Das Hämorrhoidalleiden ist häufiger, als viele denken – und sollte deshalb kein Tabuthema sein. FITBOOK erklärt mögliche Ursachen für vergrößerte Hämorrhoiden, welche Beschwerden sie verursachen können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Laut der AOK lassen sich etwa vier Prozent der Erwachsenen in Deutschland wegen vergrößerter Hämorrhoiden von einem Arzt behandeln. Da das Leiden aber nach wie vor mit viel Scham einhergeht, dürfte die Dunkelziffer von Betroffenen weit höher liegen. Laut Experten wird schätzungsweise jeder zweite Deutsche über 30 Jahre in seinem Leben Hämorrhoiden-Beschwerden bekommen. Wir erklären, an welchen Anzeichen man das Leiden erkennen kann und welche Therapien helfen können.
Übersicht
Durch welche Beschwerden machen sich vergrößerte Hämorrhoiden bemerkbar?
Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Bei ihnen handelt es sich um die Gefäßpolster am Ende des Dickdarms. Gemeinsam mit dem Schließmuskel kontrollieren sie die Entleerung des Darms. Bemerkbar machen sie sich erst, wenn sie vergrößert sind. Je nach Grad können sie dann verschiedene Beschwerden verursachen. Typisch für ein Hämorrhoidalleiden sind ein Druckgefühl im After, Juckreiz, Nässen und Blutungen.
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Die unterschiedlichen Grade von Hämorrhoidalleiden
Grad 1
Die Hämorrhoiden sind nur leicht vergrößert und von außen nicht sichtbar.
Grad 2
Die Hämorrhoiden sind stark vergrößert. Beim Stuhlgang – und manchmal auch bei körperlichen Aktivitäten – können sie aus dem After austreten, ziehen sich aber von allein wieder zurück.
Grad 3
Die Gefäßpolster sind so weit vergrößert, dass sie beim Gang auf die Toilette und bei körperlicher Belastung aus dem After austreten und sich nicht wieder von allein zurückziehen. Mit der Hand können sie aber noch zurückgeschoben werden.
Grad 4
Die Hämorrhoiden hängen dauerhaft aus dem After heraus. Das heißt, sie ziehen sich nicht mehr zurück und können auch nicht mehr zurückgeschoben werden.
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Mögliche Ursachen
Die Hämorrhoiden vergrößern sich, weil sich die Blutgefäße in den Gewebepolstern erweitern. Das kann aus unterschiedlichen Gründen geschehen. Als wichtigste Ursache gilt zu starkes Pressen und Nachpressen beim Stuhlgang. Dadurch erhöht sich der Druck auf das letzte Stück des Enddarms, den sogenannten Analkanal – und das kann dauerhaft zu den Hämorrhoiden-Beschwerden führen.
Faktoren, die dies begünstigen sind:
- chronische Verstopfung oder häufiger Durchfall
- Übergewicht
- das Heben schwerer Gegenstände
- Schwangerschaft und Geburt
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Wie wird ein Hämorrhoidalleiden behandelt?
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad des Leidens und der damit verbundenen Symptome.
Hausmittel, Salben und Zäpfchen
Bei leichten Fällen helfen Salben und Zäpfchen. Zumeist werden Salben und Pasten mit Zink, Panthenol oder pflanzlichen Wirkstoffen wie Hamamelis oder Aloe Vera empfohlen. Sie sind in Apotheken und Drogerien erhältlich. Mit Zäpfchen oder Analtampons lassen sich die Beschwerden zielgenauer behandeln. Auch sie gibt es in der Apotheke. Ebenfalls dort erhältlich: Sitzbäder, die z. B. den Juckreiz lindern können.
All diese Maßnahmen können die Beschwerden verringern, ändern aber nichts an der Ursache.
Operation
Ist der Schweregrad des Leidens größer und sind die Beschwerden stärker, dann können medizinische Eingriffe helfen. So kann ein Arzt die Hämorrhoiden veröden (Sklerosierung), was sie wieder schrumpfen lässt.
Eine weitere Methode ist die Gummibandligatur. Dabei wird ein kleiner Gummiring über das vergrößerte Hämorriden-Gewebe gestreift, das dann das vorgefallene Hämorrhoidalgewebe hochzieht und überschüssiges Gewebe abbindet. Dieses wird dadurch nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Nach einigen Tagen fällt es zusammen mit dem Gummiring einfach ab.
Schließlich gibt es auch noch Operationsmethoden, die die Hämorrhoiden raffen, die Durchblutung verringern und dazu führen sollen, dass die Schwellkörper wieder schrumpfen bzw. an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren. Diese nennen sich Rekto-Anal-Repair (RAR) und Doppler-gesteuerte Hämorridalarterien-Ligatur (HAL).
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Wie kann man vergrößerte Hämorrhoiden vorbeugen?
Vorbeugend hilft es im Fall von Übergewicht, zu versuchen, abzunehmen. Wer an Verdauungsproblemen, vor allem Verstopfung leidet, sollte dem auf den Grund gehen. Eine ausgewogene und vor allem ballaststoffreiche Ernährung mit Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten, dazu viel körperliche Bewegung und ausreichend Flüssigkeit helfen, einen harten Stuhl und damit unnötiges Pressen beim Toilettengang zu vermeiden. Indem man wichtige Risikofaktoren entfernt, kann man verhindern, dass es zum Hämorrhoidalleiden kommt.
Quellen
- AOK Gesundheitsmagazin. Tabuthema Hämorrhoiden – gar nichts so Ungewöhnliches. (aufgerufen am 26.04.2022)
- Apotheken Umschau. Hämorriden: Anzeichen, Hausmittel, OP. (aufgerufen am 26.04.2022)
- Universitäts Spital Zürich. Hämorrhoidenleiden. (aufgerufen am 26.04.2022)
- gesundheitsinformation.de. Vergrößerte Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden). (aufgerufen am 26.04.2022)