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Große Studie aus Deutschland

Wie wirkt sich Alkoholabstinenz auf die Lebenserwartung aus?

Alkoholabstinenz: Personen stoßen mit Biergläsern an
In einer Vergleichsstudie untersuchten Forscher den Zusammenhang zwischen Abstinenz und Sterblichkeitsrate Foto: Getty Images
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FITBOOK Redaktion

12.11.2021, 19:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ist Alkohol gesund? Haben Abstinente etwa ein erhöhtes Sterberisiko? Forscher checkten dazu tausende Daten. Ihre Empfehlung ist eindeutig.

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Alkohol zu trinken, um gesund zu bleiben? Das würde Ulrich John nicht empfehlen. Gemeinsam mit weiteren Co-Autoren kommt der Professor für Präventionsforschung und Sozialmedizin an der Universität Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) in einer kürzlich veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass sich ein erhöhtes Sterberisiko bei Alkoholabstinenz möglicherweise durch andere Faktoren erklärt.1 Zum Beispiel durch einen allgemein schlechten Gesundheitszustand, frühere Probleme mit Alkohol, mit anderen Drogen oder durch tägliches Rauchen.

Ist Alkohol gesund oder leben Abstinente länger?

Ein Glas Rotwein fürs Herz, ein Sekt für den Kreislauf … Dass Alkohol in Maßen genossen der Gesundheit nicht schadet, behaupten nicht nur Gastronomen gerne mal. Auch in früheren Studien wird ein gesundheitsfördernder Effekt von geringem Alkoholkonsum in Erwägung gezogen.2 Man möchte jedoch dennoch meinen, dass Abstinenzler noch länger leben als mäßige Alkoholkonsumenten. Doch das scheint nicht immer der Fall zu sein. Denn in der Greifswalder Studie zeigte sich bei Menschen, die abstinent lebten, sogar eine höhere Sterblichkeitsrate als bei Personen mit geringem bis mäßigem Alkoholkonsum.

Woran das liegen könnte, haben John und sein Team herausfinden wollen. Dazu haben die Forscher Gesundheitsdaten von 4028 deutschen Erwachsenen zufällig ausgewählt und genauer unter die Lupe genommen. Die Daten wurden zwischen 1996 und 1997 erhoben. Zu dem Zeitpunkt waren die Befragten zwischen 18 und 64 Jahre alt. Gefragt wurde nach dem Alkoholkonsum innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate und dem allgemeinen Gesundheitszustand, außerdem zu einem möglichen Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum. Aus einer Nachbeobachtung 20 Jahre später lagen den Greifswalder Forschern zudem Daten zur Sterblichkeit vor.

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Abstinente hatten vorher meist Alkohol konsumiert

447 der Probanden gaben bei der Erstbefragung an, innerhalb der letzten zwölf Monate keinen Alkohol getrunken zu haben. Das waren rund 11 Prozent der Gesamtteilnehmer. 405 der abstinenten Teilnehmer (rund 90 Prozent) hatten früher jedoch wohl Alkohol konsumiert. Bei 322 Probanden zeigte sich mindestens ein Risikofaktor für eine höhere Sterblichkeitsrate. Zum Beispiel litten 35 Prozent der Befragten an einer früheren Alkoholmissbrauchsstörung oder konsumierten Alkohol in riskanten Mengen. Über zehn Prozent schätzten ihre gesundheitliche Situation mittelmäßig bis schlecht ein. Die größte Gruppe bildeten jedoch die Raucher. 50 Prozent gaben an, täglich zu rauchen. Von den 447 abstinenten Studienteilnehmern während der letzten 12 Monate fanden sich zudem 125 Personen, die keine Risikofaktoren aufwiesen.

Interessant: Was die Sterblichkeit bei einer Krebserkrankung, Herz-Kreislauf-Erkrankung oder bei einem allgemein schlechten Gesundheitszustand betraf, zeigte sich kaum ein statistischer Unterschied zu der Gruppe, die Alkohol gering bis mäßig tranken. Diejenigen, die ihr Leben lang auf Alkohol verzichteten, hatten eine erhöhte Sterberate von 1,64 Prozent im Vergleich zu den moderaten Alkoholkonsumenten. Diese Daten wurden dabei um Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Tabakkonsum bereinigt.

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Was empfehlen die Foscher?

Die Autoren der Studie schreiben: „Die Ergebnisse stützen die Ansicht, dass Personen in der Allgemeinbevölkerung, die derzeit alkoholabstinent sind, nicht unbedingt eine kürzere Überlebenszeit haben als die Bevölkerung mit geringem bis mäßigem Alkoholkonsum.“ Ein erhöhtes Sterberisiko bei Abstinenzlern könne größtenteils durch frühere Alkohol- oder Drogenprobleme, riskanten Alkoholkonsum, tägliches Rauchen und eine selbst als mittelmäßig bis schlecht eingeschätzte Gesundheit erklärt werden. Ulrich John: „Die Ergebnisse sprechen gegen Empfehlungen, Alkohol aus gesundheitlichen Gründen zu trinken.“

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Quellen

  1. John  U, Rumpf,HJ, Hanke M, Meyer C. (2021) Alcohol abstinence and mortality in a general population sample of adults in Germany: A cohort study. PLOS Medicine
  2. Corrao G, Rubbiati L, Bagnardi V et al. (2000). Alcohol and coronary heart disease: a meta-analysis Addiction
Themen Alkohol
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