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Eingeklemmter Nerv

Kann Radfahren Männer impotent machen?

Mann radelt zur Arbeit
Mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, ist gut für das Herz-Kreislauf-System, soll dauerhaft aber auf Kosten der Standkraft und Fruchtbarkeit gehen. FITBOOK hat bei Experten, ob das stimmt. Foto: Getty Images
Laura Pomer
Laura Pomer

25.09.2020, 13:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Radfahrer kennen das wahrscheinlich: Nach längerem Sitzen auf dem harten Sattel schlafen gerne mal die Genitalien ein. Unangenehm – und angeblich nicht unbedenklich. FITBOOK fragte bei Experten nach, ob am Mythos, Radfahren gehe auf Kosten der Fruchtbarkeit, wirklich etwas dran ist.

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Macht Radfahren impotent? Der Männlichkeit soll Fahrradfahren jedenfalls so gar nicht zuträglich sein. Dieser Annahme ging u. a. der Londoner Urologen Vinod Nargund in einer Untersuchung aus dem Jahr 2008 auf den Grund. Grund sei, dass beim Radeln der Großteil des Körpergewichts auf dem Damm lastet, also auf der Stelle zwischen den Beinen, an der viele Nerven zum Penis verlaufen. Die Kombination aus Beengtheit und Druck soll laut Nargurd Verletzungen verursachen, beschreibt er im Fachblatt „BJU International“, und ein verstärktes Risiko auf „schwere Probleme im Genitalbereich bis hin zur Impotenz“ nach sich ziehen.

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Erektionsstörungen durch Fahrradfahren?

Die Durchblutung im Bereich der empfindlichen Weichteile werde durch die Position auf dem Fahrrad um bis zu 70 Prozent verringert, was zu Taubheitsgefühlen führen könne. Wie Urologe Nargund weiter ausführt, verstärke ein harter Sattel das Problem. Aber macht Radfahren dadurch impotent? Möglicherweise. Denn auch wenn das eingeschlafene Gefühl nach einigen Minuten nachlässt: Nargund attestiert 60 Prozent der Männer, die regelmäßig aufs Rad steigen, eine stark erhöhte Wahrscheinlichkeit auf Erektionsstörungen und Probleme mit der Zeugungsfähigkeit.

Mann trägt sein Fahrrad
Wenn es wirklich auf Kosten der Standfestigkeit geht, sollte man(n) das mit dem Radeln besser lassen. Oder? Foto: Getty Images

Expertin gibt Entwarnung

Dr. Katrin Hahn ist Oberärztin an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Charité und bestätigt, dass etwaige Taubheitsgefühle daher rühren, dass ein Nerv für einen längeren Zeitraum eingeklemmt war. Wurde er nach den ersten Kribbelerscheinungen nicht entlastet, fühlt er sich mehr und mehr gelähmt an. Ein echtes Problem sei das nicht – schließlich wisse der Betroffene, woher die Symptome rühren – und „das Gefühl kehrt einfach nach Minuten oder wenigen Stunden zurück.“ Erst, wenn dies nicht der Fall ist, empfehle sich das Vorstellen beim Arzt.

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Aber: Eine Gefahr besteht doch

Auch Professor Sigmund Pomer, Facharzt für Urologie in Heidelberg, sieht im Fahrradfahren kein echtes Gesundheitsrisiko. Es habe allerdings eine Tücke. Dem Experten zufolge beeinflusse regelmäßiges Radfahren einen bestimmten Laborwert: das prostataspezifische Antigen. Es werde im entsprechenden Organ freigesetzt – und zwar übermäßig, wenn Druck auf die männlichen Weichteile ausgeübt wurde. Entsprechend sei er zur Bestimmung etwaiger Prostataerkrankungen nicht mehr zuverlässig, schlimmstenfalls führe er zu einem falschen Befund. „Es empfiehlt sich daher, in den Tagen vor einer anstehenden Blutabnahme zur Prostatauntersuchung vom Fahrradfahren abzusehen.“

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Diese Vorkehrungen können nicht schaden

Auch ohne nachhaltige Folgen könnten die meisten Radler wohl gut auf eingeschlafene Weichteile verzichten. Experten raten daher zu gepolsterten Hosen und weichen, idealerweise breiteren Satteln. Insbesondere auf längeren Touren: zwischendurch ruhig einmal im Stand in die Pedale treten! Variation in der Bewegung unterstützt die Durchblutung.

Zwei Rennfahrer
Wer – etwa beim Bergauffahren – auch einmal im Stehen strampelt, hat in puncto Durchblutung nichts zu befürchten

Anmerkung: Der von FITBOOK befragte Urologe Prof. Pomer ist mit der Autorin dieses Artikels verwandt.

Themen Männergesundheit Radfahren
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