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Studie mit Studierenden

Noch fahrtüchtig? Jeder Zweite unterschätzt, wie betrunken er ist

Ein junge Frau trinkt Rotweiin aus einem Glas
Ein Glas Wein geht schon, wenn man noch fahren muss, oder? Einzuschätzen, wie alkoholisiert man ist, fällt vielen Menschen schwer. Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

10.12.2021, 19:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fast jeder Zweite verschätzt sich nach dem Genuss von Alkohol in Sachen Fahrtüchtigkeit gehörig und würde dementsprechend betrunken ins Auto steigen. Zu diesem Ergebnis kam jetzt eine britische Studie mit deutschen Studierenden.

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0,5 Promille im Blut sind hierzulande hinterm Steuer erlaubt – das entspricht je nach Geschlecht und Gewicht einem guten Glas Wein oder einem halben Liter Bier. Allerdings scheint die damit verbundene, leicht alkoholisierende Wirkung die Selbsteinschätzung stark zu beeinträchtigen. Laut einer Untersuchung der University of Cambride mit deutschen Studentinnen und Studenten war ihr Urteilsvermögen nach nur wenigen Schlucken derart eingeschränkt, dass sie nur schwer einschätzen konnten, wie fahrtüchtig bzw. wie betrunken sie wirklich waren. Ebenfalls erschreckend: Die häufigste Todesursache bei jungen Menschen bis 29 Jahre sind alkoholbedingte Verkehrsunfälle.

Je mehr Alkohol wir trinken, desto weniger können wir beurteilen, wie betrunken sie sind

Trunkenheit am Steuer bleibt weltweit ein großes Problem – auch wenn ein klein wenig Alkohol vor Fahrantritt in den meisten Ländern erlaubt ist. Allerdings bleibt es dem Autofahrer selbst überlassen einzuschätzen, wie klein die Menge an Alkohol tatsächlich ist. Und genau das gelingt nicht jedem, erklärt Studienleiter Dr. Kai Hensel in der Universitätsmitteilung.1 „Wie sich zeigte, können wir dieses Urteil nicht immer gut fällen. In unserer Studie hat jeder Zweite nicht erkannt, wie alkoholisiert er war – und das kann verheerende Folgen haben.“

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Zweitägiges Experiment mit 90 deutschen Studierenden

Das Forscherteam teilte 90 junge Männer und Frauen in zwei Gruppen (Studiengruppe und Kontrollgruppe) ein und gab ihnen so lange Bier, Wein oder beides zu trinken, bis sie eine maximale Atemalkoholkonzentration (BrAC) von 0,11 Prozent erreicht hatten. Die Forscher überwachten die Atemalkoholkonzentration von jedem einzelnen mit Testgeräten. Bei jeder Messung forderten sie die Teilnehmer auf, ihre eigene Atemalkoholkonzentration zunächst selbst zu schätzen. Außerdem wurden sie gebeten, sich zu melden, wenn sie glaubten, das gesetzliche Fahrlimit von 0,5 Promille erreicht zu haben. Wie sich laut Studienbericht zeigte, meinte jeder Dritte noch fahrtüchtig zu sein, obwohl er bereits gehörig betrunken war, heißt es in dem Studienbericht, veröffentlichten im „Harm Reduction Journal“.2

An Tag zwei lag über die Hälfte der Teilnehmer falsch

Am nächsten Tag wurde das Experiment wiederholt: Diesmal verschätzten sich mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Probanden. Je mehr Alkohol man in Folge konsumiert, umso schlechter lässt sich der Grad des eigenen Rausches einschätzen, schlussfolgern die Forscher. Diese Tatsache bereitet ihnen besonders Sorgen, denn in England und Wales gilt 0,8 Promille als Obergrenze, was gut einen halben Drink mehr ist. „Womöglich halten sich jeden Tag eine erhebliche Anzahl von Personen für fahrtüchtig, obwohl sie bereits zu betrunken sind, um ein Auto sicher zu steuern“, so Hensel.

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Aufklärung und kostenlose Teststationen als Strategie

Der beste Rat ist und bleibt keinen Tropfen Alkohol zu trinken, sofern man vorhat, noch Auto zu fahren. Pop-up-Stände vor Kneipen, bei denen Konsumenten ihren Promille-Gehalt testen lassen können, wären ebenfalls eine hilfreiche Strategie. Denn was die Forscher bei ihrem Experiment auch herausfanden, war, dass sich das Urteilsvermögen der Teilnehmer unter Anleitung durchaus verbessern konnte.

Quellen

  1. University of Cambridge (2021): Drinkers risk exceeding legal driving limit by underestimating how drunk they are. (aufgerufen am 10.12.2021).
  2. Köchling, J. Geis, B., Chao, C.M. et al. (2021). The hazardous (mis)perception of Self-estimated Alcohol intoxication and Fitness to drive – an avoidable health risk: the SAFE randomised trial. Harm Reduction Journal.
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