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Forschung aus Deutschland

Bald könnte man Nervenerkrankungen an den Tränen erkennen

Tränendes Auge
Das Auge und die Tränenflüssigkeit rücken immer mehr in den Fokus der Forschung zur Früherkennung von Krankheiten Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

06.12.2019, 17:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Kribbelnde oder taube Finger und Zehen sowie Schmerzen und Taubheitsgefühle in Händen oder Füßen können Hinweise auf Nervenschädigungen sein. Auslöser ist oft eine Neuropathie, also eine Nervenerkrankung, und diese mit dem ersten Auftreten der genannten Symptome bereits ausgebrochen. Um die Neuropathie bestmöglich zu behandeln, sollte die Therapie früh beginnen. Entsprechend bedeutungsvoll könnte ein medizinischer Fortschritt sein, der die Früherkennung erleichtern soll.

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Die jüngere Forschung entdeckt immer mehr das Auge als Fenster zur Gesundheit. Erst im vergangenen Jahr gab es Meldungen aus den USA, dass sich Alzheimer auf der Netzhaut zeigen kann. Bei Neuropathie gibt die Hornhaut Hinweise – das wird in Forschungskreisen schon etwas länger diskutiert. Ganz neu hingegen ist ein Ansatz aus Deutschland, der den Tränenfilm fokussiert.

Zunächst: Was ist Neuropathie?

Neuropathie ist quasi ein Überbegriff verschiedener Arten von Nervenerkrankungen, bei denen Nervenfasern geschädigt werden und dauerhaft verkümmern können. Unbehandelt kommt es früher oder später u.a. zu Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheit) bis hin zu brennenden Schmerzen sowie einem gestörten Temperaturempfinden und Gleichgewichtssinn. Würde man mit der Therapie noch vor dem Auftreten erster Symptome beginnen, könnte man ihr Auftreten und damit einhergehende Beschwerden verhindern. Und das könnte dank PD Dr. Marco Sisignano und seinem Team vom Frauenhofer IME bald möglich sein.

Innovative Methode zur Früherkennung

Wie das Institut in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gibt, haben sie sich bei ihren Versuchen darauf konzentriert, ob sich bei den Probanden Immunzellen in der Tränendrüse ablösen und in den Tränenfilm einfließen. Mit Unterstützung der renommierten Augenexpertin Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben sie herausgefunden, dass der Schlüssel zur Frühdiagnose im Fettanteil der Tränenflüssigkeit liegt.

„Die Lipide können im Prinzip die Funktion von Biomarkern haben“, sagt Sisignano. Als Biomarker werden in der Medizin messbare Kenngrößen bezeichnet, die zum Zweck von Diagnosen oder Prognosen auf  bspw. Krankheiten hindeuten.

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Was haben Tränen mit Nerven zu tun?

Durch die Cornea, also die Hornhaut des Auges, verlaufen keine Blutgefäße, dafür aber viele Nervenfasern. Bereits eine anfängliche Neuropathie kann sich entsprechend mit Strukturveränderungen der Cornea bemerkbar machen. „Wenn man also eine Rückbildung der Nervenfasern erkennen kann, muss sich etwas in der Tränenflüssigkeit befinden, das die Verkürzung bewirkt. Daher fokussieren wir uns auf den Tränenfilm und entnehmen diesen von Patienten mit Papierstreifen oder saugen ihn mit einer Kapillare auf und geben ihn für weitere Analysen in ein Probengefäß“, erläutern die Forscher in der Veröffentlichung.

Das erklärte Ziel sei es, „für die diversen Patientengruppen mögliche Biomarker für die Inzidenz und den Schweregrad der Neuropathie ableiten zu können“. Wenn sich der Ansatz in weiterführenden Untersuchungen durchsetzen sollte – aktuell laufen noch Tests mit 250 Probanden, die von unterschiedlichen Neuropathien betroffen sind –, könnte das der Früherkennung einen großer Dienst erweisen.

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Diagnosestellung bislang schmerzhaft und ungenau

Zur Risikogruppe gehören häufig gesundheitlich Vorbelastete, wie Diabetiker oder Patienten mit Autoimmunkrankheiten, Infektionen oder Alkoholsucht sowie nach Chemotherapien und Dialysen. Um festzustellen, ob eine Neuropathie eingesetzt, musste bislang Gewebe entnommen und zur Analyse eingeschickt werden – ein schmerzhaftes Verfahren, das zudem oft unzuverlässige Ergebnisse hervorbringt, weil die ausgewählten Hautstellen nicht für den gesamten Körper repräsentativ sind.

Themen Neurologische Erkrankungen
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