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Gesundheit

Dieses Medikament könnte vor Darmkrebs schützen

Darmkrebs
Wie kann man Darmkrebs effektiv vorbeugen? Diese Frage wollen Forscher beantworten. Foto: Getty Images
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Sophie Brünke
Nadja Demel,

16.11.2023, 04:54 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung weltweit und betrifft insbesondere Menschen ab 50 Jahren. Im Jahr 2020 gab es 1,9 Millionen Neuerkrankungen weltweit, bis 2040 werden 3,2 Millionen Fälle pro Jahr prognostiziert. Die Heilungschancen hängen oft davon ab, wie weit sich das Karzinom bereits ausgebreitet hat. Forscher haben nun herausgefunden, wie ein gängiges Medikament dabei helfen kann, das Wachstum der Krebszellen aufzuhalten.

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Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Allerdings treten typische Symptome wie Blut im Stuhl oder Darmverschluss erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Umso wichtiger ist eine wirksame Prävention. Neben einer gesunden Ernährung könnten hierbei auch Medikamente bald eine Rolle spielen. Denn bereits in der Vergangenheit wurden Studien mit einem weitverbreiteten Medikament durchgeführt, welches vor allem für seine schmerzstillende Wirkung geschätzt wird: Aspirin. Forschende der Ludwig-Maximilians-Universität München haben neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie Aspirin das Risiko für Darmkrebs eines Menschen senkt und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann.

Was bisher bekannt war

Aspirin beeinflusst Entwicklung von Darmkrebszellen

Laut Forschern der University of California in Irvine (USA) könnte Aspirin die Entwicklung von Darmkrebszellen so beeinflussen, dass diese weniger überlebens- und vermehrungsfähig sind. Demnach verlangsamt Aspirin die Teilung der Tumorzellen und erhöht gleichermaßen die Zelltodrate.

Die entsprechende Studie erschien 2022 im Fachmagazin „eLife“. Co-Autor Dominik Wodarz, Professor für Bevölkerungsgesundheit und Krankheitsprävention am Institut für Öffentliche Gesundheit der University of California erklärte damals: „Krebs entsteht, weil sich Zellen von einem gesunden zu einem krankhaften Zustand entwickeln, in dem sie sich pausenlos teilen. Das passiert, wenn Zellen eine Reihe von Mutationen erworben haben und diese Mutationen ausgewählt wurden. Wir fanden heraus, dass Aspirin diesen Entstehungsprozess beeinflusst und verlangsamt.“

Mathematisches Modell gibt Aufschluss

Das Besondere: Die erwähnte Studie stützt sich nicht allein auf empirische Ergebnisse. Stattdessen entwickelte Hauptautorin Natalia Komarova, Professorin für Mathematik an der University of California, ein mathematisches Modell, anhand dessen die Inzidenz auf Bevölkerungsebene vorhergesagt werden konnte, wenn man die Zellkinetik durch eine Behandlung mit Aspirin veränderte.

„Wir dachten, dass eine verlangsamte Entwicklung von Krebs aufgrund von Aspirin irgendwie aus einer verlangsamten Entwicklung der Zellen in Richtung Bösartigkeit entstehen muss“, erklärte Komarova. Was sie überrascht habe: „Das vorhergesagte Ausmaß stimmte mit der in epidemiologischen Studien in der menschlichen Bevölkerung beobachteten Schutzwirkung überein.“

Erfahren Sie hier alles Wichtige rund um Darmkrebs – von den ersten Anzeichen, über die Diagnose, bis hin zur Therapie und Nachsorge!

Studie mit Lynch-Syndrom-Patienten

Die Wirkung von Aspirin auf Patienten mit Lynch-Syndrom war bereits 2011 Gegenstand einer Studie. Dabei handelt es sich um eine Erbkrankheit, die das Risiko für die Entwicklung bestimmter Krebsarten wie Darmkrebs erhöht. Die Patienten nahmen zwei Jahre lang täglich 600 Milligramm Aspirin zu sich. Das Ergebnis: Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, sank um 63 Prozent.

In einer aktuellen Studie konnte nun erstmals nachgewiesen werden, wie Aspirin auf Zellen von Darmkrebs wirkt. Doch welcher Mechanismus steckt hinter diesem Effekt?

Forscher entschlüsseln die Wirkung von Aspirin auf Darmkrebs

Die Forscher nutzten für ihre Studie, deren Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift „Cell & Disease“ veröffentlicht wurden, menschliche Dickdarmzellen, welche sie in unterschiedlichen Dosierungen mit einem Metabolit von Aspirin, dem Salicylat, behandelten.

Weiterhin wurde die Wirkung von Salicylat auf die Metastasenbildung in Darmkrebszellen von Mäusen für fünf Wochen untersucht. Eine Metastase ist eine Absiedlung des ursprünglichen Tumors, er „streut“.

Aspirin regt die Bildung krebshemmender Moleküle an

Die Forscher fanden heraus, dass Aspirin die Produktion von zwei tumorhemmenden Molekülen namens miR-34a und miR-34b/c anregte.

Das zeigt, dass die miR-34-Gene entscheidend zum krebshemmenden Effekt von Aspirin beitragen. Denn Aspirin war nicht in der Lage, Migration, Invasion und Metastasierung in miR-34-Zellen zu verhindern, die einen Mangel dieses Gens aufwiesen.

Ebenso hemmte Salicylat die Lebensfähigkeit von Zellen und löste Apoptose (ein programmierter Zelltod) in Darmkrebszellen aus.

Die Studienergebnisse sind ein entscheidender Hinweis darauf, dass Aspirin bereits in niedrigen Dosen (75–300 Milligramm) eine positive Wirkung auf die Prävention von Darmkrebs aufweist.

Mehr zum Thema

Kann ich Aspirin gegen Darmkrebs einnehmen?

Stand jetzt sollten Sie keinesfalls eigenständig Aspirin als eine Art „Darmkrebs-Prophylaxe“ einnehmen. Vorher muss dieser molekulare Mechanismus genauer untersucht werden.

Zudem wurde die Studie der Münchener Forscher an kultivierten Zellen und Mäusen durchgeführt, nicht an Menschen. Was fehlt, ist eine Humanstudie mit Dickdarmkrebs-Patienten, die Aspirin unterschiedlich dosiert einnehmen. So wird erkennbar, ob Aspirin das Fortschreiten der Krankheit bei Menschen verlangsamen kann.

Ebenso sollte das präventive Potenzial mit Probanden untersucht werden, die ein hohes Risiko aufweisen, an Darmkrebs zu erkranken.

Und: So weitverbreitet und gängig viele Menschen Aspirin einnehmen – man sollte nicht vergessen, dass es sich um ein Medikament handelt, welches mögliche negative Nebenwirkungen auf die Gesundheit haben kann. Mehr zu diesem Thema haben wir hier zusammengetragen.

Themen Darmgesundheit Darmkrebs Krebs
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