakteriellem Mundwasser ausspülen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Free Radical Biology and Medicine“ veröffentlicht.

So lief die Studie ab

Die Forscher haben 23 gesunde Erwachsene eine halbe Stunde aufs Laufband geschickt und sie gebeten, sich unmittelbar danach den Mund mit einem antibakteriellen Mundwasser (0,2 % Chlorhexidin) auszuspülen. Ein weiteres Mal sollten sie dies nach 60 bzw. 90 Minuten tun. Ein Teil der Fläschchen war lediglich mit Wasser gefüllt, das nach Minze duftete – die Probanden wussten also nicht, ob sie tatsächlich eine Mundspülung verwendeten. Vor dem Training sowie zwei Stunden danach wurden Blut- und Speichelproben genommen sowie der Blutdruck gemessen; letztere Messung erfolgte zusätzlich eine Stunde nach dem Training.

Das fanden die Forscher heraus

Bei den Minzwasser-Anwendern war der entscheidende obere Wert, der systolische Blutdruck (zeigt, mit welchem Druck Blut vom Herz in den Körper gepresst wird), nach dem Training um 5,2 mmHg niedriger als vorher. Zur Einordnung: Es handelt sich um eine moderate Blutdrucksenkung, nach einem anstrengenden Krafttraining kann der Druck um das Doppelte sinken. Diejenigen, die sich den Mund mit Mundspülung gereinigt hatten, wiesen im Vergleich einen um nur 2,0 mmHg reduzierten Blutdruck auf. Zwei Stunden nach der Aktivität war bei ihnen sogar überhaupt keine Blutdruckminderung mehr messbar – wohingegen der Blutdruck bei der Minzwasser-Gruppe niedrig blieb. Das Mundwasser beschränkte die sportbedingte Blutdrucksenkung also um 60 Prozent – erheblich.

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Was steckt dahinter?

Mundwasser enthält also offenbar Stoffe, die natürliche Prozesse in unserem Körper ausbremsen. Wie ist das zu erklären? Dazu muss man zunächst verstehen, was bei sportlicher Aktivität in den Blutgefäßen passiert und darüber hinaus anhält: Damit wir leistungsfähig sind, produzieren die Blutgefäße Stickstoffmonoxid. Durch das Adernetz schwirrend, dehnt bzw. weitet das Molekül die Gefäße aus und führt dazu, dass die Durchblutung in diesem Abschnitt vergrößert wird – der Blutdruck sinkt und die beanspruchten Muskeln werden gut mit Sauerstoff versorgt, um arbeiten zu können.

Früher ging man davon aus, dass die Adern nur während des Sports stärker durchblutet werden und danach sofort wieder auf Normalmaß zurückgehen, sprich: der Blutdruck rasch wieder ansteigt. Doch inzwischen weiß man, dass der Blutdruck nach dem Training niedrig bleibt.

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Und jetzt kommt die Mundspüllösung ins Spiel: Deren Wirkstoff Chlorhexidin – ein Breitbandantiseptikum mit antibakterieller Wirkung, dessen eigentlicher Job es ist, schädliche Bakterien im Mundraum abzutöten – zieht auch die dort ansässigen Nützlinge in Mitleidenschaft. Es zerstört solche Bakterien, die an der Umwandlung von Nitrat in Stickstoffmonoxid beteiligt sind. Also jenes Molekül, das den Blutdruck niedrig hält. US-Forscher hatten diesen Zusammenhang in der Vergangenheit bereits nachgewiesen; in einer Studie, in der Sport keine Rolle spielte, zeigten sie, dass Chlorhexidin den Blutdruck von Teilnehmern steigen ließ. Nach dem Absetzen normalisierte er sich.

Neu in der vorliegenden Studie ist nun die Rolle dieser Bakterien im Zusammenhang mit Sport. „Es scheint, als wären orale Bakterien der Schlüssel, um die Blutgefäße zu erweitern. Werden sie entfernt, bleiben die Gefäße in ihrem normalen Zustand“, schreibt Craig Cutler, einer der Studienautoren.

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Tipps für eine gesunde Mundflora

Wer von der blutdrucksenkenden Wirkung seines Trainings profitieren möchte (das ist beispielsweise für Bluthochdruckpatienten extrem wichtig), sollte auf eine gesunde Mundflora achten und diese nicht mit – eigentlich ja gut gemeinter – Mundspülung aus der Balance bringen. Die Pro-Tipps hierfür sind alte Bekannte: wenig zuckerhaltige Nahrungsmittel, nicht rauchen, wenig Alkohol – und nicht zu viel Kaugummi kauen.

Themen: Blutdruck
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