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Gründliche Reinigung

Wie sinnvoll sind Zungenschaber für die Mundhygiene?

Ein Zungenschaber
Bei der Mundhygiene sollte die Zunge nicht vergessen werden Foto: Getty Images

01.03.2024, 04:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mehr als die Hälfte der (vielen) Bakterien im Mundraum befinden sich auf der Zunge. Deshalb empfehlen einige Zahnärzte ihren Patienten, diese gründlich zu reinigen. Beispielsweise per Zungenschaber. Doch was bringt eine gründliche Zungenhygiene wirklich – und was nicht?

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Die raue Oberfläche der Zunge bietet Bakterien einen optimalen Nährboden. Kein Wunder, dass ein Großteil der Millionen Mikroorganismen, die sich im menschlichen Mundraum befinden, auf und zwischen den kleinen Erhebungen des Zungenrückens lebt. Manche von ihnen produzieren Geruch absondernde Schwefelverbindungen, weshalb eine mögliche Ursache für Mundgeruch buchstäblich auf der Zunge liegen kann. Menschen mit einer entsprechenden Neigung tun also gut daran, neben der Zahn- auch auf die Zungenpflege zu achten.

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Wie benutzt man einen Zungenschaber?

Der Zungenschaber wird am hinteren Bereich des Zungenrückens angelegt und sanft nach vorne gezogen. Fahren Sie drei Bahnen entlang, also einmal rechts von hinten noch vorne, einmal links von hinten nach vorne und das Gleiche noch einmal mittig. Zwischendurch den Zungenschaber bitte immer kurz unter fließendes Wasser halten. Am besten halten Sie die Zungenspitze mit der anderen Hand zwischen Daumen und Zeigefinger fest. Gegen Wegrutschen können Sie sich mit einem trockenen Taschentuch helfen.

Alternativ zum Zungenschaber kann man natürlich auch die Borsten einer sehr weichen Zahnbürste verwenden oder, noch besser, die Gummi-Rippen auf der Rückseite, mit denen einige Zahnbürsten extra für diesen Zweck überzogen sind.

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Wie reinigt man einen Zungenschaber?

Ebenso wie die Zahnbürste muss natürlich auch der Zungenschaber gereinigt werden. Das Gerät dafür gründlich mit Wasser ausspülen und danach, am besten im Zahnputzglas, an der Luft trocknen lassen. In einen Schrank gestellt, würden sich Keime einfacher vermehren können. Spätestens nach zwei Monaten sollten Sie den Schaber durch einen neuen ersetzen.

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Hilft ein Zungenschaber bei Parodontitis?

Bekanntlich beeinflussen Bakterien im Mundraum – neben dem Atem – auch die Zahn- und Zahnfleischgesundheit. So können sie zu Parodontitis (Zahnbettentzündung) führen und auch im Rahmen der Behandlung immer wieder zu einer „Rekolonisierung“ von parodontitischen Zahnfleischtaschen führen. Auch hier könnte eine regelmäßige Zungenreinigung sinnvoll sein, dürfte man meinen. Ist es aber wohl nicht.

Die Fachautoren von „Zm online“ (News-Portal der Bundeszahnärztekammer und Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zahnärztekammern) stellten 2018 eine belgische Studie vor, in der etwaige Verbesserungen von Parodontitis durch Zungenreinigung untersucht worden waren. Darin hatten die Wissenschaftler 22 Probanden über einen Zeitraum von zwei Wochen täglich nach spezieller Anweisung ihre Zungenschleimhaut reinigen lassen – die Hälfte von ihnen mit einem Zungenschaber, die andere mit einer Zahnbürste. Alle Studienteilnehmer waren grundsätzlich gesund, litten jedoch an mittelschwerer bis schwerer Parodontitis und Zungenbelag. Dagegen hatten sie bislang keine Maßnahmen ergriffen.1,2

Keine Auswirkungen auf Bakterienlast im Mund

Das Ergebnis: Bei einer ganzen Reihe von Probanden beider Gruppen hatte das Reinigen der Zunge eine sichtbare Verringerung der Zungenschicht bewirkt. Davon unberührt blieb jedoch die Bakterienlast im Mundraum – sowohl auf dem Zungenrücken als auch im Speichel. Die Zunge bleibe also weiterhin ein „Reservoir für Parodontopathogene“, auch wenn sie mechanisch gesäubert würde, so das Fazit.

Zugegeben, die Probandengruppe war verhältnismäßig klein. Dennoch folgern die „Zm online“-Autoren, dass bei der Parodontose-Prophylaxe und -Behandlung begleitende Maßnahmen noch wichtiger seien als das Reinigen der Zunge. Dazu gehört zweimal täglich Zähne putzen sowie Zahnseide verwenden, die richtige Putztechnik und regelmäßiges Kaugummikauen, um Bakterien und Säuren aus dem Mund zu spülen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Warum man seinen Mund nach dem Zähneputzen nicht direkt ausspülen sollte

Die meisten Menschen spülen nach dem Zähneputzen den Mund aus, um restliche Zahnpasta loszuwerden. Allerdings verriet ein Experte auf FITBOOK-Nachfrage für einen Artikel zu dem Thema, dass dies nicht das Beste für die Zähne sei. „Ein wesentlicher Bestandteil der meisten Zahnpasten ist das Mineral namens Fluorid. Fluorid hilft dabei, Karies vorzubeugen, indem es bei der Aufnahme von Kalzium in den Zahnschmelz hilft und die Zähne zugleich widerstandsfähiger gegen Säureangriffe macht“, erklärte uns Zahnmediziner Dr. Joachim Hüttmann aus Bad Segeberg. „Wenn man nun seinen Mund kräftig ausspült, kann das Fluorid, das auf die Zähne wirkt, vorzeitig ausgewaschen werden. Wenn man hingegen die aufgeschäumte Zahnpasta nur ausspuckt, ohne anschließend mit Wasser nachzuspülen, verbleibt mehr Fluorid im Mund und kann seine Wirkung weiter entfalten.“

Kann ein Zungenschaber auch schädlich sein?

Die größte Sorge bei vielen Nutzern ist die Stimulierung des Würgereflexes beim Zungenschaben. Im schlimmsten Fall führt der Reflex dazu, dass man sich beim Reinigen der Zunge übergeben muss. Um das zu vermeiden, sollte man – insbesondere bei den ersten Anwendungen – den Schaber bei der Mitte der Zunge ansetzen und sich bei jeder neuen Benutzung Stück für Stück weiter nach hinten bewegen. Dadurch gewöhnt man sich ein wenig an die Stimulation und der Würgereflex nimmt ab oder bleibt aus.

Daneben besteht die Gefahr, dass man sich durch eine zu unvorsichtige und aggressive Benutzung des Zungenschabers an der Zungenoberfläche schneidet. Dementsprechend wichtig ist es, bei dem Schaber vor der Nutzung nach Ecken und Kanten zu suchen, sodass die Verletzungsgefahr minimal gehalten wird. Auch der ausgeübte Druck trägt zum Verletzungsrisiko bei: Um die Geschmacksknospen nicht zu schädigen, sollte man den Schaber sanft, aber auch fest genug, sodass die Bakterien alle entfernt werden können, über die Zunge ziehen.

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Fazit

Zusammengefasst kann eine vorsichtige, tägliche Abreibung vor Mundgeruch schützen und zudem ein intensiveres Geschmacksempfinden bescheren, welches unter muffigen Belägen leidet. Übertreiben sollte man es aber trotzdem nicht. Wer zu grob bzw. zu oft auf die Zunge losgeht, zerstört im Zweifelsfall mehr, als er verbessert.

Wer ständig unter Mundgeruch leidet und/oder sich aufgrund der Farbe und des Belags auf seiner Zunge Sorgen macht, sollte in jedem Fall einen Zahnarzt aufsuchen. Im Zweifel kann dieser weitere Tipps zur richtigen Mund- und Zungenhygiene geben und Klarheit über die möglichen Ursachen schaffen.

Quellen

Themen #peloton Zahngesundheit

Quellen

  1. Laleman, I., Koop, R., Theugels, W. et al. (2017). Influence of tongue brushing and scraping on the oral microflora of periodontitis patients. Journal of Periodontal Research. ↩︎
  2. Zm online. Zungenreinigung verringert nicht die Bakterienlast. (aufgerufen am 29.2.2024) ↩︎
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